Zugeben, ich finde die sogenannten SUVs äußerst interessant. Aber macht man sich Gedanken über diese Fahrzeugklasse, kommen Zweifel der Notwendigkeit auf. In vielen Foren oder News-Kommentaren las ich immer wieder “SUVs = Super Unnötiges Vehicle“. Die Gründe für diese Meinungen sind schnell gefunden. Sie sehen aus wie Geländewagen, sind aber für das Gelände kaum zu gebrauchen, sind protzig, teuer und gelten als Spritschlucker. Hört man das, fragt man sich: “Wo ist der Nutzen?” Doch sind die SUVs wirklich so schlecht wie ihr Ruf?
Wirklich überflüssig oder besser als das Image?
Ihr Ruf ist nicht gut, doch trotzdem blickt kein anderes Segment auf eine solch positive Entwicklung zurück. Rund um den kometenhaften Aufstieg ist bisher kein Ende in Sicht, die Automobilhersteller rüsten weiter auf und die Zulassungszahlen in Deutschland steigen weiter. Mittlerweile überholten die SUV-Modelle die Mittelklasse und liegen damit nur noch knapp hinter den Kleinwagen. Insgesamt rund 230.000 Neuzulassungen zählt das Segment im ersten Halbjahr 2012. SUV-Befürworter hier im Team entgegnen den Kritikern mit der Aussage “Wo Erfolg ist, gibt es auch Kritiker“. Doch ist das wirklich so einfach?
Die Gründe, die die Gegner der SUVs aufführen, sind nicht an den Haaren herbeigezogen, zumindest auf den ersten Blick. Viele SUVs sehen tatsächlich aus wie Geländewagen, die mit Allradantrieb auch durch den Schlamm fahren können. Doch in vielen Fällen fehlt der dafür notwendige Antrieb über vier Räder und es bleibt lediglich die ähnliche Optik. Auch beim Spritverbrauch muss man den Kritikern teilweise recht geben, denn einige Modelle aus dem Segment bekommen die Werte nicht in den Griff. Auch beim CO2-Ausstoß gibt es viele Modelle, die nicht überzeugen können. So kündigte Honda beispielsweise kürzlich die neue Generation CR-V an. Dort soll der Verbrauch zwischen 5,6 und 7,7 Litern liegen, der umweltfreundlichste Motor (Benziner) schafft außerdem einen CO2-Ausstoß von 149 g/km. Die meist wesentlich umweltverträglichere Diesel-Version soll sogar auf 173 g/km kommen. Vergleicht man dieses Modell mit einigen Konkurrenten oder Fahrzeugen aus anderen Segmenten, so versteht man die Kritik aus dem Anti-SUV-Lager.
Auch das Protzige sowie der Preis ist nicht weit hergeholt. Hier kann man beispielsweise den VW Touareg nennen, der aktuell ab 49.625 Euro Listenpreis zu haben ist. Die Größe und das Design tun das Übrige zum Image dazu, so argumentieren zumindest die, die SUVs als “Super Unnötige Vehicles” bezeichnen. Lässt man das so stehen, blickt man wirklich auf ein völlig unnötiges Fahrzeug-Segment.
Für Familien und ältere Menschen das perfekte Auto..
Mit 65 Jahren kaufte sich mein Großvater seinen ersten Neuwagen, es sollte das kleine SUV BMW X1 sein. Seine Argumente für den Kauf klingen plausibel und entkräften einige Argumente der Kritiker. Er möchte ein höheres Sicherheitsgefühl, eine erhöhte Sitzposition und der Einstieg soll auch etwas höher sein. Ich erinnere mich als sei es gestern gewesen, mein Opa kommentiert es mit “Ich will mit meinen 65 Jahren doch nicht mehr runter in einen Sport- oder Kleinwagen und mich da wieder rausquälen“. Auch den Spritverbrauch-Kritikpunkt wird hier entkräftet, denn mit dem Diesel-Motor und xDrive verbraucht der X1 rund fünf Liter auf 100 Kilometern. Damit liegt das SUV auf dem Niveau von vielen kleineren Fahrzeugen. Für ältere Menschen wäre der hohe Nutzen also schon bewiesen. Übrigens reagieren einige Hersteller schon auf diese Zielgruppe, beim Mokka von Opel gibt es sogar rückenschonende Sitze.
Auch bei Reisen mit der Familie gibt es diverse Vorteile. So kommt es auch hier zu einem erhöhten Sicherheitsgefühl, das bei Fahrten mit Kindern durchaus beruhigen kann. Auch der Stauraum passt und bietet eine Menge Platz für Koffer oder Einkäufe. Somit hätten wir bereits zwei Zielgruppen gefunden, die dem Anti-SUV-Lager gegenüberstehen. Doch wir sind noch lange nicht am Ende. Es gibt SUVs, die auch ohne einen Blick auf die passende Zielgruppe nützlich erscheinen. Als Beispiel führe ich den Mazda CX-5 an, der sich mit einem kombinierten Verbrauch von unter 5 Litern zeigt und dank SKYACTIV-Technologie eine Vorreiter-Position erkämpft hat. Damit hätten wir den Ruf der Spritschleuder eliminiert. Auch in Sachen Preis gibt es Positives zu berichten, denn der CX-5 startet bei MeinAuto.de ab einem Preis von 20.837 Euro. Noch besser steht zum Beispiel der Nissan Qashqai da, der bereits zu einem Preis von 15.905 Euro zu haben ist. Damit hätten wir auch Punkt 2 “zu teuer” entkräftet. Zugegeben, es sieht nicht bei allen Modellen so aus. Im SUV-Segment gibt es selbstverständlich auch die Kehrseite der Medaille und Modelle jenseits der 50.000 Euro-Marke.
Fazit: Es kommt auf den Blickwinkel an
Blickt man als Single ohne Kinder, Kurzstrecken-Fahrer und junger Mensch auf SUVs, könnte man sagen: “Der Nutzen ist für mich nicht hoch“. Ist man dagegen Rentner, Familienmutter- oder Vater oder benötigt beruflich viel Platz, fährt lange Strecken und braucht Sicherheit sowie Komfort, ist ein SUV Gold wert. Darüber hinaus muss man zwischen den Modellen unterscheiden, denn innerhalb der Fahrzeugklasse gibt es große Differenzen. Dort tauchen die kleinen, kompakten und großen SUVs auf. Darüber hinaus gibt es die Ur-Väter sowie die neue Generation rund um Mazda CX-5. Hier zeigen sich auch andere Verbrauchs- und CO2-Werte und ein wesentlich sportlicheres Design (weit weg vom Protz).