Susan Beth Pfeffer: Das Leben das uns bleibt

“Die einzige Farbe, die ich noch kenne, ist grau.” (S.8)

Susan Beth Pfeffer: Das Leben das uns bleibt

Inhalt:

Nach der großen Katastrophe vor gut einem Jahr ist nichts mehr so, wie es eimal war. Damals war ein Asteroid in den Mond eingeschlagen und hatte ihn näher an die Erde herangeschoben. Die daraus resultierende größere Anziehungskraft des Mondes änderte das Leben auf der Erde binnen Sekunden: Flutwellen, Erdbeben, Dürreperioden und Schneestürme waren die natürlichen Folgen, die unzählige Opfer nach sich zogen. Die Menschen, die diese Katastrophen überlebt hatten, kämpfen nunmehr gegen Hungersnöte und Seuchen an.

Mirinda, ihre Mutter und ihre zwei Brüder leben seit der Katastrophe im Wintergarten ihres Hauses in der kleinen Stadt Howell. Die Lebensumstände sind erbärmlich: Die Holzvorräte für das Feuer gehen zur Neige, Strom gibt es an guten Tagen nur stundenweise, und gute Tage sind selten geworden. Das größte Problem ist jedoch der Hunger, der seit einem Jahr ihr täglicher Begleiter ist. Als die Lebensmittellieferungen aus der Stadt immer spärlicher ausfallen, bleibt der Familie nichts anderes übrig, als leerstehende Häuser zu plündern.

Doch es gibt auch Momente der Hoffnung, zum Beispiel aus der Schnee in Regen übergeht, als Fische gefangen werden und als unerwartet Besuch vor der Tür steht.

Bewertung:

Idee:

Diese Dystopie ist sicherlich eine der düsteren, die man sich für die Zukunft vorstellen kann. Dabei zeigt Pfeffer auf eine sehr tiefgründige Art und Weise, wie die Menschen versuchen, das Beste aus der Situation zu machen. Manch einer mag dabei kritisieren, dass es dem Roman an Ereignissen mangelt, da sich vieles wiederholt. Ich finde, dies passt in das Konzept des Romans, denn gerade diese Ereignislosigkeit dominiert das Leben nach der Katastrophe. Und die wenigen Ereignisse gewinnen so umso mehr an Bedeutung. Und immerhin nimmt der Roman zum Ende hin noch einmal Fahrt auf.

Sprache und Stil:

Da der Roman in Form von Tagebucheinträgen von Mirinda geschrieben ist, gelingt es Pfeffer, den Leser in die emotionalen Abgründe einzubeziehen. So erfährt man, wie die Angst vor dem Alleinsein mit dem Wunsch kollidiert, nur einmal ein paar Minuten für sich zu haben. Wie die Hoffnung immer wieder zu zerbrechen droht, wenn die Sorgen um Nahrung und somit ums Überleben überhand nehmen.

Besonders fällt  die nüchterne und trostlose Darstellung der Umgebung auf. An keiner Stelle finden sich Beschönigungen oder sinnlose Übertreibungen, denn der Roman beeindruckt durch seine Schnörkellosigkeit. Gerade so wird die eigenartig düstere Beklemmung besonders deutlich.

Charaktere:

Die Figuren selbst sind überzeugend dargestellt. Man glaubt, dass sich Menschen ebenso verhalten würden, dass sie Dinge nüchterner sehen, dass sie sich mit weniger zufrieden geben, dass es einige Menschen gibt, die sich über alle anderen Stellen, aber das es auch viele gibt, die Freundschaft und Hilfbereitschaft für das Maß aller Dinge halten.

Auch das Zusammenspiel der Charaktere passt ins Konzept. Auf der einen Seite versuchen sie keine Schwäche zu zeigen, aber der anderen Seite können sie sich über noch so unbedeutende Dinge wahnsinnig freuen, nur um dann kurze Zeit später wieder in Tränen auszubrechen. Die Dialoge spiegeln die Stimmung und das Grau der Umgebung wieder: Man versucht übertriebene Reaktionen der Harmonie willen zu vermeiden und man versucht den letzten Rest von Würde und Stolz aufrechtzuhalten. Doch immer gelingt das nicht.

Besonders gelungen ist für mich die Figur der Mutter. Laura kämpft für jedes bisschen Normalität, lässt ihre Kinder Hausaufgaben machen, die Zimmer putzen, nur um etwas Gewöhnliches und Alltägliches zu tun. Sie kämpft, weil sie an eine bessere Zukunft für ihre Kinder glaubt. Und sie hungert, damit ihre Kinder ihre Zukunft noch erleben können.

Mirinda und ihre Brüder sind Teenager: sie streiten, machen unüberlegte Dinge, sind impulsiv. Aber auch hier hat die Katastrophe ihre Spuren hinterlassen. Denn sie müssen viel schneller erwachsen werden:

Ich weiß, dass ich seit letztdem Jahr auch vieles hinzugewonnen habe, aber hetute Morgen beim Aufwachen fiel mir nur all das ein, was ich verloren habe. Nein, falsch. Nicht “all das, was”, sondern “all jene, die” ich verloren habe. “All das” ist eigentlich gar nicht so wichtig. Mit der Zeit gewöhnt man sich an Hunger, Kälte und Dunkelheit. (S. 73)

Kritikpunkte sind zum einen die Beziehung zwischen Mirinda und Alex, die für mich nicht stimmig ist, denn diese Liebe entwickelt sich für mich zu schnell und intensiv, aber vielleicht ist es ja gerade diese Intensivität, die als Gegenpol zum sonstigen Leben stehen soll, denn selbst Mirinda sagt an einer Stelle, dass die Liebe zu einem Menschen dem Leben wieder einen Sinn gibt.

Desweiteren finde ich die Alex’ Eifer, seine Schwester Julia sicher zu wissen, übertrieben bis unlogisch. Manche Dialoge wirken auch hölzern, besonders die zwischen Alex und Mirinda, wenn sie über ihre Gefühle sprechen. Vielleicht ist dies aber gerade so gewollt.

Fazit:

Der Roman ist eine Hommage an das Leben. Er zeigt auf beeindruckende Weise wie sich Menschen in einer trostlosen Zukunft an die Hoffung, die Liebe und ganz besonders das Leben klammern. Ein durchaus gelungener Abschluss.

Ich danke Hierschreibenwir.de sowie dem Carlsen-Verlag für das Bereitstellen des Rezensionsexemplars.

die ersten Teile der Moon-Crash-Reihe:

  Susan Beth Pfeffer: Das Leben das uns bleibt Susan Beth Pfeffer: Das Leben das uns bleibt

Autor:

Susan Beth Pfeffer: Das Leben das uns bleibt

Susan Beth Pfeffer wollte schon in der ersten Klasse Schriftstellerin werden und ist sehr glücklich, dass es geklappt hat. “Die Welt, wie wir sie kannten” erscheint als erstes ihrer Bücher auf Deutsch. Susan Beth Pfeffer liebt Eislaufen, Kino und ungesundes Essen. Sie lebt mit ihren beiden Katzen Emily und Alexander in Middletown, New York.

Weitere Informationen zur Autorin finden sich hier.

Daten:Susan Beth Pfeffer: Das Leben das uns bleibt

Susan Beth Pfeffer: Das Leben das uns bleibt
Verlag: Carlsen VerlagISBN: 978-3551582751
Seitenzahl: 271Erscheinungsdatum: 24.07.2012
Originaltitel: This World We Live in

Bewertung:

Susan Beth Pfeffer: Das Leben das uns bleibt



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