Stell Dich doch bitte kurz den Lesern vor!
Ich bin zwei Autorinnen … Ja, das klingt seltsam, aber unter dem Namen Susanne Mittag schreibe ich Kinderbücher ab 10 Jahren, als Susanne Rauchhaus schreibe ich Jugendbücher ab 14 Jahren. Beide Namen sind aber ganz echt, denn der eine ist mein Mädchenname, der andere mein jetziger.
Das Schreiben war schon immer meine Leidenschaft, und vor rund zehn Jahren habe ich mein Hobby zum Beruf gemacht. Seitdem lebe ich als Schriftstellerin mit meinem Mann und meinem Sohn in der Nähe von Stuttgart.
Wie bist Du zum Schreiben gekommen und seit wann schreibst Du? Wer oder was beeinflusste Dich in der Wahl deines Berufes als Autorin? Übst Du nebenher noch einen weiteren Beruf aus und wenn ja, welchen?
Geschrieben habe ich eigentlich, seit ich lesen kann, weil Bücher und Geschichten mich schon immer beflügelt haben. Trotzdem habe ich nach der Schule erst einmal etwas „Anständiges“ gelernt – und arbeitete viele Jahre als Fremdsprachensekretärin (z.B. in einer Werbeagentur und in der Redaktion einer Autozeitschrift). Aber die Zeit zum Schreiben war immer zu knapp. Als mein Sohn in den Kindergarten kam, nutzte ich die Vormittage und sagte mir: „Wenn nicht jetzt, wann dann?“ Und ich schrieb meinen ersten Roman.
Der Weg von einer Idee zum fertigen Manuskript: Wie sieht dein Schreib-Alltag aus bzw. wie gestaltest du das Schreiben?
Der Vormittag ist jetzt bei mir die kreativste Zeit. (Früher war ich mal Nachteule, inzwischen habe ich mein Leben aber auf meine Familie eingestellt.) Morgens ab 8 oder 9 Uhr sitze ich in meinem Arbeitszimmer, meist mit einer Kanne Tee (Ich bin vermutlich die einzige Autorin, die keinen Kaffee mag ;-). In der Entwurfphase sitze ich oft in einem tiefblauen Sessel mit Blick über die Dächer meines Ortes und notiere den Szenenplan oder was meine Figuren antreibt. Wenn der innere Motor angesprungen ist, wechsle ich an den Computer und tippe solange, bis mein Sohn aus der Schule kommt. Nur selten (kurz vor Abgabe) tippe ich abends oder am Wochenende weiter. Insofern muss ich mich sehr genau organisieren. Das Warten auf die Muse ist für einen Autor leider nicht immer machbar, deshalb muss die Muse sich auf mich einstellen …
Wie bist du auf die Idee zu deinem Buch Melina und die vergessene Magie gekommen?
In der „Melina“ stecken Ideen, die ich schon als Kind hatte. (Wenn abends das Licht ausgeschaltet wurde und ich nicht mehr lesen durfte, habe ich mir einfach selbst etwas ausgedacht.) Schon damals hat mich das Thema Magie fasziniert. Und was man damit anstellen könnte. So entstand später (als ich zwanzig war) schon mal eine etwas märchenhaftere Version der Melina, später habe ich die Story nochmal umgeschrieben, sodass Ideen von vielen Jahren hineingeflossen sind.
Um was geht es in dem Buch?
Melina, ein 13-jähriges Mädchen, landet in einer fremden Welt, in der sie von einer Art schusseligem Kobold empfangen wird, der sie aus Versehen dorthin geholt hat. Mit ihm (und anderen Wesen) zusammen reist sie durch das Land Lamunee, zur Höhle des Windes, in den Nebelwald und zu den ältesten Hexen der Welt – bevor sie wieder in ihre eigene Welt zurückkehren kann.
Hat es eine Moral?
Moral klingt so nach erhobenem Finger, aber Melina findet in der Fremdartigkeit der anderen Welt heraus, dass sie eine Fähigkeit besitzt, die hier nicht einmal die Zauberer haben: ihre Fantasie. Sie entpuppt sich als die mächtigste Magie, die es geben kann. Bei meinen Lesungen versuche ich immer, die Kinder dazu zu ermutigen, sich selbst Geschichten auszudenken, weil sie in dem Alter einfach ganz tolle Ideen haben. Das könnte man als tieferen Sinn des Buches bezeichnen.
Hast Du beim Cover mit entscheiden dürfen? Oder hat das der Verlag entschieden, bist Du zufrieden mit dem Cover, hat es für dich eine Bedeutung?
Über das Cover entscheidet der Verlag – und das ist gut so. (Das versteht man sofort, wenn man meine Bilder aus dem Kunstunterricht mal gesehen hat ;-) Aber dieses Buchcover hat mir von Anfang an richtig, richtig gut gefallen! Melina sieht anders aus als in meiner Fantasie, aber das ist nicht wichtig. Sie kommt genau so rüber, wie sie es sollte: Auf den ersten Blick schüchtern, auf den zweiten ziemlich gewitzt.
Wie entstehen die Protagonisten Deines Buches? Sind Deine Figuren immer rein fiktiv oder haben sie auch ab und an mit realen Personen in Deinem Leben zu tun?
Ich glaube, es ist bei jedem Autor eine Mischung aus beidem. Melina steht zum Beispiel am Anfang des Buches nach einem Umzug vor einer neuen Klasse. Die Situation habe ich selbst oft genug erlebt, weil wir oft umgezogen sind. So konnte ich ihre Gefühle gut beschreiben.
Wie hat es sich angefühlt, dein eigenes Buch das erste Mal in den Händen zu halten?
Klasse! Ich konnte es lange nicht glauben, dass nicht nur ich dieses Buch habe, sondern dass es wirklich im Buchhandel steht, deshalb musste ich gleich nachsehen. Und als es im Regal stand – fand ich das unglaublich!
Welches gelesene Buch hat einen nachhaltigen Eindruck bei Dir hinterlassen und ist aus Deinem Bücherregal nicht mehr wegzudenken?
„Die unendliche Geschichte“ von Michael Ende. Er hat mir klar gemacht, dass Fantasie keine Grenzen akzeptieren muss.
An welchem neuen Buchprojekt arbeitest du gerade? Auf was dürfen wir und als nächstes freuen? Kannst Du den Lesern schon etwas vorab verraten?
Im Herbst 2013 erscheint bei Ueberreuter mein drittes Buch für Kinder ab 10 Jahren, also wieder unter „Susanne Mittag“. Der Titel steht noch nicht fest, aber es ist eine witzig-spannende Geistergeschichte.
Gibt es etwas das du beim schreiben immer bei dir hast?
Neben meinem Computer sitzt eine kleine Plüsch-Robbe, die ich schon bei meinen Abi-Prüfungen neben mir sitzen hatte.
Hast du damit gerechnet das du solchen erfolg mit deinen Büchern hast? Wieviel Bücher hast du den schon geschrieben? und welches hat dir am meisten Spaß gemacht zu schreiben?
Es sind bisher 6 Bücher auf dem Markt (2 als Susanne Mittag, 4 als Susanne Rauchhaus), das siebte erscheint nächsten Herbst. Erfolg ist immer relativ, und jedes Buch macht natürlich Spaß, sonst würde ich es nicht schreiben wollen, man verbringt ja sehr viel Zeit mit seinen „Helden“. Aber die liebste ist mir immer noch die „Messertänzerin“ (Susanne Rauchhaus). Dafür durfte ich eine tolle, bunte und doch bedrückende Welt erschaffen, in der meine Hauptfigur Divya sich erst selbst finden muss. Dabei tanzt sie ziemlich verführerisch, wird zur Assassinin ausgebildet und verfolgt – und geht dann doch ihren eigenen Weg und findet auch ihre Liebe. Das war beim Schreiben ein Gefühl wie ein Feuerwerk unter den Fingern!