Tag 17 – Von Byrness nach Kirk Yetholm (41 Kilometer, 1463 Meter Anstieg) Teil 1

Die letzte Etappe ist selbst für hartgesottene Pennine-Way-Walker einfach zu heftig. Und für mich als Neuling unter den Wandergesellen
schier utopisch. Hier muss nochmal gesplittet werden. Und da es außer zwei winzigen Berghütten mit harten Holzpritschen keine weiteren Übernachtungsmöglichkeiten gibt bleiben wir eine weitere Nacht im Forest View Inn.
In der Praxis bedeutet das, dass wir heute die Hälfte der Strecke laufen, von der Pensionsbetreiberin an einem bestimmten Treffpunkt abgeholt werden und am nächsten Morgen wieder genau dort hingebracht werden. Ein Service, der kostenfrei inbegriffen ist, sofern zwei Nächte gebucht werden.

Die letzten zwei Tage werde ich größtenteils mit meinen Gefährten wandern. Zumindest ist dann garantiert, dass ich Schlender-Schnecke rechtzeitig zum Pickup-Treffpunkt erscheine.

Nach einem deftigen englischen Frühstück mit Würstchen, Rührei und Toast machen wir uns gegen 9 Uhr auf die Socken. Zum Glück kann ich heute mal den größten Teil meines Rucksackinhalts daheim lassen und mit einem Leichtgewicht wandern. Doch das Erklimmen der Berge fällt mir trotzdem nicht leichter und ich bin bereits völlig alle, als wir auf dem ersten Gipfel von Byrness Hill die spektakuläre Aussicht auf die rolling Cheviot Hills bewundern. Na wenigstens hat sich der Monsteraufstieg gelohnt.

Doch es bleibt anstrengend. Mehrere Ankämpfversuche gegen die Schwerkraft folgen auf dem Fuß. Dazu meilenweite Märsche durch schlammige Landschaft. Und an einer der unscheinbarsten Stellen, hinter einem wackligen Holzzaun, mitten durch eine Wiese im Nirgendwo zieht sich unmarkiert die schottisch-englische Grenze. Wir können nur erahnen, wo genau wir England verlassen und schottischen Boden betreten. Landschaftlich ist der Übergang fließend, wenngleich mir die Hügel jetzt mächtiger und in ihrer Kontur weicher erscheinen. Das erste Mal betrete ich Schottland und trotzdem bleibt alles wie es war. Und das ist gut so. Zum Glück sind beide Kulturen nicht mehr Feind miteinander, spielen territoriale Grenzen keine besondere Rolle mehr. England und Schottland verbindet eine lange Geschichte und die spiegelt sich auch auf dem Pennine Way auf Schritt und Tritt nieder. Bei Chew Green passiere ich die kaum noch sichtbaren Spuren eines römischen Feldlagers und betrete bald darauf die Dere Street, eine antike Verbindungsstraße zwischen York und Schottland.

Pünktlich zur Mittagspause erreichen wir die erste Berghütte am Fuß von Lamb Hill. Komfortabel ist anders, aber der hölzerne Unterschlupf mit den u-förmig entlang der Wände angebrachten Bänken bietet ausreichend Schutz vor Wind und Wetter. Die erwischen uns böse als wir uns wieder auf den Weg machen. Bald schon umhüllt uns dichter Nebel und es schüttet und windet entsetzlich. Wir sind bis auf die Knochen durchweicht, fangen an zu frieren und können nur noch wenige Meter weit sehen. Ich bin heilfroh, dass ich jetzt nicht allein hier draußen umherirre.

Wir bleiben alle dicht zusammen und meistern die nachmittäglichen Stunden gemeinsam. Ein ewiges Auf und Ab durch matschige, wassergetränkte Pfade. Und dann erreichen wir endlich Windy Gyle. Der halbe Weg nach Kirk Yetholm ist geschafft. Doch der Pick-Up-Treffpunkt liegt natürlich nicht hier oben auf der steilen Anhöhe, sondern an einer Farm unten im Tal. Wäre ja auch zu einfach. Wir können also noch lange nicht aufatmen und müssen noch zwei Meilchen bergab schlendern. Doch auch das schaffen wir noch und stehen gegen viertel fünf fröstelnd und völlig durchgeweicht in der Scheune von Trows Farm. Eine Viertelstunde später sitzen wir im komfortablen Minibus, der uns sicher ins Warme bringt.

Die Bilder des Tages:

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