Der 14. Juni wird in den USA nicht nur als Tag der Nationalflagge (engl. National Flag Day) begangen, sondern liefert parallel dazu auch einen weiteren Ehrentag für ein alkoholisches Getränk. Denn dieses Datum steht im Rahmenkalender unserer US-amerikanischen Nachbarn auch für den sogenannten Tag des Bourbon (engl. National Bourbon Day oder auch: National Bourbon Whiskey Day). Grund genug, ihn mit in die Liste der kuriosen Feiertage aus aller Welt aufzunehmen und seine Geschichte mit dem vorliegenden Beitrag zu erzählen. Um was also geht es also bei diesem Ehrentag der US-amerikanischen Whiskey-Variante?
Eine kleine Kulturgeschichte des Bourbons
Die einleitende Passage hat ja im Prinzip schon angedeutet, dass der Bourbon bzw. Bourbon Whiskey eine US-amerikanische Variante des klassischen Whiskeys darstellt. Insofern verwundert es auch nicht, dass der Bourbon in den Vereinigten Staaten zugleich der populärste Whiskey ist. Und ein Schelm, wer Böses bei denkt, dass dieser Ehrentag parallel zum National Flag Day gefeiert wird.
Zwar lassen sich die genauen Ursprünge des Bourbons aus heutiger Perspektive nicht mehr rekonstruieren, Historiker gehen aber davon aus, dass er in etwas zeitgleich mit der Besiedlung des nordamerikanischen Kontinents und den Bewegungen nach Westen aufkam. Gerade weil die Grundstoffe für die damals dominanten Spirituosen Gin und Rum nur an der Ostküste verfügbar waren, mussten die Siedler nach Alternativen suchen.
Auch über die Herkunft des Namens herrscht Unklarheit. Die traditionelle Lesart besagt, dass er sich vom historischen Bourbon County im Nordosten des US-Bundesstaates Kentucky ableitet. Allerdings tauchte diese Version der Namensherkunft erst ab den 1870er Jahren auf, während das Label Bourbon Whiskey bereits in den 1850 Jahren bekannt war. Der US-amerikanische Historiker Michael Veach von der Filson Historical Society in Louisville, Kentucky verweist daher darauf, dass der Bourbon seinen Namen von der berühmten Bourbon Street in New Orleans bekommen hat.
Wann darf ein Whiskey Bourbon genannt werden?
Damit ein Bourbon als solcher bezeichnet werden darf, muss er ein paar Bedingungen erfüllen. Diese betreffen sowohl die Herstellung (Destillat einer Getreidemischung mit mindestens 51 % Mais) als auch die Herkunft. In der Praxis wird die Herstellung US-amerikanischer Whiskeys u.a. von der Food and Drug Administration (FADA) sowie verschiedenen Herstellerverbänden (u.a. American Distillers Association sowie Kentucky Distillers Association) überwacht, wobei die gesetzlichen Bestimmungen zur Bezeichnung und Klassifikation von Spirituosen dem nationalen Bureau of Alcohol, Tobacco, Firearms and Explosives (ATF – dt. Amt für Alkohol, Tabak, Schusswaffen und Sprengstoffe) unterliegen. Interessante Mischung.
Dabei ist es im Prinzip zwar egal, wo in den USA dieser Whiskey gebrannt wird, so lange sich der Hersteller an bestimmte Vorgaben der Herstellung hält. Faktisch liegen aber zehn der elf großen Bourbon-Herstellungsorte im US-Bundesstaat Kentucky und einer im benachbarten Virginia. Insofern kann man hier schon von einer regionalen Fokussierung sprechen.
Eine Ausnahme bildet hier der Tennessee Whiskey, der zwar auch diesem Regelwerk unterworfen ist, hier aber zur Auflage hat, dass er im US-Bundesstaat Tennessee gebrannt wird und ein spezifisches Filtrations-Verfahren durch Holzkohle, den sogenannten Lincoln County Process durchlaufen haben muss. Insofern legen die Hersteller – hier u.a. Jack Daniel’s – großen Wert auf die Feststellung, dass ihr Whiskey kein Bourbon ist. Für beide Varianten gilt aber auch, dass ihre Bezeichnung durch diverse internationale Handelsabkommen nahezu weltweit geschützt ist.
Noch ein Wort zum Herstellungsprozess: Der klassische Bourbon, in den USA gebrannte Bourbon muss auf eine Maische basieren, die einen Maisanteil zwischen 51 % (min) und 79 % (max) enthält. Dabei darf der Alkoholgehalt des Brannt lediglich 80 Volumen-%, zu Beginn der Lagerung nicht mehr als 62,5 % betragen,
Wer hat den National Bourbon Day erfunden?
Zunächst fällt natürlich die thematische Nähe zu verwandten alkoholischen Ehrentagen auf. Exemplarisch sei dazu auf den Bloody-Mary-Tag (engl. Bloody Mary Day) am 1. Januar, den Tag des Weintrinkens (engl. National Drink Wine Day) am 18. Februar, den Tag des Absinth (engl. National Absinthe Day) am 5. März), den Nationalen Tag des Bieres in den USA (engl. National Beer Day) am 7. April, den Tag des Deutschen Bieres am 23. April, den schottischen World Whisky Day (dt. Welt-Whisky-Tag) immer am dritten Samstag im Mai, den Martinitag (engl. National Martini Day) am 19. Juni, den Tag der Piña Colada (engl. National Piña Colada Day) am 10. Juli, den Tag des Daiquiri (engl. National Daiquiri Day) am 19. Juli, den Tag des Tequila (engl Tequila Day) am 24. Juli, den Internationalen Tag des Bieres jeweils am ersten Freitag im August und den Sangria-Tag (engl. National Sangria Day) am 20. Dezember verwiesen. Kurzum, kuriose Feiertage zu Ehren alkoholischer Getränke scheinen sich weltweit großer Beliebtheit zu erfreuen.
Doch trotz dieser thematischen Verwandtschaft ist leider auch im Falle des National Bourbon Day völlig unklar, von wem er ins Leben gerufen wurde, seit wann er gefeiert wird und warum man sich ausgerechnet für das Datum des heutigen 14. Juni entschieden hat. Zumindest mit Blick auf die Wahl des Datums gibt es aber einen – allerdings recht wagen – Hinweis. So besagt die Legende, dass dies das Datum gewesen sei, an dem im späten 18. Jahrhundert der erste Bourbon Whiskey auf dem nordamerikanischen Kontinent destilliert worden. Belegt ist dies allerdings nicht.
Weitere Informationen zum Tag des Bourbons in den USA
- Laura Kiniry: Where Bourbon Really Got Its Name and More Tips on America’s Native Spirit. In: Smithsonian Magazine. 13. Juni 2013.
- Liste aller Whiskey-Destillerien und -Abfüller in den USA (deutsch)
- Offizielle Website des ATF (englisch)