Tag der Schwarzwälder Kirschtorte – der amerikanische National Black Forest Cake Day

Von Kuriose Feiertage @kuriosetage

Der heutige 28. März wird von unseren US-amerikanischen Nachbarn nicht nur als den Ehrentag des Unkrauts (engl. Weed Appreciation Day) und den Etwas-am-Stiel-Tag (engl. National Something On A Stick Day), sondern auch als Tag der Schwarzwälder Kirschtorte (engl. National Black Forest Cake Day) gefeiert. Und da Kuchen bekanntermaßen auf den kuriosen Feiertagen immer geht, nehme ich diesen Torten-Ehrentag natürlich liebend gern mit in die Liste der kuriosen Welttage mit auf. Um was also geht es dabei?

Nachdem wir mit dem Tag des hellen Brownie (engl. National Blonde Brownie Day) am 22. Januar, dem Tag des Schokoladenkuchens (engl. National Chocolate Cake Day) am 27. Januar und dem Tag des Kirschkuchens (engl. National Cherry Pie Day) an 20. Februar bereits drei Kuchen-Feiertage zu Jahresbeginn im Programm hatten, gibt es mit dem heutigen Tag der Schwarzwälder Kirschtorte einen Nachschlag. Hurra für Kuchen.

Eine sehr kurze Geschichte des National Black Forest Cake Day in den USA

Es sei an dieser Stelle aber auch darauf hingewiesen, dass leider auch im Falle des National Blackforest Cake Day völlig unklar ist, von wem er ins Leben gerufen wurde, seit wann er gefeiert wird und warum man sich dabei ausgerechnet für das Datum des heutigen 28. März entschieden hat. Aber dieses Phänomen fehlender Hintergrundinformationen findet sich ja bei so ziemlich allen kuriosen Kuchen- und Torten-Feiertagen.

Exemplarisch sei hier auf den Tag des Blaubeerkuchens (engl. Blueberry Pie Day) am 28. April, den Tag des Apfelkuchens (engl. Apple Pie Day) am 13. Mai, den Tag des Donut (engl. National Donut Day) am 6. Juni, den Tag des Deutschen Schokoladenkuchen (engl. National German Chocolate Cake Day) am 11. Juni, den Tag des Apfelstrudels (engl. Apple Strudel Day) am 17. Juni, den Tag des Käsekuchens (engl. National Cheesecake Day) am 30. Juli, den Tag des Kuchens (engl. National Cake Day) am 26. November und natürlich den Tag des Brownies (engl. National Brownie Day) am 8. Dezember verwiesen.

Aber zurück zur Schwarzwälder Kirschtorte bzw. Schwarzwäldertorte, wie diese Sahnetorte aus mit Kirschwasser aromatisierten Schokoladenbiskuitboden, aromatisierter Kirschfüllung, Sahne, Kirschen sowie dekorativen Schokoladenraspeln als Verzierung in der Schweiz auch genannt wird. Gehen wir ihrer Herkunft im Folgenden einmal nach.

Wie die Schwarzwälder Kirschtorte zu ihrem Namen kam

Fragt man die Amerikaner nach der bekanntesten bzw. typisch deutschen Torte, so würde mit Sicherheit ein Großteil auf die Schwarzwälder Kirschtorte verweisen. Bekannt ist sie hier seit den 1930er Jahren und erfreut sich nach wie vor nationaler und internationaler Beliebtheit.

Und dies obwohl bzw. gerade weil sie eine ziemliche Kalorienbombe ist. Trotzdem lecker. Obwohl die Sahnetorte ihre Herkunft ja scheinbar im Namen trägt, ist eigentlich nicht ganz klar, woher sie diese Bezeichnung hat. So gibt es mindestens vier Theorien darüber, wie die Schwarzwälder Kirschtorte zum ihrem Namen gekommen ist. Im Folgenden die populärsten Varianten:

  • Gemäß ihres Namens stammt die Sahnetorte tatsächlich aus der Schwarzwaldregion. Ein häufig vorgebrachtes Argument ist hier der Bezug auf eine Anlehnung an die traditionelle Frauentracht, wie sie vor allem in den Dörfern Gutach, Krinbach und Reichenbach getragen wird: schwarzes Kleid (Schokolade), weiße Bluse (Sahne) und der sogenannten Bollenhut mit roten Kugeln (Kirschen). Mit Blick auf den Hut ist allerdings einzuschränken, dass nur ledige Frauen diesen Hut mit einem weißen Untergrund und roten Kugeln tragen.
  • Eine zweite Version geht davon aus, dass hier der schwarze Belag aus geraspelter Schokolade in Anlehnung an einen dunklen Wald wie dem Schwarzwald zu diesem Namen geführt hat.
  • Eine dritte Theorie besagt, dass hier primäre Zutat Kirschwasser eine Rolle bei der Namensgebung gespielt hat, da dieses vor allem im süddeutschen Schwarzwald produziert wird.
  • Die vierte Theorie bezieht sich auf einen möglichen Vorläufer. Diese Schwarzwaldtorte stammt allerdings nicht aus Deutschland bzw. dem Schwarzwald, sondern aus der Schweiz.

Darüber hinaus muss man allerdings ziemlich aufpassen, was heute alles unter dem Namen Schwarzwälder Kirschtorte verkauft wird. Denn obwohl nach der in Deutschland üblichen Verkehrsauffassung die Sahnetorte in den Leitsätzen für feine Backwaren genau definiert bzw. staatlich geregelt ist (siehe dazu die unten gelisteten, weiterführenden Links), verwenden viele Nahrungsmittelhersteller die Bezeichnung Schwarzwälder Kirsch für zahlreiche Kombinationen von Kirschen und Schokolade. Dürfen sie auch, so lange es eben nicht als Schwarzwälder Kirschtorte verkauft wird, denn diese muss sehr genau definierte Kriterien erfüllen.

Wer nun aber glaubt, dass damit die Spitze der Regulierungswut erreicht ist, hat sich geirrt. Denn eine weitere Mindestanforderung der enthaltenen Zutaten und Zubereitungsform der Schwarzwälder Kirschtorte findet sich im europäischen Verzeichnis der garantiert traditionellen Spezialitäten.

Wer hat die Schwarzwälder Kirschtorte erfunden?

Ähnlich unklar wie bei der Herkunft des Namens verhält es sich auch hinsichtlich des Erfinders der Schwarzwälder Kirschtorte. Auch hier führt eine erste Spur tatsächlich in den Schwarzwald. So kannte man bereits im 19. Jahrhundert vor allem in den südlichen Gegenden dieser Region die Kombination aus Kirschen, Sahne und Kirschwasser – jedoch nicht in Tortenform, sondern als Dessert. Eine andere Theorie bezieht sich – wie zuvor erwähnt auf die Schweizer Schwarzwaldtorte. Diese kann jedoch höchstens als Vorläufer und nicht als Ursprung der heute gefeierten Sahnetorte gesehen werden.

Etwas konkreter wird die Geschichte dann mit einem Blick in das Deutschland im frühen 20. Jahrhundert. Hier reklamiert der Konditor Josef Keller in einem Rezept von 1927 die Erfindung der Schwarzwälder Kirschtorte für das Café Agner im Bonner Vorort Bad Godesberg im Jahr 1915. Wie nicht anders zu erwarten gibt es diesbezüglich aber auch Konkurrenz. Und zwar aus dem eigenen Lande. So verweist der Tübinger Stadtarchivar Udo Rauch 2007 auf den Konditormeister Erwin Hildenbrand, der die Schwarzwälder Kirschtorte für das dort ansässige Café Walz im Frühjahr 1930 kreiert habe. Hier gilt es allerdings als Einschränkung zu beachten, dass Tübingen lediglich im Zeitraum von 1818 bis 1924 offiziell zum Schwarzwaldkreis gehörte.

Unabhängig davon lässt sich aber festhalten, dass die erste offizielle schriftliche Erwähnung dieser Sahnetorte im Jahr 1934 erfolgte. Konkret im Backbuch 250 Konditorei-Spezialitäten und wie sie entstehen von J.M. Erich Weber. In der Folge erfreute sich die Schwarzwälder Kirschtorte vor allem in den Konditoreien der deutschen, österreichischen und schweizer Metropolen zunehmender Popularität. Dies auch vor dem Hintergrund, dass ohne die Einführung elektrisch betriebener Kühlschränke zuvor keine Aufbewahrungsmöglichkeit gegeben war und der eigentliche Siegeszug der Torte dementsprechend auch mit deren zunehmender Verbreitung einsetze.

In diesem Sinne: Euch allen einen tollen National Black Forest Cake Day und hurra für Torten.

Weitere Informationen zum Tag der Schwarzwälder Kirschtorte

  • Leitsätze für Feine Backwaren in der BRD (PDF 77 KB) (deutsch)
  • Interview mit dem Tübinger Stadtarchivar Udo Rauch: Schwarzwälder Kirschtorte: Die rheinische Tortenlegende zerkrümelt – FAZ, 3. Februar 2007 (deutsch)