Irgendwas zwischen Cube und 2001: A Space Odyssey. Dazu ein paralleler Erzählstrang über einen mexikanischen Wrestler, der sich Escargot Man nennt und sich auf einen Kampf vorbereitet. Das alles unter dem bedeutungsvollen Titel Symbol und mit dem Etikett “Japanische Komödie” versehen. Was genau soll ein Zuschauer damit anfangen?
Sich überraschen lassen! Kommt hinzu: Das absurde Kunststück Symbol ist lustig. Sehr lustig. Denn bald ist klar, hier erzählt einer eine Geschichte, meint es ernst und lacht sich gleichzeitig ins Fäustchen. Um was geht es?
Ein Mann in einem Schlafanzug wacht auf und findet sich in einem Raum ohne Fenster und ohne Türen wieder. Er entschuldigt sich und will nach Hause. Der Raum ist leer. Ein einziges Zipfelchen steht von der Wand ab. Als er das Zipfelchen drückt, wölben sich Hunderte von kleinen Engeln aus der weissen Wand und lassen sich kurz darauf wieder von ihr schlucken, bloss ihre Pimmelchen strecken sie weiterhin in den Raum.
Jedesmal, wenn der Mann auf ein Zipfelchen drückt, wirft die Wand einen Gegenstand in den Raum: einen Bonsai, einen Tonkrug, Essstäbchen, Sushi oder sogar einen afrikanischen Stammeskrieger, der durch die Halle huscht. Visuell ist das beeindruckend, und die Geschichte gleicht bald einem Computerspiel, bei dem es darum geht, die Gegenstände so zu nutzen, dass ein Verlassen des Raumes gelingt.
Dazwischen geschnitten ist die Geschichte des Escargot Man, der sich auf eine melancholische Art und Weise auf einen Wrestlingkampf vorbereitet. Sein Sohn und sein Vater scheinen die Einzigen zu sein, die zu ihm halten. Allein dass es Matsumoto mit spielerischer Leichtigkeit möglich ist, diese beiden Erzählstränge zu verknüpfen, muss als eine Meisterleistung betrachtet werden. Zudem: Der Film ist lustig, unterhaltsam und keineswegs blosser Klamauk.
Der Regisseur Matsumoto lacht über die grossen Allegorie-Filme, die mit Bedeutung kleckern: The Fountain, Matrix, 2001: A Space Odyssey. Wir wurden in die Welt geworfen und wissen nicht warum. Alles in uns schreit nach Sinn. Der Zufall ist nicht akzeptabel. Aus Hilflosigkeit gegenüber der Schicksalsmächtigkeit wünschen wir uns alle Ereignisse in einen grossen Zusammenhang, in eine Kette aus Ursache und Wirkung, an deren Ende eine erlösende Erklärung winkt. Matsumoto antwortet mit der Antwort, die wir nicht hören wollen. Das ist nicht nur witzig, das ist auch entlarvend.
Der Film ist an der 3. Komischen Filmnacht in Berlin zu sehen. Am 3. November 2010 um 20.30 Uhr im Filmtheater Friedrichshain.
Trailer von Symbol (1:00)
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