Tag 2 in Hanoi

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Hanoi, 2. Tag. Es regnet immer noch. Ich packe meinen Kram zusammen und will mich aufmachen. Gastfamilienwechsel. Ich rufe kurz bei Thao an – dem Familienoberhaupt meiner neuen Familie. Thao ist der Bruder einer Bekannten und hat vor Jahren für einige Zeit in Deutschland gelebt. Ein Rest deutscher Sprache ist noch vorhanden und so bietet er mir spontan an, mich abzuholen. Hach cool – die Taxifahrer Hanoi´s sind nämlich die schlimmsten Halunken unter der Sonne und europäische Fahrgäste allenfalls willkommene Melkkühe.  Ich stelle mich also in den Regen und warte mit meinem nun vorhandenen Koffer (Hurra!) an der Strasse, als Thao mit einem kleinen Moped um die Ecke gedüst kommt. … ok!?  Moped!? Thao hat seinen Cousin auf einem zweiten Moped dabei. Der soll den Koffer fahren. Thao nimmt mich also hinten drauf (ich wiege doppelt soviel wie er), während sein Cousin meinen Koffer auf die Rückbank seines Mopeds legt. Ein Seil oder Strick zum festmachen braucht er nicht. Er kann den Koffer  beim Fahren festhalten, sagt er. Hm, also einhändig fahren und das schwere Ding hinten dabei festhalten? Ich gebe zu: Ich bekomme bei diesem Gedanken Verlustängste. Doch die Beiden jonglieren meinen Koffer und mich im “Kegelslalom” sicher auf klitschnassen Strassen durch peitschenden Regen. Zwischendurch führt Thao während der Fahrt  einige wichtige Telefonate mit dem Telefon am Ohr. Ich sag nix mehr! 

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Wir laden den Koffer kurz ab und ich stürze mich abermals ins Hanoier Gewühl und lass mich treiben. Ich laufe bis zum Sonnenuntergang durch Hanoi und weiss nun: Ich hab von allen Schuhen, die sich in meinem Besitz befinden, die unbequemsten mitgenommen. Und ich hasse mich dafür. Mein kleiner Zeh scheint mittlerweile ohne jede Haut und ich hab keine Lust mehr zu laufen. Thao besteht abermals darauf, mich mit dem Moped in der Stadt aufzulesen und wieder sitze ich mit einer weissen Eierschale auf dem Kopf auf dem Sozius und lasse die Stadt an mir vorbei ziehen.

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 Thaos Familie ist sehr supernett und ich werde sehr herzlich aufgenommen. Seine beiden Kinder sind im gleichen Alter wie meine und nach ein paar Minuten fremdeln, streiten sie sich  schon, wer später beim Abendessen neben mir sitzen darf.  Thao überrascht mich mit seinen Kochkünsten. Er hat in Deutschland im China-Imbiss gearbeitet. Wow ist das lecker!!! Wir trinken Bier und er erzählt aus seiner Zeit in unserem Land – wie er abgeschoben wurde und wie er sich hier nun weiter durchschlägt. Es war ein schöner Abend aber mein Jetlag lässt mich immer noch nicht früh zu Bett gehen. Morgen geht es in aller Herrgottsfrühe zur Halong Bay und ich gebe unumwunden zu: ich hab mich noch nie so auf 4 Stunden Bus fahren gefreut. 

Wünscht mir Glück!

Euer Stilpirat


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