Syrien: Der westliche Propagandakrieg

Von Ecocens @EcoCens

Wenn man sich die Berichte über die Vorgänge in Syrien so ansieht, erinnern diese frappant an jene, welche vor dem zweiten Irakkrieg durch die Medienwelt geisterten. Und auch dieses Mal spielen westliche Medien die willfährigen Gehilfen eines gezielten Propagandafeldzuges.

Nicht umsonst heißt es, dass das erste Opfer eines jeden Krieges die Wahrheit ist. Und im Falle Syriens ist das Assad-Regime das Ziel aller medialer Anfeindungen, während die Kriegsverbrechen der Opposition stillschweigend unter den Tisch gekehrt werden.

Zerstörung in Homs, Syrien. Bild: Wikimedia, CC-BY 3.0. Photograph: Bo yaser

Chemiewaffen & Giftgas die Zweite

Das österreichische Wochenmagazin "format" hat angesichts der veröffentlichten Geheimdienstberichte in boulevardesker Manier gleich das ganze Phrasenprogramm ausgepackt. Dort heißt es in Titel und Einleitung:

Syrien: Regierung verfügt über "Hunderte Tonnen" an Nervengift

Der US-Militärgeheimdienst DIA versichert, dass Syriens Chemiewaffenprogramm umfangreiche Nervengiftbestände umfasst, die auch mit Flugzeugen eingesetzt werden können. Laut französischen Experten werden Sarin, Senfgas und das Nervengas VX produziert.

Vor ziemlich genau 10 Jahren, im Frühjahr 2003, behaupteten die Geheimdienste Großbritanniens und der Vereinigten Staaten, dass der Irak über ein umfangreiches Arsenal an chemischen Kampfstoffen verfügen würden. Und schon damals wurde diese Behauptung nur deshalb aufgestellt, um die eigene Bevölkerung (und jene der potentiellen Alliierten) auf einen Krieg einzustimmen. Auch wenn die syrische Regierung 2012 zugegeben hatte, Chemiewaffen als Gegengewicht zu den israelischen Atomwaffen zu besitzen, so weiß sie auch, dass ein Einsatz derselben unweigerlich zu einer militärischen Intervention durch die "Weltpolizei" USA und deren Hilfssheriffs führen würde.

Geostrategische Interessen

Heute ist es mit Syrien das Selbe. Denn schlussendlich geht es nur darum, eine willfährige Marionettenregierung wie im Irak zu installieren. Immerhin würde eine Ölpipeline vom Irak ans Mittelmeer durch Syrien dafür sorgen, dass man das schwarze Gold nicht mehr um die arabische Halbinsel herum, am politisch instabilen Horn von Afrika vorbei, durch den Suezkanal transportieren muss.

Anstatt eine Lösung auf dem Verhandlungstisch zu suchen, wie es der syrische Präsident Assad immer wieder vorgeschlagen hat, verlängert die Unterstützung der Opposition das Leiden der Menschen in Syrien. Im sehr lesenswerten Exklusivinterview mit der renommierten deutschen "FAZ" sagte er: "Seit Beginn der Krise, ja sogar schon mehrere Jahre vor ihrem Ausbruch haben wir mit Reformen begonnen. Wir haben mehrere Gesetze erlassen, das Notstandsgesetz aufgehoben, die Verfassung geändert und darüber ein Referendum abgehalten. Vielleicht weiß der Westen das, vielleicht auch nicht." Dabei schrecken die USA nicht einmal davor zurück, islamistische Kräfte mit Material zu versorgen. Und das, obwohl die Islamisten offiziell als Feinde der letzten verbliebenen Supermacht gelten.

Kritische Berichterstattung statt Propaganda

Während angebliche und tatsächliche Verbrechen der syrischen Armee von den hiesigen Medien hochgekocht werden, liest, hört und sieht man hierzulande kaum etwas von den Verbrechen der Aufständischen in Syrien. Nur wenige Medien, wie z.B. Der Spiegel oder das Compact Magazin, berichten davon. Ansonsten ist man zumindest in der deutschsprachigen Medienwelt auf russische Quellen angewiesen, wenn man nicht nur die "westliche Sichtweise" vorgesetzt bekommen will.

Die Menschenrechtsorganisation "Amnesty International" wirft nämlich zurecht beiden Seiten schwerwiegende Verstöße gegen die Menschenrechte vor. Selbst die "Freie Syrische Armee" benutzt Kinder als "menschliche Schutzschilde". Besonders von Gewaltakten betroffen sind auch die religiösen Minderheiten in Syrien. Islamisten attackieren hier nämlich die christliche und die jüdische Minderheit, welche von der Assad-Regierung wie die islamischen Konfessionen auch, stets alle religiösen Freiheiten genießen durften. Doch auch davon liest man in unseren Tageszeitungen kaum etwas.