Etwa zehn Prozent der Landfläche unseres Planeten waren natürlicherweise mit tropischem Regenwald bedeckt. Der Mensch hat bis heute bereits die Hälfte davon vernichtet und die verbleibende Fläche schrumpft jährlich um ein halbes Prozent. Derzeit vernichtet der Mensch jedes Jahr durchschnittlich ein halbes Prozent davon. Dieser jährlich Flächenverlust entspricht der achtfachen Größe Sachsens.
"Wenn die Zerstörung so weitergeht, ist der Regenwald in 100 Jahren weg", sagt Christian Wirth anlässlich des Tages der Tropenwälder, der am 14. September begangen wird. Allerdings hält es der Professor für spezielle Botanik und funktionelle Biodiversität der Universität Leipzig wegen der immer schärferen Schutzmaßnahmen für unwahrscheinlich, dass die Tropenwälder gänzlich vernichtet werden. Da sie jedoch die Hälfte aller Landlebewesen beherbergen, wird ein Zusammenschrumpfen auf wenige Nationalparks die Artenvielfalt auf unserem Planeten drastisch verringern, warnt der Experte.
"Wenn man Fläche vernichtet, vernichtet man auch Arten, da jeder Quadratkilometer Regenwald eine andere Artenausstattung hat", berichtet Prof. Wirth. In Südostasien verschwinden ihm zufolge derzeit die größten Regenwald-Flächen. Die Bäume werden meist gerodet, um profitträchtige Ölpalmen anzupflanzen. Im Amazonasbecken in Südamerika, wo sich der größte zusammenhängende Tropenwald der Erde befindet, müssen die Bäume Acker- und Weideland weichen. Das Holz
Die Rodung von Regenwald beeinflusst auch die verbleibenden Flächen. "Der Rand der tropischen Regenwälder franszt immer mehr aus", erklärt er. In der Fachwelt werde dieser Trend Fragmentierung genannt. Forscher, die auch von der Universität Leipzig kommen, untersuchen, welchen Einfluss diese Tatsache auf die Funktionalität und die Artenvielfalt der Regenwälder hat. Durch die Verinselung von Wäldern würden Organismen isoliert und somit unter anderem die Samenverbreitung durch Tiere eingeschränkt. "Auf lange Sicht hat das zur Folge, dass viele Arten aussterben, da sie sich nicht mehr regenerieren können oder anfälliger für Schädlinge werden", sagt Sattler. Hinzu kommt, dass die Randbereiche schneller austrocknen und dadurch die Wälder leichter abbrennen. Die Vernichtung des Regenwaldes beginne mit dessen Zerschneidung durch den Menschen. Durch die Abholzung verändere sich auch das lokale Klima, erklärt Wirth. Da weniger Wasser verdunstet, wird es ihm zufolge immer wärmer und trockener - ein sich selbst verstärkender Trend, der viele Organismen aussterben lässt.
Wissenschaftler der Universität Leipzig untersuchen derzeit in mehreren Forschungsprojekten vor Ort den Zustand der Regenwälder. Neben der Fragmentierung des brasilianischen Küstenregenwaldes geht es dabei unter anderem auch um den Einfluss von Stürmen auf die Dynamik von Regenwäldern im Amazonasbecken. Ein weiteres Projekt befasst sich mit der Artenvielfalt auf einer Insel im Panamakanal.