Es ist Sommer, die Fenster stehen wieder offen, die Leute verbringen mehr Zeit im Freien und man fühlt sich seinen Nachbarn näher. Am Samstagnachmiitag hörte ich zum Beispiel, wie unser Nachbar mit seinem jüngsten Sohn (er ist vier Jahre alt) im Garten Tennis trainierte. Die aufmunternden Rufe drangen bis in das Zimmer, in dem ich saß. "Super gemacht" und "Jetzt noch mal richtig an den Ball". Aus dem eigenen Haus hörte ich leichtes Schnarchen vom großen Autofanatiker, der nach dem Mittagessen eingeschlafen war. So heimlich wünschte ich mir da auch einen solchen Super-Dad für meine Kinder. Einer, der mit seinen Kindern eben trainiert, der sie richtig fördert, der den Samstagnachmittag nicht faul herumhängt. Warum kann der große Autofanatiker nicht mal seine Kinder zum Fußball spielen animieren? Oder mit ihnen schwimmen gehen?? Vielleicht haben wir einen zukünftigen Boris Becker oder Messi in unserer Familie und wir werden es nie herausfinden. Aber dann dachte ich, was wollen eigentlich die Kinder. Die zwei Großen spielten einträchtig zusammen in ihrem Zimmer. Sie hatten Spaß und haben sich ausgeruht, denn so eine Schulwoche ist ganz schön anstrengend. Nein, eine neue Sportart haben sie an dem Nachmittag nicht gelernt, aber als der große Autofanatiker dann fertig war mit Schnarchen, da sind sie alle zusammen in den Garten gegangen und haben Rasen gemäht.
Und ich war eigentlich wieder dankbar, dass sich der große Autofanatiker genausowenig für Sport interessiert wie ich, dass wir nicht jedes Wochenende auf dem Bolzplatz verbringen müssen, dass die Kinder einfach gemütlich spielen können, ohne von einem Trainingstermin zum Nächsten hetzen zu müssen. Und ein gut gemähter Rasen ist schließlich auch nicht zu verachten.