Den jeweils 2. Sonntag im Juni sollten sich Gartenfreunde und Kleingärtner in Deutschland rot im Kalender anstreichen, denn an diesem Datum feiern wir bundesweit als den sogenannten Tag des Gartens. 2016 fällt dieser Aktionstag somit auf den heutigen 12. Juni. Was es damit auf sich hat und warum dieser deutsche Ehrentag des Gartens unter dem diesjährigen Motto: Wir machen Städte grüner einen festen Platz in der Sammlung der kuriosen Feiertage aus aller Welt verdient, erzählt der vorliegende Beitrag.
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Wer hat den deutschen Tag des Gartens ins Leben gerufen?
Im Gegensatz zu vielen anderen Feier- und Aktionstagen im Rahmenkalender der kuriosen Welttage gibt es zum Tag des Gartens eine ganze Reihe an Hintergrundinformationen. Aber der Reihe nach.
Ins Leben gerufen wurde der Tag des Gartens bereits 1984 vom Bundesverband Deutscher Gartenfreunde e.V. (BDG) und seines damals amtierenden BDG-Präsidenten Hans Stephan. Ziel der damaligen Initiative war es, die Bedeutung des Gartens und der Gärtnerei stärker ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Den Initiatoren ging und geht es dabei vor allem um die folgenden Aspekte:
- Zum einen den positiven Einfluss des Kleingartens und der Gartenarbeit auf die Physis und Psyche des Menschen,
- zum anderen um die städtebauliche, ökologische und soziale Bedeutung des Kleingartenwesens.
Wie dem auch sei, ein solcher Ehrentag für Gartenarbeit reiht sich natürlich ganz wunderbar in die Liste der bisherigen Anlässe für Blumen, Pflanzen und Botanik. Exemplarisch sei dazu auf die folgenden Termine aus der Sammlung der kuriosen Welttage verwiesen:
- der Tag der Zimmerpflanzen (engl. National Houseplant Appreciation Day) am 10. Januar,
- der Rosentag – Tag der Rose in der Valentins-Woche (engl. Rose Day) am 7.Februar,
- der Pflanz-eine-Blume-Tag (engl. National Plant a Flower Day) am 12. März,
- der Ehrentag der Pflanze (engl. International Plant Appreciation Day) am 13. April,
- der Ehrentag des Unkrauts (engl. Weed Appreciation Day) am 28. März,
- der Gieß-eine-Blume-Tag (engl. Water a Flower Day) am 30. Mai oder
- der Tag der Gartenarbeit (engl. National Gardening Exercise Day) am 6. Juni.
Wann wird der Tag des Gartens gefeiert?
Wie eingangs bereits erwähnt, handelt es sich beim Tag des Gartens um einen flexiblen Termin, der seit 1984 immer auf den jeweils zweiten Sonntag im Juni fällt. Auch wenn ich im Zuge der Recherchen nicht herausfinden konnte, worin konkret die Wahl des Datums begründet ist, erscheint die Wahl eines Sonntags im Juni durchaus passend. Immerhin haben hier die meisten Leute frei und auch die Gärten dürften eine Menge ihrer Blütenpracht zeigen.
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Eine kurze historische Randnotiz: Der 2014er Auflage des Tags des Gartens am 15. Juni kam eine besondere Rolle bzw. Bedeutung zu, als dass in diesem Jahr das 150-jährige Jubiläum des Leipziger Kleingärtnervereins Dr. Schreber begangen wurde. Dementsprechend feierte der BDG in Zusammenarbeit mit zahlreichen Leipziger Bürgern, Politikern und natürlich Gartenfreunden das gesamte Wochenende rund um den 15. Juni im Zeichen dieses Jubiläums. Das damalige Motto lautete: 150 Jahre – und kein bisschen altmodisch.
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Als kleinen Service für alle Gartenfreunde gibt es im Folgenden die anstehenden Termine des Tags des Gartens für die kommenden Jahre:
- Sonntag, 12. Juni 2016
- Sonntag, 11. Juni 2017
- Sonntag, 10. Juni 2018
- Sonntag, 9. Juni 2019
- Sonntag, 14. Juni 2020
- Sonntag, 13. Juni 2021
- Sonntag, 12. Juni 2022
- Sonntag, 11. Juni 2023
- Sonntag, 9. Juni 2024
- Sonntag, 8. Juni 2025
Eine kurze Kulturgeschichte – Von Klostergärten, Schrebergärten und Urban Gardening
Vor diesem Hintergrund lohnt es sich weiterhin, einen Blick auf die historische Entwicklung von der Schrebergartenbewegung hin zum modernen Urban Gardening zu werfen.
Zunächst ein paar Worte zur begrifflichen Definition eines Gartens: Ein Garten ist ein räumlich begrenztes Stück Land, auf dem Pflanzen unterschiedlichster Art angebaut und teilweise intensiv gepflegt werden. Im Gegensatz zu Parks und anderen öffentlichen Grünflächen werden Gärten meist privat genutzt. Sinn und Zweck ist oftmals weniger der Ertrag von Nutzpflanzen, als vielmehr die Nutzung als Raum der Erholung und Entspannung.
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Ein Garten kann Hobby, aber auch Ort der Kontemplation sein. Nicht umsonst schreibt Alexander Kluge in seinem Text Gärten sind wie Brunnen (2011) dem Klostergarten des europäischen Mittelalters eine besondere Rolle als Hortus Conlusus zu, einem abgegrenzten Ort, der die zuvor skizzierten Aspekte vereint:
In der Mitte solcher Klöster gab es einen Garten, der wichtigere Teil davon verschlossen, und hier fanden sich die schönsten Pflanzen und die Heilmittel konzentriert. Gelehrte Brüder und befehlsgewohnte Äbte hielten sich dort zu ausgewählten Zeiten auf. Dieses Gärten waren nicht alltäglich […]. Einen solchen Garten nennt man Hortus Conlusus, der Heiligen Jungfrau geweiht, aber auch offen für die Texte Homers, Ovids oder der Gnosis, wenn die Obrigkeit nicht aufpasst. […] Ein moderner Mensch braucht beides: das Haus (die Höhle) und seinen Acker (die Horizonte). Von diesen beiden Notwendigkeiten unterscheiden sich die Gärten. Es gibt die offenen, die wie die englischen viel Natur aufnehmen, und die geschlossenen, wie die heiligen Haine Hölderlins. Anders als bei Äckern haben ihre Flächen nichts mit Nutzen zu tun. Von den Häusern und den Treibhäusern unterscheiden sie sich, weil sie keinen Zeitdruck kennen und auch ohne Menschen vorhanden sind. Sie warten dann eben. Sie sind auch ein spätes Echo des Paradieses, in dem die zwei Menschen dort lange nicht das Wichtigste waren. Die Gärten, die so verschieden sind wie ein Hortus Conclusus, ein Locus Amonenus, ein Garten voller Unkraut oder die Ruinengärten des 18. Jahrhunderts, gibt es als umbauten Raum, aber auch im Inneren des Menschen.
(Quelle: Alexander Kluge: Gärten sind wie Brunnen, aus: Text und Kritik XI/11, S. 5f.)
Mit dem Aufkommen der Schrebergärten wurde dieser Aspekt allerdings wieder stärker in Richtung Nutzgarten und dem Anbau von Gemüse, Obst und Kräutern verschoben. Inzwischen gehen nicht wenige Stimmen soweit, die Schrebergartenbeweung und das Kleingartenwesen als die Keimzeile des modernen europäischen Urban Gardering zu verorten.
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Inwieweit dem zuzustimmen ist, lasse ich an dieser Stelle einmal dahingestellt. Fakt aber ist, dass bereits die frühen Schrebergärten unter der Prämisse standen, Grünflächen im städtischen Raum zur Verfügung zu stellen, auf denen u.a. Kinder spielen, Sport treiben und vor allem etwas über die heimische Fauna lernen können sollten. Soweit der Rückgriff ins 19. Jahrhundert.
In den 1970er Jahren betrat in New York eine Gärtnerbewegung die Bühne, die unter dem Schlagwort des Guerilla Gardening die heimliche Aussaat von Blumensamen als politischer Protest praktizierte. Anfänglich noch als radikale Spinner abgetan, scheint der Kerngedanke inzwischen immer mehr in der Mitte der Gesellschaft angekommen zu sein. So erhält das sogenannte Urban Gardening gerade in den großen Metropolen der Welt einen immer größeren Zuspruch und es werden zahlreiche Versuche unternommen, die vorhandenen städtischen Flächen (z.B. Dächer, Brachlandschaften usw.) im Sinne eines neuen ökologischen Bewusstseins dazu zu nutzen, vor allem Obst und Gemüse im urbanen Raum anzupflanzen.
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Den Betreibern dieser städtischen Gärten geht es vor allem darum, die Nahrung dort herzustellen, wo man sie essen will. Eben in den Städten selbst. Auch wenn sich inzwischen eine ganze Reihe von Stadtplanern und Architekten mit dem Gedanken bzw. der Konzeption beschäftigen, wie solche Gartenstrukturen langfristig in das zukünftige Stadtbild integriert werden können, bleibt zunächst abzuwarten, was sich von diesem Versprechen ökologischer Nachhaltigkeit im urbanen Raum durchsetzen kann bzw. wird.
In diesem Sinne: Euch allen einen tollen Tag des Gartens.
Weiterführende Links zum Tag des Gartens:
- Bundesverband Deutscher Gartenfreunde e.V. (BDG): www.kleingarten-bund.de (deutsch)
- Website des Deutschen Kleingärtner Museums: www.kleingarten-museum.de (deutsch)
- Interview mit Heike Boomgaarden: Reif für Obst und Gemüse auf enorm-magazin.de (deutsch)
- Constantin Wißmann: Urban Gardening: Stadtluft macht Blei auf spiegel-online.de (deutsch)
- Alexander Kluge: TEXT+KRITIK – Zeitschrift für Literatur Heft 85\86 – Neufassung November 2011, 155 Seiten (deutsch)