Szenen eines Spiels: Supercopa Madrid – Barcelona

RMss2012

Man kann bei der Auswahl seines TV-Modells gar nicht nicht vorsichtig genug sein. Diese Geräte sind teuflisch. Je nach technischer Beschaffenheit strahlen sie zum Beispiel Fussballspiele in ganz verschiedener Weise aus und sorgen für Verwirrung. Voodoo pur! Während einige Fernseher gestern “Real Madrid in einem überlegenen Spiel” zeigten beim Gewinn des Superüberflüssig-Cups, strahlten andere Modelle eine Partie aus, in der zehn Mann in der zweiten Halbzeit elf Gegner an die Wand spielten. Entsprechend waren danach die Kommentare – jeder ein unschuldiges Opferlamm seines TV-Gerätes.

Wer keine Glotze brauchte, sah den schicksalhaften Glücksausgleich, um es pathetisch auszudrücken. Hatte sich Real Madrid beim Hinspiel im Camp Nou freuen (und bei Valdés bedanken) können, keine fünf Tore eingeschenkt zu bekommen, hätte der FC Barcelona im Rückspiel bereits zur Halbzeit mit fünf Treffern zurückliegen können, schrammte knapp an einem echten Debakel vorbei – und durfte sich nun seinerseits bei Victor Valdés bedanken, der eine Riesenpartie ablieferte, dass dem nicht so war. Real Madrid spielte Traumfussball und hätte die Partie beim Gang in die Kabine längst entschieden haben müssen.

Danach folgten gleichzeitig zwei Dinge. Erstens der unbedingte Wille des FC Barcelona, dieses Spiel auch mit zehn Mann (Adriano war mit berechtigter roter Karte längst draussen) nicht aufzugeben. Und zweitens stellte ein in Führung liegendes Real Madrid wieder einmal das Fussballspielen ein und lauerte auf den Konter. Im heimischen Stadion und gegen zehn Mann. Das Ergebnis war die zweite Fussballdemonstration des Abends. Hatte Madrid die erste Halbzeit nach Belieben dominiert und schonungslos die Schwachstellen der katalanischen Abwehr offen gelegt, war es jetzt der zahlenmässig unterlegene Gegner, der daraus eine deutliche Überlegenheit machte und die Hauptstädter den Abpfiff herbei sehnen liess.

RMss2012a

Am Ende hatte Real Madrid den Superüberflüssig-Cup gewonnen, Barcelona nicht; niemand hatte niemandem den Finger ins Auge gesteckt, es gab keine hässlichen Fouls, eine mehr als akzeptable Schiedsrichterleistung, keine schauspielerischen Schmerzrollen auf dem Rasen und sogar so etwas wie Harmonie nach einem Clásico. Es geschehen noch Zeichen und Wunder. Es gab auch keine Mannschaft, die, wie im vergangenen Jahr, eilig in der Kabine verschwand, um die Trophäen-Übergabe nicht mit ansehen zu müssen. Die Katalanen blieben auf dem Rasen des Bernabéu. Dafür bedankte sich Madrids Kapitän Casillas später ausdrücklich – und dürfte sich mit dem fairen Kommentar zu einer fairen Geste einmal mehr nicht bei jedem beliebt gemacht haben.

Vor allem nicht bei seinem Trainer, der die eilige Flucht vom Spielfeld im vergangenen Jahr angeordnet hatte. Das wird dem Torwart im Augenblick vermutlich aber ziemlich egal sein, denn schon am Montag, nach dem Getafe-Spiel, hatte er José Mourinho unverblümt die Meinung gesagt, wie “El País” publizierte und damit die nächste “Maulwurf”-Suche auslöste. “Ihr seid hochmütig!”, hatte Mourinho seine Gardinenpredigt am Montag nach dem verlorenen Liga-Spiel begonnen, nachdem er in der Pressekonferenz am Vortag die Mannschaft scharf angegriffen hatte. Doch Iker Casillas und Sergio Ramos hatten keinerlei Lust, sich weitere Vorwürfe des Trainers anzuhören.

RMss2012b

“Der Erste, der Selbstkritik üben sollte, auf und neben dem Platz, bist du”, zeigte er Mourinho die Grenzen auf, “hoffentlich ist es das letzte Mal, dass du uns öffentlich kritisierst!” – Sergio Ramos legte nach: “Das war mein Fehler beim Tor von Valera! Manchmal macht man Fehler auf dem Platz, und ich hatte das Pech, dass meiner zum Gegentor führte. Aber am Donnerstag in Barcelona, beim Tor von Pedro, gab es Defensivfehler und du hast korrekterweise den Linienrichter ins Visier genommen statt den Mitspieler (Red.: Coentrao) zu beschuldigen. Warum also hängst du mich hin? Warum verteidigst du einige und die anderen beschuldigst du immer öffentlich.” – Mourinho beschränkte sich auf die Entgegnung: “Coentrao hat eine perfekte Partie abgeliefert.”

Ob sich der Unmut und die Reibereien nun mit dem Gewinn des Superüberflüssig-Cups erledigt haben, wird man am Wochenende sehen, wenn das nächste Liga-Spiel gegen Granada ansteht, das, nach schlechtem Start, nur ein Motto kennen darf: Entweder gewinnen oder drei Punkte. In Barcelona wurde der Supercup nach der Niederlage zur unwichtigsten Partie aller unwichtigen Partien herunter gespielt. Damit konnte nun wirklich niemand rechnen.

Lesen Sie dazu auch:
* Jetzt habt ihr es wirklich übertrieben, Hurensöhne!


wallpaper-1019588
Olympia 2036 / 2040 – diese Auswirkungen hätte eine erfolgreiche Bewerbung auf die lokale Wirtschaft in München
wallpaper-1019588
Time Patrol Bon: Neuer Trailer zeigt Theme Songs
wallpaper-1019588
Rinkai! – Neuigkeiten zum Cast bekannt gegeben
wallpaper-1019588
#1490 [Review] Manga ~ Cross Account