Ich schwärmte in diesem Internet bereits mehrfach über Wood. Über sein Meisterwerk "Local". Über "DMZ", eine bald endende Serie über einen fiktiven Bürgerkrieg in den USA. Demnächst steht ein Loblied auf "Demo" an, eine mittlerweile zweiteilige Coming-of-Age-with-superpowers Reihe. Ich freue mich wie Bolle auf das im September erscheinende "The New York Five", die Fortsetzung eines gelungenen Comics mit dem wunderbaren Ryan Kelly über ein paar junge Mädels in der großen Stadt zu Beginn ihrer Studienzeit. Und dann ist da noch "Supermarket".
Der Supermarket, so nennen die Menschen die Metropole, in der sich alles um Geld und Konsum dreht. In einem Vorort, rund 250 Kilometer (!) vom Stadtzentrum entfernt lebt Pella Suzuki, die Tochter eines Japaners und einer Schwedin. Sie jobbt nach der Schule in einem Supermarkt (einem richtigen), nicht, weil sie müsste, bloß, weil sie fasziniert ist vom Kommerz und es liebt, Leute zu manipulieren. Wood hat sich eine schöne Szene ausgedacht, diese zu verraten, würde den Spaß daran verderben. Doch dann ändert sich alles. Pella kommt nach Hause und findet ihre Eltern - ermordet. Auf ihrem Handy eine letzte SMS, sie soll so schnell wie möglich in die Stadt, in eine sichere Wohnung. Soweit kommt es nicht. Finstere Gestalten sichern die Tür. Ihre Kreditkarte ist gesperrt. Endlich wird Pella endlich mit einer Videobotschaft ihrer Eltern aufgeklärt. Ihr Vater war einst ein Yakuza, ihre Mutter Teil eines verfeindeten Kollektivs bewaffneter schwedischer Pornostars. Und Pella ist die Erbin eines kriminellen Imperiums, das den ganzen Supermarket steuern kann. Kein Wunder, dass Yakuza und die Schwedinnen hinter ihr her sind.
Liebe Kinder, macht euch keine Sorgen (oder Hoffnungen), es gibt trotz Porno-Schwedinnen keine Nacktszenen in Supermarket. Jims Loblieder auf die Frankfurter Eintracht sind wesentlich obszöner als Brian Woods Comic über das Leben in einer Gesellschaft, in der das Geld alles bestimmt. Supermarket spielt in nicht allzu ferner Zukunft, die Stadt ist ein Moloch, eine Mischung aus Tokyo und New York City mit Vierteln namens Japantown und Little Hamburg, Fastfood-Restaurants haben das Design von Kinoplakaten (Food Club, Grill Bill vol.2). Die Story könnte von einem Notizzettel Tarantinos stammen, ein Mashup aus Martial Arts-Filmen, Shakespeares Romeo and Juliet und Blade Runner, mit einer für Wood nicht untypischen Gesellschaftskritik, vielen popkulturellen Anspielungen und einem für alle Beteiligten überraschenden Ende. Die großartigen, kunterbunten Bilder stammen übrigens von Kristian Donaldson, der im Moment mit Brian Wood an der Reihe The Massive arbeitet.
Dass ich mich für "Supermarket" ausgerechnet an Sushi wage, dürft ihr gerne als ironisches Augenzwinkern auffassen. Sushi ist schließlich aufgrund seines oft überteuerten Preises das kulinarische Sinnbild für die heutige Konsumgesellschaft. Und Pella zu Ehren gibt es mein Sushi in zwei Geschmacksrichtungen. Einmal klassisch mit Lachs. Und einmal, nein, nicht schwedisch, sondern pfälzisch, mit Leberwurst.
Supermarket Sushi mit Gari
Zutaten für 2 Personen:
Für Suhsi:
2 Nori-Blätter
250 g Sushi-Reis
3 EL Reisessig
1 EL Sake
1 EL Zucker
1 EL Salz
100 g frischer Lachs
100 g frische pfälzische Leberwurst
2 EL Sesam
Wasabi
Soja-Sauce
Für Gari:
1 Ingwer-Knolle
50 ml Reisessig
50 ml Sake
1 TL Zucker
1 TL und eine weitere Prise Salz
Gari ist Ingwer und der dient in eingelegter Form dem Neutralisieren nach den einzelnen Sushi-Happen. Eingelegt daher, damit er nicht den ganzen Mund in Brand setzt und da er so länger haltbar ist. Kann man kaufen, kann man auch schnell selbst machen. 1. Dazu einfach eine Ingwer-Knolle schälen und dann mit einem Sparschäler oder einem Messer in kleine, feine Scheiben zerlegen. 2. Diese mit der Prise Salz bestreuen, 10 Minuten ziehen lassen und dann mit heißem Wasser übergießen. 3. In einem kleinen Topf Reisessig, Sake, Zucker und Salz verrühren und kurz aufkochen. 4. Den Ingwer mit kaltem Wasser abspülen und in ein Glas geben. 5. Die heiße Essig-Sake-Mischung über den Ingwer schütten, Glas verschließen, auskühlen und im Idealfall über Nacht oder zwei Tage im Kühlschrank ziehen lassen.
Das Sushi gab es in 2,5 Varianten. Maki-Sushi mit Lachs und eine California Roll mit Lachs und dann die Maki-Variante mit Leberwoschd. Ja, das klingt eklig, schmeckt aber. Wenn man Leberwurst mag. 1. Der Sushi-Reis kurz waschen, dann in einem Topf im Quellverfahren köcheln. Heißt: Der Wasserstand sollte etwas über dem Reis sein, das Wasser zum kochen bringen, dann die Hitze reduzieren und mit geschlossenem Deckel etwa 10 bis 15 Minuten brodeln lassen. Falls das Wasser zu schnell weg ist, kann auch noch Wasser nachgegossen werden. 2. Wenn der Reis gut ist, mit Reisessig, Sake, Salz und Zucker mischen und fünf Minuten ziehen lassen. 3. Danach in eine Schüssel umtopfen und abkühlen lassen. 4. Für die Maki-sushi die Nori-Blätter längs halbieren und etwa zur Hälfte mit Reis belegen. 5. Auf den Reis dann den dünn geschnittenen Lachs bzw. die Leberwurst verteilen. 6. Dann vorsichtig, am besten mit einer Bambus-Rolle, einrollen und danach in beliebig viele Teile schneiden.
Die California Roll funktioniert ähnlich. 1. Reis auf dem gesamten Nori-Blatt verteilen. 2. Mit in einer Pfanne geröstetem Sesam bestreuen. 3. Irgendwie vorsichtig umdrehen, zum Beispiel mit einer zweiten Bambusmatte oder ihr legt das erste Nori-Blatt auf ein Schneidebrett. 4. Lachs auf dem Noriblatt verteilen. 5. Und dann wieder rollen und schneiden.
Wie ihr das Sushi füllt, das bleibt euch natürlich überlassen. Ich baue sehr darauf, dass der wunderbare George euch demnächst eine vegetarische Variante serviert, daher habe ich Gurken und Avocado im Kühlschrank gelassen. Was ihr jetzt bloß noch braucht, sind Wasabi, den eingelegten Ingwer und Soja-Sauce und der Sushi-Mahlzeit steht nichts mehr im Wege. Und mit vollem Bauch liest sich Supermarket auch recht gut.
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