Der 21. März steht im Rahmenkalender der kuriosen Feiertage nicht nur für den Welttag der Poesie (engl. World Poetry Day), sondern würdigt seitens unserer US-amerikanischen Nachbarn auch einen Klassiker aus der Welt der Brote. Konkret wird in den USA heute der Tag des Baguettes (engl. National French Bread Day) gefeiert. Um was geht es bei diesem Ehrentag des französischen Stangenbrotes?
Eine sehr kurze Geschichte des National French Bread Day in den USA
Leider ist auch im Falle des National French Bread Day völlig unklar, von wem er ins Leben gerufen wurde, seit wann er gefeiert wird und warum sich sein(e) Erfinder ausgerechnet für das Datum des heutigen 21. März entschieden haben. Dass die Amerikaner aber offensichtlich ein Faible für Backwaren-Feiertage haben, wurde ja in der vorliegenden Sammlung kurioser Welttage bereits mehrfach deutlich (exemplarisch an dieser Stelle u.a. der Tag der Brezel (engl. National Pretzel Day) am 26. April).
Was ein Baguette (dt. Stöckchen bzw. Stäbchen) ist, brauche ich an dieser Stelle wohl nicht näher zu erklären. Deshalb nur so viel: Baguettes werden zur Familie der Weißbrote gezählt, unterscheiden sich aber von anderen Broten vor allem durch ihre längliche Form. Ob es nun das bzw. die Baguette heißt, liegt immer im Auge des Betrachters, beide Formen sind im Deutschen aber möglich bzw. richtig. Die Schweizer umgehen das Problem einfach, indem sie hinsichtlich des knusprigen Weißbrotes aus Frankreich gleich vom Parisette sprechen. Unabhängig vom Namen wird der Baguette-Teig aber immer aus Backhefe, Kochsalz, Wasser und Weizenmehl hergestellt und bietet den Vorteil einer besonders hohen Teigausbeute. D.h. ist einmal Teig hergestellt, kann man eine ganze Menge an Stangenbrote daraus gewinnen. Sagen zumindest die Baguette-Profis.
Wer hat das Baguette erfunden?
Auch wenn die Franzosen, bei denen der Baguette-Preis bis 1986 gesetzlich geregelt wurde, mit einigem Recht für sich die Erfindung des Baguettes proklamieren, gibt es mehrere historische Varianten, wer das beliebte Weißbrot erfunden hat.
- Lassen wir unseren französischen Nachbarn daher auch den Vortritt: So geht man in dieser Baguette-Tradition davon aus, dass das erste Baguette tatsächlich in Paris gebacken wurde. Allerdings von einem namentlich nicht näher bekannten Österreicher, der nach dem Wiener Kongress (18. September 1814 bis 9. Juni 1815) nach Frankreich übergesiedelt war.
- Die zweite Variante nennt auch die Österreicher, verlagert den Ort allerdings direkt in das Wien des 19. Jahrhunderts und macht das dortige Aufkommen der ersten Dampföfen in den lokalen Bäckereien für die Erfindung des Baguettes verantwortlich.
- Variante Nummer 3 führt ebenfalls nach Paris, nennt hier aber einen polnischen Bäcker, auf den die Erfindung des für das Baguette spezifischen Hefeteigs (fr. pouline) zurückgeht.
- Die abschließende vierte Version führt ebenfalls nach Paris und nennt den französischen Ingenieur Fulgence Bienvenüe (1852 – 1936), seines Zeichens für den Entwurf der Pariser Metro verantwortlich, als Erfinder des Baguettes. Hier verweisen die Quellen auf eine recht pragmatische Begründung, denn da dieses längliche Stangenbrot problemlos gebrochen und ohne die Verwendung von Messern verzehrt werden konnte, sei es möglich gewesen, den oft streitsüchtigen Tunnelarbeitern beim Bau der Pariser U-Bahn das Tragen von Messern am Arbeitsplatz zu verbieten.
Welche Version nun der Wahrheit entspricht, vermag ich aus der Distanz nicht zu beurteilen. Abschließend bleibt auch noch die Frage, warum die Franzosen eigentlich keinen eigenen Feiertag für das Baguette haben? Falls hier jemand mehr weiß, bitte bei mir melden. Trotzdem wünsche ich Euch allen natürlich einen tollen National French Bread Day. Egal ob in Frankreich, den USA oder sonst wo auf der Welt. Guten Appetit.
Weitere Informationen zum US-amerikanischen Tag des Baguettes
- Die französische Brotverordnung von 1993 (französisch)
- Blogartikel zur Schnitttechnik für Baguettes (deutsch)