Bei guten Bedingungen und vor einer imposanten Föhnwand fand letztes Wochenende der Swiss League Cup Grindelwald statt. Die lokalen Wetterfrösche der Veranstalter behielten zumindest am Samstag recht und wir konnten einen grossen 100 Kilometer Task ohne Föhneinnbruch fertig fliegen. Am Sonntag wurde der schon gesetzte Task kurz vor dem Start wegen dem Föhn abgebrochen. Für mich persönlich war es ein erfolgreicher Wettbewerb, auch wenn ich mit meiner Geschwindigkeit keinen Blumentopf gewinnen konnte.
Noch viel Schnee für Anfang Mai und eine ausgeprägte Föhnwand gegen Süden
Für alle die es noch nicht wissen: Wir sind zurück in der Schweiz! Es werden allerdings noch viele Berichte der Weltreise folgen in den nächsten Wochen. Jetzt aber aus aktuellem Anlass zuerst der Bericht vom Swiss League Cup in Grindelwald (dieses Mal das echte Grindelwald) vom 7. Mai.
Ein kurzes Gespräch mit Thomas Theurillat vor dem Einschreiben liess mich reflektieren, was mir an diesem Tag wichtig war. Fernziel war, einmal einen Task fertig zu fliegen und nicht abzusaufen. Dies passierte mir meist, weil ich versuchte der führenden Truppe mit ihren Boliden hinterher zu fliegen. Ich nahm mir vor, nicht einfach den anderen hinterher zu fliegen, sondern meine eigene Route zu wählen. Ausserdem wollte ich jede Thermik fertig ausdrehen und mir Zeit lassen um in den Querungen nicht abzusaufen.
Taskbriefing
Der gewählte Task war ziemlich genau 100 Kilometer lang und führte von Grindelwald First über Adelboden, Niederhorn und grosse Scheidegg zurück nach Grindelwald Grund. Ich war etwas unsicher ob dem langen Task. So weit war ich noch gar nie geflogen.
Schon am beim Start liess ich mir (zu viel) Zeit. Dazu kam ein Knoten in den Bremsleinen, der sich nur schwer und von Hand lösen liess. Während ich mich zum zweiten Mal startbereit machte, fiel für die anderen weit über mir schon der Startschuss. Diesen Rückstand baute ich unfreiwillig noch aus, weil ich nach dem Start Mühe hatte den Anschluss zur Basis zu finden. Nach längerem Kämpfen vor dem Startplatz, wagte ich die Querung zum anderen Hang, wo ich dann in einer Thermik bis 3500 Meter aufdrehen konnte. Da war ich allerdings schon alleine auf weiter Flur. Ich hatte die anderen in Richtung Schilthorn verschwinden sehen, konnte aber nicht so richtig glauben, dass es mit dem vielen Schnee und der Föhntendenz dort ein Durchkommen gäbe. Also wählte ich die Route am Thunersee entlang. Einfach konnte ich von der Schynige Platte zur Sulegg und weiter ans Morgenberghorn queren. Dann wurde es schwieriger. Nirgends konnte ich an den Kanten gutes Steigen finden. Mitten im Tal gings dann doch wieder rauf und am Luftraum Reichenbach vorbei zum Gehrihorn von wo ich hoch an die Niesenkette queren konnte.
Als ich an einem Hang dort aufsoarte, kam mir schon die führende Gruppe entgegen. Hatte es also doch funktioniert über das Schilthorn zu fliegen. Während sie schnell in Richtung Niederhorn verschwanden, musste ich erst mühsahm gegen den Südwind nach Adelboden fliegen. Nach dem Turnpoint Tschente drehte ich sofort um und stellte mit Schrecken fest, dass die ganze Niesenkette im Schatten war. Nah an den Hängen entlang soarend machte ich mich auf den mühsahmen Weg zurück. Lange konnte ich die Höhe halten, aber nie den Grat überhöhen. Diese Strecke flog ich mit einem Ozone Geo und einem UP Trango XC3. Beide hatten ähnlich zu kämpfen wie ich, waren aber immer etwas höher.
Kurz vor dem Niesen kam die Sonne wieder durch und erlaubte mir auf 2700 Meter aufzudrehen. Mit dieser Höhe traute ich mir die Querung des Thuersees zu. Mit viel Höhe erreichte ich das Felsband am anderen Ufer, wo ich mit Leichtigkeit bis an die Basis unter der schon recht dunklen Wolke aufdrehen konnte.
Nach dem harzigen Start ging es nun schon sehr leicht. Weit unter mir flogen einige Piloten vom Amisbühl. Ein Blick auf den Brienzersee zeigte einen stärker werdenden Südwind. Mit dauerndem leichten Steigen konnte ich bis über Interlaken fliegen und hatte damit genug Höhe um an die Schynige Platte zu gleiten. Dort fand ich aber keine Thermik und nur turbulente Luft. Mit wenig Höhe flog ich über den Grat ins Lütschental, wo noch einige Felsen in der Sonne waren. Dort fand ich auch den stärksten Schlauch des Tages und war sofort wieder an der Basis. Im Gleitflug zum letzten Turnpoint bei der grossen Scheidegg surrte mein Handy wie wild und ich befürchtete (berechtigt, wie sich später herausstellte), dass der Task abgebrochen wurde. Der Rest des Flugs an die grosse Scheidegg und zurück zum Goal war ein Kinderspiel und ich kam sogar 1000 Meter über dem Landeplatz an.
Nach 5 Stunden und 15 Minuten landete ich als letzter Pilot in Grindelwald Grund. Die schnellsten Piloten hatten es in 2 Stunden und 35 Minuten geschafft. Wie ich befürchtete wurde der Task wegen Föhnböen in Interlaken abgebrochen. Vorher waren jedoch fast alle Teilnehmer ins Goal gekommen, was mich weit abgeschlagen auf den 43. Rang brachte.
Trotzdem bin ich sehr glücklich über diesen Tag. Ich habe mein Ziel, einen eigenen Flug zu fliegen, ohne jemandem nachzufliegen, erreicht; Ich war ins Ziel gekommen, auch wenn der Task kurz vorher abgebrochen wurde und hatte auch sonst viel fliegerisches Neuland erlebt, wie meinen ersten 100 Kilometer Flug und meine erste Thunersee Querung.
Die Rangliste auf der Seite der Swissleague
Siegerehrung
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