Er hat eine der herausragendsten Stimmen in der Geschichte des Soul und doch ist Syl Johnson in erster Linie dafür bekannt, einige der markantesten Breaks geliefert zu haben. Egal ob Kid Rock, Cypress Hill, Michael Jackson oder Kanye West – alle haben sich bei ihm bedient, denn mit einem Johnson-Sample mutiert jedes Stück zum Sure Shot. „Mein Haus wurde vom Wu-Tang Clan errichtet“, sagt der 74-jährige in Anlehnung an die Tantiemen, die er heute noch aus Staten Island von RZA – dem fleißigsten Syl-Sampler – überwiesen bekommt. Dabei sind Different Strokes und Is It Because I’m Black auch über ihre gesamte Spielzeit gesehen Masterpieces. Geboren wurde der Sänger mit der tiefgreifenden Soulmembran als Sylverster Thompson im US-Bundesstaat Mississippi, wo er zunächst mit der Blues-Musik von Howlin Wolf in Berührung kam. Bald produzierte Johnson erste Stücke selbst und verbuchte mit dem R&B-Stück Come On Sock It To Me eigene Erfolge. Die 81 Titel umfassende CD-Box Complete Mythology beleuchtet mit einer Spanne von 15 Jahren die Hochphase des Künstlers. Wenn Syl Johnson wie in Could I Be Fallin’ In Love oder Do You Know What Love Is über Liebe singt, dann transportiert er jeden Herzschlag und jedes Seelenleiden durch seine Musik. Trotzdem sind seine Texte sowohl sozialkritisch und haben – wie I’m Talkin’ Bout Freedom – oftmals einen politischen Hintergrund und prangern Rassismus an. Beachtet man die Raffinesse der musikalischen Arrangements verwundert es, warum der Sänger ein ungekrönter Soulprinz geblieben ist und nie wirklich seinen Durchbruch im Mainstream feierte. Ein Stück Musikgeschichte, gepresst auf vier CD’s, respektive sechs Vinyl-Scheiben. Als Beilage gibt es obendrauf einen Sample Index.
Andreas Margara (12. Dezember 2010)
Syl Johnson – Is it because I’m black