Karl Markovics nimmt nach Atmen erneut am Regiestuhl platz und wendet sich mit Superwelt der kleinbürgerlichen Unzufriedenheit zu, mit göttlicher Einwirkung.
Gabi Kovankas (Ulrike Beimpold) Leben scheint nur aus ihrer Arbeit an der Supermarktkasse und dem wenig enthusiastischen häuslichen Bewirten ihres Ehemanns (Rainer Wöss) und Sohnes Ronnie (Nikolai Gemel) zu bestehen. Alles läuft in geregelten Bahnen, jeder Tag nach mehr oder weniger dem selben Ablauf. Dies wird jedoch durcheinander geworfen als Gabi eines Abends in einem gänzlich stillen Raum etwas zu hören meint. Nicht einmal der Zuschauer vernimmt die Stimme die sie danach ständig zu begleiten scheint – und bei der es sich laut Gabi um die Stimme Gottes handelt.
Superwelt folgt Gabi dabei wie sie mit diesem vermeintlich göttlichen Einfluss ins Strudeln gerät und ihre Routinen beinahe völlig abschafft. Der Ausbruch aus dem Alltagstrott den Markovics orchestriert, funktioniert sehr gut, handelt jedoch zu viele Klischees der spirituellen Erleuchtung ab um völlig spektakulär zu wirken, inklusive einfach mal abschalten, die Natur genießen und im Moment leben – könnte man so auch auf der Esoterikmesse hören.
Eine gute Wahl war jedoch, es völlig offen zu lassen, worum es sich denn bei der Stimme wirklich handelt. Was Gabi hört oder nicht wird mit dem Zuschauer nicht geteilt, der kann sich persönlich nach religiöser Neigung entscheiden, ob es denn wirklich Gott sein könnte oder reine Einbildung. Die Deutung bleibt so frei – ist es rein symbolisch gemeint, als Ausbruch aus einer festgefahrenen Situation, ist es tatsächlich göttlicher Einfluss gegen säkulare Fadesse oder macht das langweilige Leben im Einfamilienhaus einen wahnsinnig. Die Freiheit involviert den Zuschauer.
Die schauspielerischen Leistungen sind Quer durch die Bank sehr zufriedenstellend, angefangen mit Hauptdarstellerin Ulrike Beimpold. Noch in ihren normalen Abläufen feststeckend wirkt sie nicht notwendigerweise unzufrieden und verkörpert die pflichtbewusste Matrone perfekt, nur um dann in ihrer religiösen Verwirrung vollständig entrückt zu wirken. Nur hier und da gleitet es etwas in das Pathetische ab. Rainer Wöss ist herrlich anzusehen als gemütlicher Ehemann, praktisch veranlagt, relativ sorgenfrei und 100% authentisch österreichisch. Ebenso interessant ist Nikolai Gemel als etwas zu sehr auf sich konzentrierter Sohn im Bundesheer, der sich für die Ausbrüche der Mutter schämt und sie verleugnen muss.
Das Szenario selbst hat man schon oft genug gesehen, jedoch wird es hier gekonnt speziell auf die österreichische ländliche Gegend angewendet. Eine gewisse Prise Pathos ließ sich anscheinend nicht vermeiden, jedoch hält es sich über urig authentische Szenen die Waage. Optisch ist alles routiniert abgefilmt, wie auch bei Atmen bedarf Markovics keiner extravaganten Kameratechniken um seine Geschichte zu erzählen. Im Gegensatz zu seinem Erstlingswerk auch in teilweise relativ bunten Bildern, die ruhig geschnitten sind, um die Charakterentwicklung nicht in den Hintergrund zu drängen.
Es ist kein Film der die Hausfrauen und Hausmänner Österreichs massenweise dazu bewegen wird ihre grausamen familiären Ketten zu sprengen, trotz fehlender Novität der Message ist Superwelt deswegen aber noch lange nicht uninteressant.
Regie und Drehbuch: Karl Markovics
Darsteller: Ulrike Beimpold, Nikolai Gemel, Thomas Mraz, Rainer Wöss
Filmlänge: Minuten, Kinostart: 20.03.2015