Der 5. März steht im Rahmenkalender der kuriosen Feiertage nicht nur für den Tag der Käseflips (engl. National Cheese Doodle Day), sondern liefert auch den Freunden der gepflegten alkoholischen Getränke einen Anlass zum Feiern. Denn dieses Datum wird von unseren US-amerikanischen Nachbarn auch als der Tag des Absinth (engl. National Absinthe Day) begangen. Grund genug, den Ehrentag dieser Weinbrandspirituose mit in die Liste der kuriosen Welttage aufzunehmen und seine Geschichte mit dem vorliegenden Artikel zu erzählen. Um was also geht es dabei?
Eine längere Geschichte des National Absinthe Day in den USA
Im Gegensatz zu vielen anderen Ehrentagen für Spirituosen und alkoholische Getränke (siehe dazu u.a. den Bloody-Mary-Tag (engl. National Bloody Mary Day) am 1. Januar, den Tag des Weintrinkens (engl. National Drink Wine Day) am 18. Februar, den Tag der Piña Colada (engl. National Pina Colada Day) am 10. Juli, Tag des Martini (engl. National Martini Day) am 19. Juni, den Tag des Daiquiri (engl. National Daiquiri Day) am 19. Juli oder den Sangria-Tag (engl. National Sangria Day) am 20. Dezember) gibt es im Falle des National Absinthe Day tatsächlich eine konkrete Hintergrundgeschichte. Zu deren Verständnis muss ich aber etwas weiter ausholen:
Dass sich der Absinth aufgrund seiner „anregenden Wirkung“ seit der zweiten Hälfe des 19. Jahrhunderts bis ins frühe 20. Jahrhundert vor allem in Künstler- und Intellektuellen-Kreisen großer Beliebtheit erfreute, ist ein weithin bekannter Fakt. Namen wie Charles Baudelaire, Paul Gauguin, Vincent van Gogh, Ernest Hemingway (!!!), Edgar Allan Poe, Arthur Rimbaud, Aleister Crowley, Henri de Toulouse-Lautrec oder Oscar Wilde sprechen hier eine deutliche Sprache. Auf dem Höhepunkt seiner Popularität wurde das auch als grüne Fee (franz. la fée verte) bezeichnete Getränk, welches traditionell aus Wermut, Anis, Fenchel sowie verschiedenen Kräutern (je nach Rezeptur des Herstellers) hergestellt wird, jedoch in vielen Ländern verboten. Während es in den USA schon 1912 auf dem Index landete, dauerte es in vielen europäischen Staaten bis 1915.
Von Thujon, Schädlingen und der Weinindustrie
Gemeinsam war diesen Verboten jedoch, dass seine Befürworter sich hierbei auf die angeblich schädliche Wirkung des hohen Thujon-Gehalts bezogen, der sowohl zu einer starken Abhängigkeit als auch zu schweren psychischen und physischen Schäden führen würde. Neuere Studien haben diesen Verdacht allerdings nicht bestätigen können und man geht heute davon aus, dass es eher der minderwertige Alkohol bzw. die großen Mengen an konsumierten Absinth waren, welche die Leute im zuvor genannten Zeitraum angeblich fertig gemacht hätte. Nun ist übermäßiger Konsum hochprozentiger Spirituosen grundsätzlich nicht sonderlich gesundheitsfördernd, allerding – so hat uns die Geschichte gelehrt, gibt es im Zuge solcher Verbote immer noch eine Reihe anderer Interessen als das bloße körperliche und geistige Wohl der Menschen.
Im konkreten Falle des Absinth-Verbots in den USA spielte der steigende Preis und zugleich sinkende Absatz des Weins eine nicht unwesentliche Rolle. Gerade die Auswirkungen des Great French Wine Blight in der Mitte des 19. Jahrhunderts (ein Schädlingsbefall, der ganzen Weinregionen und Ernten den Garaus bereitete) sorgten für eine massive Verknappung von Wein und die Leute begannen sich dem wesentlich günstigeren Absinth zuzuwenden.
Insofern muss das jahrzehntelange Verbot der grünen Fee auch eher als ziemlich hinterhältige Propaganda-Maßnahme gesehen werden. Wieder was gelernt. Und an dieser Stelle lässt sich dann auch wieder der inhaltliche Bogen zurück zum heutigen National Absinthe Day schlagen, denn seit dem 5. März 2007 ist das landesweite Verbot dieser Weinbrandspirituose aufgehoben. Allerdings erst durch die Entwicklung eines neuen Rezeptes, welches unter dem Namen Lucid Absinth von Jared Gurfein und Ted Breaux kreiert wurde und die gesetzlich vorgeschriebene Menge von 10 Milligramm Thujon pro Kilogramm nicht überschritt. Seitdem wird dieses Datum in den Vereinigten Staaten auch als der National Absinthe Day gefeiert.
In diesem Sinne hebe ich mein Glas und wünsche einen entspannten Tag des Absinths.
Weitere Informationen zum Tag des Absinth in den USA
- Lesenswerter Wikipedia-Artikel zur Kulturgeschichte des Absinth (deutsch)
- Absinth-Wirkung: Die “Grüne Fee” wird entzaubert – spiegel.de am 30.April 2008 (deutsch)
- Stephanie Nolasco: Celebrate National Absinthe Day: Try a Cocktail With the Once-Forbidden Spirit – 5. März 2015 auf foxnews.com (englisch)
- Wikipedia-Eintrag zum Great French Wine Blight (englisch)