Der heutige 15. September steht ganz im Zeichen des Hutes, genauer gesagt des Filzhutes. Denn heute wird in den USA der Nationale Tag des Filzhuts (National Felt Hat Day) gefeiert. Und wie feiert man einen solche wahrlich kuriosen Feiertag? Am besten mit dem Tragen eines Filzhutes. Wie auch sonst. Wer noch keinen hat (Achtung Wortspiel!!!), für den fällt passender Weise auf den 15. September gleich auch noch der Make a Hat Day, an dem – vor allem in amerikanischen Kindergärten und Grundschulen – Hüte selbst gebastelt und dann natürlich auch getragen werden. Auf den kuriosen Feiertagen steht heute aber zunächst einmal der Tag des Filzhuts, der National Felt Hat Day im Fokus.
Vielen Dank an Janet Binder von www.duckontour.de für das Foto dieses Hutstandes aus Ecuador.
Fedora – eine Prinzessin als Namensgeberin für einen Filzhut
Wesentlich dreht sich alles bei diesem kuriosen Feiertag um die Variante des Filzhuts, die im Englischen als Fedora bezeichnet wird. Gemeint ist damit ein weicher Filzhut, dessen Krone an der Längsseite nach unten geknickt ist (C-Krone), an der Vorderseite über einen charakteristischen, beidseitigen Kniff verfügt und in erster Linie von Männern getragen wird/wurde (für die Damenwelt gab es eine eigene Variante). D.h. mit Fedora wird vor allem eine spezifische Hut-Passform bezeichnet, die neben dem Filz auch Hüte aus Stroh oder Stoff umfasst. Bei manchen Fedoras sind mit kleinen Federn im Hutband verziert, welches um die Hutkrone gelegt wird.
Einige Bemerkungen zur Herkunft des Namens: Die Bezeichnung Fedora leitet sich von dem gleichnamigen Theaterstück des französischen Dramatikers Victorien Sardou (1831 – 1908) aus dem Jahr 1882 ab, dessen Protagonistin, Prinzessin Fedora Romazova, hierin einen Hut diesen Stils trägt. Dementsprechend tauchen die ersten Varianten des Fedoras bereits im späten 19. Jahrhundert als Accessoire der Oberschicht auf. Zu allgemeiner Popularität gelangte der Fedora allerdings erst im frühen 20. Jahrhundert und man geht heute davon aus, dass seine Erfindung bzw. Verbreitung auf den Zeitraum zwischen 1910 und 1920 zurückgeht.
Der Fedora – modische Stilikone des frühen 20. Jahrhunderts
Mit seinem Auftauchen im frühen 20. Jahrhundert begann der modische Siegeszug des Fedoras. Der Hut wurde vor allem als praktischer, aber durchaus modischer Schutz gegen Wind und Regen getragen. Seine Popularität bedingte sich dabei zum einen aus der Vielfalt der vorhandenen Farben und zum anderen aus dem Umstand, dass der Fedora aufgrund seiner Kompaktheit auch im damals aufkommenden Auto getragen werden konnte.
Nicht umsonst galt dieser Filzhut zu dieser Zeit in den USA als modisches Must have für Männer, welches sowohl zu geschäftlichen als auch gesellschaftlichen Anlässen getragen wurde. Eine der damals beliebtesten Marken waren die Fedoras des italienischen Herstellers Borsalino, die aus Kaninchen- und Nutriahaar gefertigt wurden.
Zu den prominenten Trägern der Borsalinos gehörten u.a. Winston Churchill, Theodore Roosevelt und Al Capone. Letztgenannter ist auch eine gute Überleitung zum nächsten wichtigen Punkt. Denn wesentlich geprägt haben das Bild des Fedora vor allem die amerikanische Mafia und Privatdetektive bzw. die Figur des Hard Boiled Detective in den Hollywood-Filmen der 1940er Jahre:
- Während der amerikanischen Prohibition soll niemand geringerer als Al Capone seine Männer dazu angehalten haben, ausschließlich graue Fedoras zu tragen, um sich auf diese Weise gegenseitig erkennen und vom Rest der Gesellschaft unterscheiden zu können.
- Viele Privatdetektive dieser Zeit trugen den Fedora als zentrales Kleidungsstück des sogenannten Zoot Suit, einem Anzug mit wattierten Schultern und eng zulaufender Hose. Dieser wurde während der 1930er und 1940er Jahre in den USA primär von Einwanderern getragen. Vor allem die Film-Noir-Charaktere der 1940er Hollywood-Produktionen spielten mit diesem Bild. Prägend waren besonders die Rollen von Humphrey Bogart in Casablanca oder Der Malteser Falke, aber auch die Hard Boiled Detective Stories von Autoren wie Raymond Chandler.
Fedora – Vom modischen Filzhut zur Linux-Distribution
Mit dem gesellschaftlichen und modischen Wandel der 1950er und 1960er Jahre begann die Popularität des Fedoras allerdings zu schwinden. Inzwischen waren schmalere Formen und Schnitte angesagt, zu denen vor allem kurzkrempige Hüte getragen wurden und dementsprechend verschwand dieser Hutschnitt nach und nach aus der Öffentlichkeit.
Einzig bei vielen orthodoxen Juden in den USA blieb der schwarze Fedora elementares Bestandteil der Kleidung. Zwar erlebte der Fedora in den letzten Jahren immer wieder punktuelle Comebacks, seine ursprüngliche Beliebtheit als unverzichtbares Kleidungsstück in den USA wurde bis dato aber nicht mehr erlangt.
Nach wie vor großer Popularität erfreuen sich demgegenüber zwei Verwandte des Fedora: Zum einen der britische Trilby, eine kleinere schmalkrempige Version des Fedora, dessen hintere Krempe nach oben gebogen ist und der sich zunächst bei vielen Jazzmusikern, heute vor allem aber in der Ska- und Indie-Szene großer Beliebtheit erfreut. Z
um anderen der australische Akubra, dessen Hersteller Down Under so populär ist, dass sich dort der Name der Firma als Synonym für alle Schlapphüte aus Filz eingebürgert hat. Aber wie immer in Sachen Mode kann sich das ja sehr schnell wieder ändern. Heute wird der Name Fedora primär mit der gleichnamigen Linux-Distribution in Verbindung gebracht, die vom Softwareunternehmen Red Hat vertrieben wird.
An dieser Stelle auch nochmals vielen Dank an Janet Binder von www.duckyontour.de, die mir das Foto von dem Hutstand aus Ecuador zur Verfügung gestellt hat.
Weite Infos zum Filzhut und dem National Felt Head Day
- Liste mit bekannten Fedora-Trägern auf Wikipedia.de (deutsch)
- Blogartikel über die Geschichte des Trilby und Fedora (deutsch)
- Website des Herstellers Borsalino: www.borsalino.com (englisch)