Sun Kil Moon
„Benji“
(Caldo Verde/Cargo)
Bei diesem Album darf mal gespoilert werden, einfach deshalb, weil es ohnehin nicht anders zu erwarten war: Mark Kozelek hat zusammen mit seiner Begleitkombo Sun Kil Moon wieder ein einzigartiges Album vorgelegt, das war schon beim Vorgänger “Among The Leaves” so und wird, man ahnt es, auch in den nächsten Jahren nicht anders sein. Der Ansatz, die kleinen, persönlichen Betrachtungen mit den großen, schlagzeilenträchtigen Ereignissen zu verknüpfen, ist nicht eben neu, Kozelek gelingt es dennoch auf eindrückliche, weil unprätentiöse Art und Weise, den Zuhörer mit der Vertonung dieser, seiner “Geschichtensammlung” anzurühren. Damit nicht genug, er darf sein Album auch fern jeder Peinlichkeit nach einem tierischen Serienheld seiner Kindheitstage benennen, den er sich zusammen mit seinen Großeltern im Kino anschaute – einfach nur, weil er das Gefühl hatte, die Stimmung der Platte sei auch so schon traurig genug.
Die beiden Stücke “I Can’t Live Without My Mothers Love” und “I Love My Father” sind von einer so unverstellten Klarheit und Intimität, wie man sie heute nur selten zu hören bekommt, in Kozeleks Liebeserklärung an seine Eltern schwingen Wahrhaftigkeit, Dank und Nachsicht für ein ganzes Leben mit. Ähnlich nahe gehen einem die beiläufigen Berichte zum Unfalltod einer früheren Freundin (“Carissa”) oder die Irrwege des väterlichen Freundes “Jim Wise”. Man weiß nicht, ob Kozelek ein sonderlich religiöser Mensch ist (zum Gebet reichte es jedenfalls nach eigener Aussage nicht), seine Zeilen an die Opfer des Schulmassakers in Newton (“Pray For Newton”) oder die Gedanken zum Tod des Serienmörders Richard Ramirez (“…Dies Of Natural Causes”) lassen bei allem Befremden doch auch Mitgefühl und ehrliche Sinnsuche erahnen.
Mehr als andere Alben zuvor ist “Benji” ein sehr reduziertes, zurückhaltend instrumentiertes geworden, es dauert bis zum vierten Song (“Dogs”), bis sich mal ein Schlagzeug aus der Deckung wagt. Die akkustische Begleitung folgt völlig uneitel dem Sog der Geschichten, bei “I Watched The Film The Song Remains The Same“ sogar ganze zehn Minuten lang, selten einmal wie bei „Richard Ramirez...“ mischt sich unterschwellig etwas Aggressivität dazu. In dieser Hinsicht ist der Schlußakkord „Ben’s My Friend“ eine überraschende Ausnahme, man könnte ihn fast schon als ausgelassen bezeichnen – Kozelek dreht einen wunderbaren Reigen samt verträumtem Bläsersatz und man fragt sich unweigerlich, ob nicht auch Sonnenscheinchen Jack Johnson im Hintergrund mit am Zupfen ist. Nach Angel Olsen und ihrem „Burn The Fire For No Witness“ ist dies jedenfalls schon die zweite Platte in diesem Jahr, die allein deshalb überzeugen kann, weil sie nichts von sich hermacht. http://www.sunkilmoon.com/
„Benji“
(Caldo Verde/Cargo)
Bei diesem Album darf mal gespoilert werden, einfach deshalb, weil es ohnehin nicht anders zu erwarten war: Mark Kozelek hat zusammen mit seiner Begleitkombo Sun Kil Moon wieder ein einzigartiges Album vorgelegt, das war schon beim Vorgänger “Among The Leaves” so und wird, man ahnt es, auch in den nächsten Jahren nicht anders sein. Der Ansatz, die kleinen, persönlichen Betrachtungen mit den großen, schlagzeilenträchtigen Ereignissen zu verknüpfen, ist nicht eben neu, Kozelek gelingt es dennoch auf eindrückliche, weil unprätentiöse Art und Weise, den Zuhörer mit der Vertonung dieser, seiner “Geschichtensammlung” anzurühren. Damit nicht genug, er darf sein Album auch fern jeder Peinlichkeit nach einem tierischen Serienheld seiner Kindheitstage benennen, den er sich zusammen mit seinen Großeltern im Kino anschaute – einfach nur, weil er das Gefühl hatte, die Stimmung der Platte sei auch so schon traurig genug.
Die beiden Stücke “I Can’t Live Without My Mothers Love” und “I Love My Father” sind von einer so unverstellten Klarheit und Intimität, wie man sie heute nur selten zu hören bekommt, in Kozeleks Liebeserklärung an seine Eltern schwingen Wahrhaftigkeit, Dank und Nachsicht für ein ganzes Leben mit. Ähnlich nahe gehen einem die beiläufigen Berichte zum Unfalltod einer früheren Freundin (“Carissa”) oder die Irrwege des väterlichen Freundes “Jim Wise”. Man weiß nicht, ob Kozelek ein sonderlich religiöser Mensch ist (zum Gebet reichte es jedenfalls nach eigener Aussage nicht), seine Zeilen an die Opfer des Schulmassakers in Newton (“Pray For Newton”) oder die Gedanken zum Tod des Serienmörders Richard Ramirez (“…Dies Of Natural Causes”) lassen bei allem Befremden doch auch Mitgefühl und ehrliche Sinnsuche erahnen.
Mehr als andere Alben zuvor ist “Benji” ein sehr reduziertes, zurückhaltend instrumentiertes geworden, es dauert bis zum vierten Song (“Dogs”), bis sich mal ein Schlagzeug aus der Deckung wagt. Die akkustische Begleitung folgt völlig uneitel dem Sog der Geschichten, bei “I Watched The Film The Song Remains The Same“ sogar ganze zehn Minuten lang, selten einmal wie bei „Richard Ramirez...“ mischt sich unterschwellig etwas Aggressivität dazu. In dieser Hinsicht ist der Schlußakkord „Ben’s My Friend“ eine überraschende Ausnahme, man könnte ihn fast schon als ausgelassen bezeichnen – Kozelek dreht einen wunderbaren Reigen samt verträumtem Bläsersatz und man fragt sich unweigerlich, ob nicht auch Sonnenscheinchen Jack Johnson im Hintergrund mit am Zupfen ist. Nach Angel Olsen und ihrem „Burn The Fire For No Witness“ ist dies jedenfalls schon die zweite Platte in diesem Jahr, die allein deshalb überzeugen kann, weil sie nichts von sich hermacht. http://www.sunkilmoon.com/