Surfen & Reisen: Der Guide für Trips mit Hang Loose-Faktor

Von Planetbackpack @planet_backpack

**Gastbeitrag von Julian Siewert**

Julian Siewert ist seit 15 Jahren leidenschaftlicher Surfer. Auf Surfnomade schreibt er über das Wellenreiten, Reisen und den Lebensentwurf von Surfnomaden.

Vor Kurzem hat Julian sein erstes E-Book veröffentlicht. Es richtet sich an Surfer, die über die übliche Urlaubslänge von zwei Wochen hinaus auf den Kapverdischen Inseln surfen und ortsunabhängig arbeiten wollen. Das Buch kannst du dir hier kostenlos herunterladen

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Findest du Surfen auch so faszinierend?

Gerade jetzt in den Sommermonaten locken die sanften, anfänger-freundlichen Wellen und angenehm warme Wassertemperaturen unzählige Surfeinsteiger an die europäische Atlantikküste.

Wenn du dich am Anfang durch ein Paar unsanfte Waschgänge nicht entmutigen lässt, wirst du schließlich belohnt und vom Surfen so schnell nicht wieder losgelassen.

Denn Surfen kann süchtig machen.

Nein: Surfen macht süchtig!

Dieses Gefühl der Glückseligkeit, das ein gelungener Wellenritt in dir auslöst, ist einfach unbeschreiblich schön, und du solltest es unbedingt mal erleben.

Pack es also ganz weit oben auf deine Bucket List!

Gerade wenn du als Backpacker mit deinem Rucksack für mehrere Monate um den Erdball tingelst, bietet dir das Surfen mit seiner Mischung aus Action, Adrenalin und Spaß eine tolle Abwechslung.

Mit der Kraft des Meeres spürst du eine eindrucksvolle Naturgewalt. Und du kannst es schaffen, diese Kraft für dich zu nutzen!

Die beste Reisezeit für deine ersten Stehversuche

Nicht nur für die Frostbeulen bietet es sich an genau jetzt, also in der Zeit von Juni bis August, mit dem Wellensport anzufangen.

Denn im Sommer herrschen an der gesamten europäischen Atlantikküste einsteigertaugliche Bedingungen.

Zwar sind die seichten Sommerwellen nicht die kraftvollsten und die Swells nicht die konstantesten.

Doch gerade deshalb können sich Anfänger in dieser Zeit im flachen Wasser ohne große Gefahr an die ersten Stehversuche auf dem Surfboard herantasten.

Weitere Vorteile sind angenehme Wassertemperaturen und geringere Strömungen.

Gerade in der Biskaya, die Meeresbucht zwischen Südfrankreich und der nordspanischen Küste, sind im August Wassertemperaturen von 22 Grad keine Seltenheit.

Es genügt also ein dünner Wetsuit mit kurzen Ärmeln und Beinen. So sparst du Gewicht und du brauchst weniger Kraft, um aus der Horizontalen auf dein Brett zu springen.

Dein Traum vom Surfen: Unterwegs mit dem Bulli

Die beste Art, das Surfen und Reisen auf eine stressfreie Art miteinander zu verbinden, ist immer noch die klassische Tour mit dem VW-Bus:

Dein Board, ein Platz zum Kochen und Schlafen und das Meer immer direkt vor der Nase, fernab von Hektik und Konsumgesellschaft.

Du fährst entlang der Küste immer auf der Suche nach ein paar guten Wellen und einem schönen Platz zum Stehen.

Für einen Surfer gibt es definitiv nichts Besseres!

Allein schon in Europa liegen tausende Kilometer wunderschöner Atlantikküste zum Entdecken bereit. Diese Art des Reisens mit Surfboard ist ideal, um neue Energien zu tanken und es bleibt immer auch ein kleines Abenteuer.

Das Faszinierende daran ist die Einfachheit des Lebens.

Es ist ein Leben ohne Kühlschrank und fließend Wasser. Zum täglichen Toilettengang gehört dein Klappspaten genauso dazu wie die kalte Stranddusche oder das Meer als salziger Badewannenersatz.

Gleichzeitig lässt das Reisen im Bulli viele Freiräume für Spontaneität und macht tagelange Planerei überflüssig.

Du kannst dich also einfach so treiben lassen und vollkommen aufs Reisen und Surfen konzentrieren.

Über den nächsten Rast- und Übernachtungsplatz entscheiden alleine das Meer und dein Befinden, beide im freudigen Einverständnis.

Das große Plus:

Wer im eigenen Surf-Camper direkt am Surfspot aufwacht, ist morgens der erste in der Welle.

Außerdem bietet dir dein eigener Bulli die Chance, an einem Tag mehrere Surfspots nacheinander abzuklappern und dir die passenden Breaks für dein Surflevel rauszupicken.

Und richtig cool ist:

Heutzutage bekommst du deinen Bulli an vielen Surforten auf Leihbasis.

Du musst dich also nicht erst von Deutschland aus tausende Kilometer über belgische und französische Autobahnen quälen, um dann endlich das lang ersehnte erste Zipfelchen Ozean am Horizont aufschimmern zu sehen.

Stattdessen steigst du bequem ins Flugzeug und mietest dir vor Ort für ein Paar Tage oder Wochen deinen Traum-Bulli.

Hier eine Liste mit einigen Anbietern für den Bulli-Verleih von Nord nach Süd:

Nach Santander in Nordspanien und an die portugiesische Algarve fliegst du sehr günstig mit Ryanair.

Die Mietpreise für den Bulli sind auf den ersten Blick recht happig und liegen je nach Saison und Ausstattung zwischen 350 und 900 Euro pro Woche.

Du kannst aber ohne Probleme zu Zweit oder zu Dritt reisen. So sparst du mit deinem mobilen Zuhause eine Menge Übernachtungskosten.

Zwar ist die Polizei in den Surforten entlang der französischen Atlantikküste sehr streng und du solltest dir für die Nacht besser einen Campingplatz suchen.

In Spanien und vor allem in Portugal ist es aber deutlich unkomplizierter, fernab von Campingplätzen und Touristenhochburgen kostenlos an den schönsten Plätzen direkt am Surfspot zu übernachten. Wenn du immer deinen Müll wegschaffst bekommst du mit niemandem Ärger.

Einige Geheimtipps für das Campen direkt am Surfspot in Nordspanien sind San Vicente de la Barquera oder Liencres und in Portugal Vale de Figueiras sowie die versteckten Strandbuchten nördlich von Sagres im Südwesten der Algarve.

Erst abheben dann absurfen: Fernreisen mit eigenem Surfboard

Der europäische Sommer ist schön aber kurz. Wer im Winterhalbjahr auf Wellenfang gehen will, scheitert hierzulande oft an den widrigen klimatischen Bedingungen.

Gerade für Einsteiger ist es ratsam, in wärmere Breitengrade mit nicht so heftigen Winterwellen zu flüchten.

In den bekannten Surfparadiesen auf Hawaii oder Bali, wo sich Profis und Halbprofis gegenseitig die Wellen wegschnappen, hast du als Surfanfänger keinen Spaß.

Da lohnt es sich eher, die günstigen und auch klimatisch angenehmen Länder Mittelamerikas abzuklappern. In Mexiko oder Nicaragua sind die Spots auch noch nicht so überlaufen wie in den gehypten Surfregionen.

Wenn du nicht ganz so weit reisen möchtest, sind auch die Kapverden eine gute Wahl. In der Zeit zwischen November und Februar findest du hier auch als Einsteiger die passenden Wellen.

Obwohl in den Tropen gelegen, brauchst du mit dem Flugzeug gerade einmal sechs Stunden dorthin. Von diversen deutschen Flughäfen geht’s per Direktflug nach Sal oder Boa Vista. Dort warten ganzjährig warmes Wasser, gute Wellen und afrikanische Lebensfreude. Einen kostenlosen Surfguide für die Kapverdische Insel Sal findest du hier.

Grundsätzlich sind Flugreisen mit eigenem Surfboard relativ unkompliziert. Fast alle Airlines ermöglichen die Mitnahme von Surfgepäck.

Allerdings locken einige Fluggesellschaften mit sehr billigen Flugtickets und verlangen dann enorme Wucherpreise für den Transport von Surfgepäck. Informier dich also rechtzeitig!

Eine Übersicht der aktuellen Gebühren verschiedener Airlines für den Transport von Surfbrettern findest du hier.

Generell sind die Kosten für die Boardmitnahme zumindest innerhalb Europas annehmbar und die gesparten Leihgebühren vor Ort hast du nach ein Paar Surftagen wieder drin.

Was du unbedingt wissen solltest:

Das Flughafenpersonal geht bei der Beladung nicht gerade schonend zu Werke.

Vor dem Transport solltest du also unbedingt darauf achten, die Finnen abzuschrauben und dein Brett ausreichend auszupolstern. Luftpolsterfolie wiegt nicht viel und du bekommst sie teilweise sogar kostenlos an Baumärkten.

Alternativ kannst du deine Board-Bag mit Handtüchern, Wetsuits oder Klamotten auspolstern.

Sollte dennoch etwas zu Bruch gehen, ist es wichtig, dein Board unmittelbar nach Ankunft zu checken und den Schaden direkt zu reklamieren, um deinen Anspruch auf Schadensersatz zu sichern.

Als Surfanfänger musst du aber nicht unbedingt dein eigenes Brett dabei haben.

Alternativ kannst du  dir direkt am Surfspot eins ausleihen.

Insbesondere wenn du die Surfbedingungen noch nicht richtig einschätzen kannst, ist es durchaus ratsam, zumindest für die ersten Tage einen Surfkurs zu buchen. Das Material ist dabei in der Regel inklusive.

Nach erfolgreichem  Surfkurs macht es dann Sinn, vor Ort ein gebrauchtes Brett zu kaufen.

Im Ausland sind die Preise häufig deutlich günstiger als bei uns. Außerdem gibt es kein schöneres Souvenir als ein Surfboard, auf dem du deine ersten Wellen geritten bist.

Wenn du es nach deinem Surftrip dennoch verkaufen möchtest, findet sich gerade in Surfcamps eigentlich immer ein dankbarer Abnehmer.

Surfen und Reisen: Das passt!

Wellenreiten auf Reisen hat einen Riesenvorteil gegenüber anderen Wassersportarten, wie Wind- oder Kitesurfen.

Als Surfer brauchst du nur wenig Material, um in der Welle auf deine Kosten zu kommen.

Der Spaßfaktor definiert sich also nicht über möglichst viele Segel, Schirme, Bretter oder Masten.

Im Gegenteil: Dem vergleichsweise puristischen Surfer genügen ein Brett und eine Board-Shorts, um die Welle zu rocken.

Das bedeutet für dich wenig Ballast beim Reisen!

Außerdem schluckt das Surfen wenig von deinem Reisebudget.

Wenn du deinen Surfkurs erstmal finanziert und erfolgreich hinter dich gebracht hast, ist das Wellenreiten ein vergleichsweise preiswerter Wassersport. Denn außer vielleicht auf Sylt musst du für das Meer nirgendwo Eintritt zahlen.

Es gibt keinerlei Clubgebühr und du brauchst weder einen Skipass noch musst du einen Rasen pflegen oder eine Halle mieten. Auch die Materialkosten halten sich in Grenzen.

Für die eigene Komplettausrüstung landest du insgesamt bei gerade einmal 300 bis 500 Euro.

Kurzum:

Surfen und unterwegs sein, das gehört einfach zusammen.

Ein Surfer ist ein Reisender. Die perfekte Welle wartet nicht in deinem Vorgarten, du musst ihr einfach hinterherjagen!

Glaubst du nun, dass Surfen der richtige Sport für deine Reise ist? Was hält dich noch davon ab, es einfach mal zu versuchen?

Ich bin gespannt auf deine Vorfreude, Ängste, Zweifel oder Fragen. Einfach rein damit in die Kommentare!

PS: Schau auf jeden Fall auf Julians supercoolen Blog Surfnomade vorbei!