SwissTV – der AppleTV Killer?

Es gibt ein einziges Wort, das nahezu perfekt beschreibt, wie man es nicht machen sollte: WeTab. Das ehemalige WePad ist das Ergebnis aus einem zu Beginn intelligentem Marketing, einem unfertig auf dem Markt gebrachten Produkt und dann einem absoluten PR Desaster. Was einst die Alternative für Apples iPad werden könnte, wurde zum Symbol der falschen Ansätze. Genau jetzt versucht sich ein Start-Up aus Genf am neuen Gegner: haben Sie den AppleTV Killer?

Die SwissTV Box wird in einer schwarzen Verpackung geliefert

Von Aussen sieht SwissTV recht unscheinbar aus.

SwissTV ist eine Firma, die Video on demand anbietet. Das an sich ist nichts Neues und hat auch direkt wenig mit mobiler Kommunikation zu tun. Neu ist jedoch die Form, in der das Video geliefert wird. In einer kleinen Set-Top Box befindet sich ein kleiner Rechner, der aus dem Internet das Video empfängt und dann auf den Bildschirm bringt. Der Kunde braucht ausser einem Fernseher, einem Internetanschluss und eben dieser Set-Top Box nichts, um das System zu installieren. Wenn er will, kann er die Set-Top Box dann auch mitnehmen und bei Freunden installieren. Im Selbstversuch habe ich den Spass mal ausprobiert. Und siehe da: es funktioniert!

Die SwissTV Box sieht nach dem Öffnen unscheinbar aus

Auf den ersten Blick sieht der Lieferungumfang recht klein aus

Wenn eine Set-Top Box ohne Abo oder sonstige Verpflichtungen für gerade einmal 128 CHF inklusive Versand angeboten wird, ahnt man normalerweise Böses. Erfahrungsgemäss wird dann irgendwas geliefert, was funktionieren würde, hätte man alles Zubehör.

Alle wichtigen Kabel sind dabei.

Alle wichtigen Kabel sind im Lieferumfang schon enthalten.

Doch in der Kiste wird wirklich alles geliefert, was der Kunde brauchen könnte. Neben der Box mit deren Netzteil und der Fernbedienung, findet der Kunde doch ein echtes Netzwerkkabel, ein Scartkabel und ein HDMI-Kabel (!). Gehen Sie mal in den lokalen Elektromarkt und kaufen diese drei Artikel. In der Schweiz liegen das Netzwerkkabel und das Scartkabel im normalen Elektrohandel bei um die 10 CHF, das HDMI Kabel liegt bei rund 35 CHF. Ergibt einen Wert des Zubehörs von gut 55 CHF. Schlaue Köpfe werden sich diese Kabel sicherlich bei einem Discountversender für einen Bruchteil dessen kaufen können, doch allein die Tatsache, dass diese Kabel beiliegen, zeigt, dass es das Start-Up Ernst meint: der Kunde soll Video gucken – sich nicht über Kabel ärgern.

Die SwissTV Box vereint viele Anschlussmöglichkeiten.

Wo HDMI auf den Vorgänger Scart trifft. Die Anschlüsse an der Box.

Die Installation ist dann denkbar einfach. Die Box wird zunächst mit dem Fernseher verbunden. Das kann auf viele Wege geschehen. Durch Scart und HDMI sind die meisten Wege schon offen, wenn das nicht reicht, dann eben per Komponentenkabel, was sich oftmals noch bei Beamern findet. Nur ein solches Kabel liegt nicht bei, das ist aber wahrlich verzeihlich. Wenn die Box per Ethernet ins Netz geht, muss sie noch angesteckt werden, sonst geht es auch drahtlos per WLAN. Als letztes muss dann noch das Steckernetzteil in die Steckdose und die Box legt los. In der Anleitung steht gross, man hätte es geschafft, wenn das SwissTV Logo zu sehen ist.

Das SwissTV Logo beim ersten Start.

Das SwissTV Logo beim ersten Start.

Bis ich dieses Logo auf meinem Fernseher gesehen habe, ist nicht viel Zeit vergangen. Das erste Foto mit der Box von aussen machte ich um 19:07. Gemäss meiner Digitalkamera fotografierte ich das Bild des SwissTV Logos auf dem Fernseher um 19:17. Obwohl ich das Auspacken dokumentiert habe, lief die Box schon nach 10 Minuten.

Hier natürlich eine kleine Warnung: die Box läuft dann, eingerichtet ist sie noch nicht. Der Kunde wird dann durch ein Menü geführt, in dem die Box eingerichtet werden kann. Das hat bei mir nochmals rund 15 Minuten gedauert. Schritt für Schritt geht es vorwärts. Beginnend mit dem Einrichten des WLAN Zugangs bis zur Definition des Zahlungsweges. Hier zeigt sich dann die Grenz des Systems. Meinen WLAN Key einzugeben, hat schon etwas gedauert, da er recht lange ist. Die Fernbedienung ist völlig auf das Abspielen der Filme optimiert. Aber ich muss sagen: es geht.

Eine kleine Schwäche zeigt sich dann doch: die Übersetzungen sind manchmal nicht ganz perfekt. Wir sprechen hier von einem französischsprachigen Start-Up. Da scheint manchmal Google beim Übersetzen geholfen zu haben. Anders kann ich mir den Ausdruck „Konto erschaffen“ nicht erklären, aber lustig ist es dennoch.

Hat hier Google übersetzt?

Hat hier Google übersetzt?

Kurz nach 19:30 war die Box dann einsatzbereit. Die ganze Einrichtung lief nur über die Box. Es ist kein Rechner nötig, der während des Videos läuft, es braucht kein Konto irgendwo und ich hatte alles, was ich zum sehen brauchte, in der Schachtel. Alle Kabel, alle Teile.

Kritikpunkte gibt es wenig. Ich würde Kleinigkeiten ändern: die Schriftgrösse ist bei voller HD Auflösung relativ klein, die Videocover ebenso. Auch sind die Menütexte teils stark am Rand des Bildschirms, was sie schwer zu lesen macht. Aber das System als solches lief. Gegen 20 Uhr haben wir uns dann zusammen den Film „Inception“ angesehen. Er steht jetzt noch für 7 Tage zur Verfügung. Die (technische) Qualität des Films war sehr gut. Das Bild war sehr gut, der Ton auch. Das Ganze, obwohl die Box am Rand des WLANs hinter einem nur 5 MBit breiten DSL Anschluss hängt. Übrigens: inhaltlich ist der Film durchaus zu empfehlen. Eine der wenigen Hollywood Produktionen, die nicht nach Schema-F gedreht ist.

Hat hier SwissTV wirklich einen AppleTV Killer in der Hand? Soweit würde ich nicht gehen. Apple lebt vom sogenannten Cross Selling. Wer schon MP3 kauft, der kauft dort auch noch seine Filme. Wenn Sie aber noch keine Apple Produkte haben oder es ihnen gleich ist, ob die Videos von einem Anderen geliefert sind, dann hat es SwissTV geschafft, da ein interessantes Produkt zu kreieren. Es läuft „out-of-the-box“. Es fehlt nicht an Kabeln, man braucht zum Einrichten keinen Computer. So soll es sein! Ich erinnere mich nur zu gut an Handys, bei denen wichtige Kabel nicht beilagen oder WLAN Anschlüsse, die erst auf mehrfache Nachhilfe funktionierten. Das war hier nicht der Fall.

Also: Daumen hoch und hoffen wir, dass es in Genf so weitergeht!


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