Seit 2005 wird im deutschsprachigen Raum immer am heutigen 9. November der Tag der Erfinder begangen. Initiator ist Gerhard Muthenthaler, einem Unternehmer und Erfinder aus Berlin, der den Menschen mit diesem kuriosen Feiertag Mut machen möchte, an eigene Ideen zu glauben, ganz gleich, was andere davon halten. Dabei ist die Wahl des Datums durch den Geburtstag der österreichischen Erfinderin und Hollywoodschauspielerin Hedy Lamarr (9. November 1914 – 9. Januar 2000) begründet, die zugleich mit diesem Tag der Erfinder geehrt werden soll. Für einen kuriosen Feiertag aus Deutschland eigentlich eher eine ungewöhnliche Wahl des Datums, da – wie bereits mehrfach hier auf den kuriosen Feiertagen angemerkt – dies eher eine Tradition des angelsächsischen Raums ist. Dies aber nur als Randnotiz. Um was geht es also am Tag der Erfinder?
Verschiedene Tage des Erfinders
Zunächst ein paar allgemeine Informationen zu diesem Ehrentag der Erfinder: Bei näherem Hinsehen zeigt sich, dass der 9. November keineswegs der einzige Tag der Erfinder auf der Welt ist. So gibt es in den USA den National Inventor’s Day am 11. Februar, der bereits 1983 anlässlich des Geburtstages von Thomas Alva Edison vom damaligen US-Präsidenten Ronald Reagan per Proklamation ausgerufen wurde. Auch in Südamerika, genauer gesagt in Argentinien feiert man seit 1986 den 29. September als Tag der Erfinder, hier zu Ehren des Geburtstag des Kugelschreiber-Erfinders László József Bíró.
Aber zurück zum Tag der Erfinder am heutigen 9. November. Laut der Website des Initiators Gerhard Muthenthaler verfolgt man mit dieser Initiative die folgenden Ziele:
- Gedenken an vergessene und große Erfinder bzw. ihr Werk
- Förderung von eigenen Ideen und dem Mut zur Veränderung
- Verbesserung des Rufes zeitgenössischer Erfinder
- Aufruf zur Mitarbeit an der Verbesserung der Zukunft
Hedy Lamarr und die Erfindung des Frequenzsprungverfahrens
Die als Hedwig Kiesler geborene Hollywooddiva und ehemals “schönst Frau der Welt” gilt nach Aussage des Initiators dieses kuriosen Feiertages vor allem als Prototyp eines Erfinders, weil sie unabhängig von ihrem Berufsstand eine Idee hatte und diese umzusetzen versuchte. Im Detail geht es hierbei um das sogenannte Frequenzsprungverfahren, welches auch heute noch gegenwärtig ist, wenn wir ein Mobiltelefon zur Hand nehmen. Wie ist es dazu gekommen?
Hedy Lamarr entwickelte eine 1942 patentierte Funkfernsteuerung für Torpedos, die durch sich selbstständig wechselnder Frequenzen absolut störsicher war. Dabei geht die Erfindung dieses Verfahrens allerdings auf ein gänzlich unkriegerisches Problem zurück: Lamarr und der Komponist George Anteil suchten eine Lösung, um für ein Stück des Komponisten 16 Klaviere synchronisieren zu können. Gelöst wurde das Problem durch die Verwendung identischer Lochkarten in Sender und Empfänger, welche damit einen zeitgleichen Wechsel der Frequenz ermöglichte. Allerdings setze das US-amerikanische Militär dieses Verfahren während des Zweiten Weltkriegs niemals ein, da man das Patent einer Hollywoodschauspielerin und eines Komponisten nicht ernst nahm und somit den beiden Patentinhabern ein finanzieller Nutzen verwehrt blieb. Erst nachdem das Patent abgelaufen war, wurde dieses Verfahren im Rahmen der Kuba-Kriese in den 1960er Jahren wieder aufgegriffen und für die Entwicklung des Global System for Mobile Communications (früher Groupe Spécial Mobile, GSM), ein Standard für volldigitale Mobilfunknetze, herangezogen.
Endlich eine Würdigung zum 100. Geburtstag von Hedy Lamarr
Mit anderen Worten wäre also ohne Lamarrs Erfindung der Frequenzsprungtechnik heute jede Form mobiler Kommunikation (Bluetooth, GPS, Mobilfunk, WLAN usw.) undenkbar. Umso erstaunlicher ist es eigentlich, dass die gebürtige Wiernerin lange Zeit kaum die ihr gebührende Aufmerksamkeit erhielt. Nach ihrem Tod im Jahr 2000 wurde ihre Asche am nördlichen Wiener Stadtrand verstreut, wobei ihr Sohn Anthony einen Teil der sterblichen Überreste in der Hoffnung zurückhielt, dass seine Mutter eine eigene, gebührende Grabstätte erhalten würde. In den letzten Jahren änderte sich die Wahnehmung Lamarrs jedoch und sie wurde zu einer Art bildungspolitischen Rollenmodell. Auch die Sache mit der Grabstätte hat sich im Zuge dieser veränderten Wahrnehmung geklärt. Ursprünglich war diese bereits für das Jahr 2006 geplant, fiel jedoch zunächst der österreichischen Bürokratie zum Opfer. Denn bei einem Ehrengrab übernimmt die Wiener Gemeinde zwar die Pflege und Schmückung des Grabes, nicht aber dessen Errichtung. So dauerte bis zum 7. November 2014, bis anlässlich des 100. Geburstags von Hedy Lamarr ihre Urne auf dem Wiener Zentralfriedhof beigesetzt wurde.
In diesem Sinne: Happy Birthday Hedy Lamarr.
Weite Informationen zum Tag der Erfinder
- Webseite der Initiative zum Tag der Erfinder (deutsch)
- taz.de: Späte Ehrung für Hedy Lamarr – Die schönste Frau der Welt vom 9.11.2014 (deutsch)
- Offizielle Website von Hedy Lamarr (englisch)
- Wikipedia-Eintrag zu Hedy Lamarr (deutsch)