Zunächst einmal sollte man sich klar darüber sein, dass man hier ein Einstiegs-NAS Gerät kauft. Das bedeutet einige Einschränkungen:
- USB 2.0 statt USB 3.0 (wobei das schon fast peinlich ist, aber dazu später mehr)
- nur ein Festplattenslot
- eingeschränkte Leistung bei Transfers vieler kleinerer Dateien durch niedrige Prozessorspezifikationen
Diese Einschränkungen sollten relativ offensichtlich sein, aber was liefert das Gerät?
Die Einrichtung der Festplatte ist durch Synologys DSM-Betriebssystem sehr schnell getan. Hier wurden keine Stolpersteine gelegt - auch die persönliche Cloud ist schnell konfiguriert. Allerdings muss man hier wissen, dass man einige Anwendungen erst im Synology-App-Store herunterladen muss. Dies gilt u.a. auch für den VPN-Server, die Video-App, den DLNA-Server, den iTunes-Server etc.
Sämtliche Apps, die sich standardmäßig dort finden sind kostenlos und von hoher Qualität. Wer abseits davon noch selber Paketquellen hinzufügen will, kann dies ebenfalls tun und so die Anzahl der potentiell installierbaren Anwendungen noch einmal deutlich erhöhen.
Für den Normalverbraucher dürfte allerdings die voreingestellte Auswahl den Bedarf an Funktionen abdecken: Neben den vorher erwähnten Applikationen gibt es auch noch eine Überwachungsstation für IP-Kameras sowie die Möglichkeit, einen DVB-T-Stick anzuschließen und damit Fernsehsendungen aufzuzeichnen, einen eigenen Mail-Server und vieles mehr.
Auf Grund der Prozessorarchitektur und der eingeschränkten Rechenleistung ist es allerdings beispielsweise nicht möglich, einen Plex-Server laufen zu lassen. Transcodierungen, wie sie hier benötigt werden, sind für einen solchen "Rechner" einfach zu viel. Aber man kann für den Preis auch kein Rechenmonster erwarten.
Die Verwaltung von Benutzerkonten und Zugriffsrechten geht leicht von der Hand und auch die sonstigen Verwaltungsoptionen sind klar strukturiert und umfangreich. Die Dateien können auf verschiedenen Wegen (auch gleichzeitig) freigegeben werden - unter anderem natürlich auch per SAMBA (Windows-Welt) und AFP (Apple-Welt). Es mag sein, dass sich die my Cloud-Festplatten von WesternDigital oder auch TimeCapsules von Apple noch etwas leichter einrichten lassen, aber der Umfang an Funktionen und Optionen ist dafür auch wesentlich geringer.
Von der Performance her merkt man bei dieser Festplatte bei großen Dateien keinen Unterschied zu den größeren Geschwistern aus dem gleichen Hause. Geht es an die kleinen Dateien (wenige MB), so brechen die Transferraten ein - hier ist sicher der Prozessor und der Arbeitsspeicher der NAS schuld (800MHz, 256 MB).
Diese Spezifikationen machen sich im Übrigen im Web-Interface nicht bemerkbar: Alles läuft wunderbar flüssig und schnell.
Gleichzeitige Zugriffe sind - wenn man jetzt nicht gerade ein Gigabyte kleiner Dateien gleichzeitig transferiert - kein Problem für das Gerät. Es ist also möglich, dass zwei Benutzer gleichzeitig auf verschiedene Videos auf der Platte zugreifen. Die Platte läuft generell recht stabil und ohne Abstürze.
Ein wenig Kritik muss aber auch sein:
Synology bietet dieses Produkt z.B. nicht als Bundle mit einer Festplatte an. Ich denke dieses Produkt ist eine Reaktion auf den Erfolg günstiger NAS-Geräte, wie etwa der myCloud, dem wahrscheinlich stärksten Konkurrenten in diesem Umfeld. Ich für meinen Teil kaufe gerne ein Gehäuse und suche mir die Innereien selber zusammen, aber einige Kunden könnte das abschrecken, da dieser Ablauf komplizierter wirkt. In meinem Bekanntenkreis hat sich etwa einer ein Konkurrenzprodukt gekauft und mich dann nach meinem Kauf gefragt, ob das von Synology nicht eine Bastlerlösung sei, da man ja die Festplatte selber einbauen müsse.
Im Consumer-Markt ist einfach Synlology noch nicht der große Name und durch solche Entscheidungen machen sie es sich unnötig schwer. Hier haben es WD, Medion und ggf. sogar Apple mit den Timecapsules leichter. Und diese haben alle eins gemeinsam: sie verkaufen Komplettlösungen mit eingebauter Festplatte.
Ich fände es natürlich schade, wenn das Leergehäuse nicht mehr angeboten würde, aber ein bereits bestücktes Alternativangebot könnte Synology sicher auf die Beine stellen.
Es mag zwar vielleicht dem Preis geschuldet sein, aber ich finde es schade, dass man 6 Jahre nach der Einführung von USB 3.0 immer noch die 14 Jahre alte USB 2.0 Schnittstelle verbaut. USB 3.0 hätte auch bei diesem Gerät für schnellere Datenraten bei externen Datenträgern gesorgt.
Fazit:
Den Synology DS115J NAS-Server kann man als Einsteiger-NAS nur wärmstens empfehlen. Die Transferraten sind durchweg brauchbar (kleine Dateien) bis sehr gut (große Dateien). Zusätzlich kann das NAS gegenüber anderen Einsteigergeräten etwa von D-Link, Medion oder eben auch WD mit vielen Zusatzfunktionen aufwarten und ist dabei trotzdem relativ einfach zu bedienen.
Preislich ist die Festplatte sicher gut aufgestellt, auch wenn ich mir für die 150€, die ich für das Gerät zusammen mit einer 2TB-Festplatte gezahlt habe, bei WD bereits das 3TB-Gerät hätte kaufen können. Die bessere Performance und die Möglichkeiten, die sich durch das Betriebssystem ergeben, waren mir das auf jeden Fall wert.
Ein echter Negativpunkt ist lediglich der USB 2.0-Anschluss, aber wenn man sich damit arrangieren kann (schließlich wird ja vornehmlich die interne Platte genutzt), ist es dennoch ein sehr schönes Gerät.