Sunn O)))
Support: Big ‡ Brave
München, Feierwerk, 1. September 2016
Man kennt das von der asiatischen Küche: Wenn der Koch dranschreibt, dass es scharf ist, dann darf und muss man annehmen, daß er es ernst meint und das Gericht wirklich wie Feuer im Rachen brennt - Verniedlichungen und Verharmlosungen sind hier nicht vorgesehen. Ähnliches sollte man als Sunn-O)))-Rookie von der am Eingang ausgehängten Warnung mitnehmen: Wenn dort explizit darauf hingewiesen wird, daß die Sicht mäßig und der Abend sehr LAUT (tatsächlich in Versalien) wird, dann meinen das die altgedienten Ikonen des Drone-Doom-Metal auch so. Also: An der Kasse bereitgestellte Ohrenstöpsel besser rein und ab ins Gedränge des ausverkauften Feierwerks. Die Kundschaft solch einer Veranstaltung ist in puncto Style erwartungsgemäß nicht ganz so orthodox ausgerichtet wie bei den üblichen Versammlungen von Metallverarbeitern, neben den klassischen Megadeth-Outfits spazieren hier auch viele Nerds und Hipster durch die Gegend, ältere Ehepaare, die sich über die Jahre die Liebe zum infernalischen Krach bewahrt haben, treffen auf ganzkörpertätowierte Boneheads und vollverhüllte, neugothische Halbgeister. Zu sehen ist da vorn: Nichts. Oder immer weniger, je näher der Beginn des Konzerts rückt, denn die Nebelmaschine, die sonst ja eher eine Randbesetzung spielt, gibt hier den Hauptsupport und als solche alles, was geht.
So ist zu Beginn, wenn die vier Musiker aus Los Angeles um Viertel nach zehn (mutmaßlich) die Bühne betreten, der komplette Raum mit heißem, undurchdringlichem Dampf gefüllt - die Show beginnt. Die ersten Minuten werden von Stephen O'Mailleys sonorem Gesang allein bestimmt, nach einigen Minuten schiebt sich die tonnenschwere Gitarrenbegleitung langsam nach vorn, ebenso wie die Schattenrisse der vier Kuttenträger. Und es beginnt zeitgleich mit der Aufführung das allseits nervöse Nesteln am Gehörschutz. Hat man den zu anderer Gelegenheit immer mal neugierig gelockert, um zu hören, ob auch ohne auszuhalten wäre - hier läßt man das besser. Die Rückkopplungen, das brachiale Drönen der Amps sind so gewaltig, daß die Augustinerflasche in der Hand vibriert und die Beine zittern, wie eine einzige große Welle bricht sich der Lärm am Gemäuer des Hauses und hätte dieses in Sachen Beschallung nicht schon einiges erlebt, man müßte sich Sorgen um die Statik machen. Und selbst so: Rammstein, Motörhead, die Swans, erst kürzlich Deafheaven, alles kein Vergleich. So radikal, so unerbittlich war keiner von denen.
Welche(r) Song(s) einem da entgegenschlug(en), das werden die Eingeweihten wissen, die mit autistischem Wiegen am Bühnenrand stehen, ob vom aktuellen Album "Kannon" oder früheren Großwerken, ohnehin schwankt die Spiellänge eines Stückes zwischen zwanzig und vierig Minuten und weil innerhalb der knapp zwei Stunden keine Unterbrechung auszumachen ist, könnte es sich auch gut um eine einzige extended version handeln. Egal, das anhaltende Wummern brinngt die erwartete meditative Einkehr, der Schweiß rinnt in Sturzbächen und der Saal ist schon nach einer Stunde um ein Drittel weniger gefüllt. Nach welchen Kategorien man solch eine Vorführung beurteilen soll, ist noch immer nicht ganz klar, es ist beeindruckend, überwältigend, mystisch, vielleicht auch ein wenig sakral. Spätestens dann jedenfalls, als O'Malley nach kurzer Abwesenheit mit Spiegelgewand und Strahlenkrone die Bühne wieder betritt, das hat dann schon, nicht nur für Tolkien-Leser, eine gewisse Magie. Die auf den Boden zurückgeholt wird, als sich die Männer am Ende des Auftritts aus ihren schweren Gewändern schälen und mit entspanntem Lächeln den tosenden Beifall des Anhangs abholen. Ein Erlebnis.
Support: Big ‡ Brave
München, Feierwerk, 1. September 2016
Man kennt das von der asiatischen Küche: Wenn der Koch dranschreibt, dass es scharf ist, dann darf und muss man annehmen, daß er es ernst meint und das Gericht wirklich wie Feuer im Rachen brennt - Verniedlichungen und Verharmlosungen sind hier nicht vorgesehen. Ähnliches sollte man als Sunn-O)))-Rookie von der am Eingang ausgehängten Warnung mitnehmen: Wenn dort explizit darauf hingewiesen wird, daß die Sicht mäßig und der Abend sehr LAUT (tatsächlich in Versalien) wird, dann meinen das die altgedienten Ikonen des Drone-Doom-Metal auch so. Also: An der Kasse bereitgestellte Ohrenstöpsel besser rein und ab ins Gedränge des ausverkauften Feierwerks. Die Kundschaft solch einer Veranstaltung ist in puncto Style erwartungsgemäß nicht ganz so orthodox ausgerichtet wie bei den üblichen Versammlungen von Metallverarbeitern, neben den klassischen Megadeth-Outfits spazieren hier auch viele Nerds und Hipster durch die Gegend, ältere Ehepaare, die sich über die Jahre die Liebe zum infernalischen Krach bewahrt haben, treffen auf ganzkörpertätowierte Boneheads und vollverhüllte, neugothische Halbgeister. Zu sehen ist da vorn: Nichts. Oder immer weniger, je näher der Beginn des Konzerts rückt, denn die Nebelmaschine, die sonst ja eher eine Randbesetzung spielt, gibt hier den Hauptsupport und als solche alles, was geht.
So ist zu Beginn, wenn die vier Musiker aus Los Angeles um Viertel nach zehn (mutmaßlich) die Bühne betreten, der komplette Raum mit heißem, undurchdringlichem Dampf gefüllt - die Show beginnt. Die ersten Minuten werden von Stephen O'Mailleys sonorem Gesang allein bestimmt, nach einigen Minuten schiebt sich die tonnenschwere Gitarrenbegleitung langsam nach vorn, ebenso wie die Schattenrisse der vier Kuttenträger. Und es beginnt zeitgleich mit der Aufführung das allseits nervöse Nesteln am Gehörschutz. Hat man den zu anderer Gelegenheit immer mal neugierig gelockert, um zu hören, ob auch ohne auszuhalten wäre - hier läßt man das besser. Die Rückkopplungen, das brachiale Drönen der Amps sind so gewaltig, daß die Augustinerflasche in der Hand vibriert und die Beine zittern, wie eine einzige große Welle bricht sich der Lärm am Gemäuer des Hauses und hätte dieses in Sachen Beschallung nicht schon einiges erlebt, man müßte sich Sorgen um die Statik machen. Und selbst so: Rammstein, Motörhead, die Swans, erst kürzlich Deafheaven, alles kein Vergleich. So radikal, so unerbittlich war keiner von denen.
Welche(r) Song(s) einem da entgegenschlug(en), das werden die Eingeweihten wissen, die mit autistischem Wiegen am Bühnenrand stehen, ob vom aktuellen Album "Kannon" oder früheren Großwerken, ohnehin schwankt die Spiellänge eines Stückes zwischen zwanzig und vierig Minuten und weil innerhalb der knapp zwei Stunden keine Unterbrechung auszumachen ist, könnte es sich auch gut um eine einzige extended version handeln. Egal, das anhaltende Wummern brinngt die erwartete meditative Einkehr, der Schweiß rinnt in Sturzbächen und der Saal ist schon nach einer Stunde um ein Drittel weniger gefüllt. Nach welchen Kategorien man solch eine Vorführung beurteilen soll, ist noch immer nicht ganz klar, es ist beeindruckend, überwältigend, mystisch, vielleicht auch ein wenig sakral. Spätestens dann jedenfalls, als O'Malley nach kurzer Abwesenheit mit Spiegelgewand und Strahlenkrone die Bühne wieder betritt, das hat dann schon, nicht nur für Tolkien-Leser, eine gewisse Magie. Die auf den Boden zurückgeholt wird, als sich die Männer am Ende des Auftritts aus ihren schweren Gewändern schälen und mit entspanntem Lächeln den tosenden Beifall des Anhangs abholen. Ein Erlebnis.