Summer's over... (ein Herbstkuss aus der Hauptstadt)

Von Mila
Summer's over...
Was Berlin sich im Winter an Sympathien verspielt, das macht es im Sommer wieder wett. Dieser Sommer war ziemlich sicher einer der besten in meinem Leben, und Berlin hat eine Menge dazu beigetragen. Wir hatten den kompletten Juli und August jedes Wochenende (und in der Woche eigentlich auch fast jeden Tag) Gäste - entweder Familie, Freunde, oder internationale Couchsurfer (mit denen wir wirklich wahnsinniges Glück hatten, ein paar Abschiede haben mir in den letzten Wochen schon ein bisschen das Herz gebrochen).

Ich sagte es bereits, aber ich sag' s gern nochmal: ihr solltet dringend Couchsurfing ausprobieren ;)

Durch so viele neugierige Berlin Besucher habe ich die Stadt auch noch mal mit ganz anderen Augen wahrgenommen - wobei ich mittlerweile in den "Brandenburger-Tor-Streik" getreten bin, das Ding ist nun wirklich nicht so spannend, dass man es sich öfter als 10 mal im Leben anschauen muss! Solltet ihr mal im Sommer nach Berlin kommen, empfehle ich euch hiermit dafür dringend einige meiner 
Berlin-Sommer-Lieblinge:
  • Leiht euch ein Fahrrad, packt einen Picknickkorb und fahrt zur Tempelhofer Freiheit. Das ehemalige Flughafenfeld ist mittlerweile von der Berliner Bevölkerung dermaßen in Beschlag genommen worden, dass es an jeder Ecke etwas faszinierendes zu sehen gibt. Meine Lieblingsstelle ist der große Garten, in dem jeder der möchte, mitpflanzen darf. So ist eine kreative, knallbunte, wundervoll entspannte Beetfläche entstanden, auf der man nicht nur alte Omis beim Karotten-Kaffee-Kränzchen trifft, sondern auch Hipster, die sich mit ihrem Tablet auf einem Baumhaus entspannen. Cool ist auch der Typ, der lauter alte Schuhe bepflanzt hat, auch wenn die gerade ein bisschen verfallen. Auf der anderen Seite des Tempelhofer Feldes sind wir letztens spontan in eine Party geraten, auf der zur Sonnenuntergangszeit ungefähr 50 Leute barfuß auf dem Gras zu Reggaemusik getanzt haben. Ihr wollt Berlin? Hier kriegt ihr Berlin.
  • Geht Mittag-Essen beim besten Falafel-Laden der Stadt: "Falafel Berlin" in der Skalitzer Straße in Kreuzberg. Superfrisch, superlecker, supergünstig. Ich esse da immer Halumi mit Tabouleh (steht nicht auf der Karte) aber der Mix Teller ist auch verdammt gut!
  • Zum Nachtisch ein Stück Kuchen? Mister Minsch in Kreuzberg ist ein zuckersüßer Mini-Laden, der die Kuchen bis vor einiger Zeit nur aus dem Fenster heraus verkauft hat. Mittlerweile haben sie aufgrund der großen Nachfrage angebaut und auch ein paar Tische im neuen Innenbereich. Himbeer-Vanille-Sahne. Muss ich mehr sagen?
  • Ein Museum das kaum jemand kennt und deswegen immer leer ist, das aber gleichzeitig richtig gut ist: Die Ausstellung zur deutschen Demokratie im Deutschen Dom auf dem Gendarmenmarkt. Sind wir letztens eher zufällig drüber gestolpert und bietet auf 5 Stockwerken eine wirklich tolle Ausstellung mit kostenlosen Führungen von super-motivierten Guides. 
  • Überhaupt der Gendarmenmarkt! Flasche Wein und Gläser mitnehmen, gegen Abend hingehen, Touristen angucken und den Musikanten zuhören, die eigentlich immer irgendwo spielen. Der Ausblick ist gigantisch, denn die beiden identischen Döme (ist das die Mehrzahl von Dom?) rechts und links vom Schauspielhaus sind einfach traumhaft schöne Gebäude.
  • Danach eine Straße weiter um die Ecke vorbeischauen: Auf dem Platz zwischen Humboldt-Uni und Oper ist eines der wichtigsten Denkmäler Berlins in die Erde eingelassen: Das Denkmal zur Bücherverbrennung. Weiss man das nicht, läuft man einfach dran vorbei, denn der Raum voller leerer Bücherregale ist unter der Erde und nur ein kleines Glasfenster zwischen den Pflastersteinen deutet darauf hin, was an dieser Stelle vor noch gar nicht so langer Zeit passiert ist. "Das war ein Vorspiel nur. Dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen." Wie Recht er leider hatte, der Herr Heine.
  • Wenn ihr Reaggae und Karibik Sound mögt, lasst den Abend im Yaam ausklingen. Mein absoluter Lieblingsclub (direkt am Ostbahnhof) der sich im Sommer in eine Beachbar verwandelt, in der man fast die ganze Woche tanzen gehen kann. Am Wochenende gibt's oft richtig coole Konzerte. Info am Rande: Seeed hat sich hier kennengelent. Spricht für sich, oder?
  • Domäne Dahlem: Das Gutshaus von 1650 liegt am Rande Berlins, 15 Minuten mit dem Rad von Steglitz entfernt. Ich liebe das alte Anwesen, auf dem immer noch Landwirtschaft in ihrer traditionellen Form betrieben wird. In den Ställen können die Stadtkinder hier noch echte Kühe anschauen (die sind garnicht lila, oha?) und das Gutshaus ist zu einem kleinen, sehr feinen Museum geworden. Den ganzen Sommer über finden am Wochenende verschiedene Märkte statt und im Winter gibt es einen bezaubernden Weihnachtsmarkt. Dieses Wochenende gab es ein Mittelalterfest. War ziemlich cool. So'n Mann auf nem Pferd in voller Tournier-Montur hat schon was für sich, kann man nicht anders sagen. 

Mittelaltermarkt auf der Domäne Dahlem.


Willkommen Herbst! Bei aller Liebe für den Sommer wird der Herbst aber immer, immer meine liebste Jahreszeit bleiben! Ich freue mich schon auf knisternde Blätter, lesen im Park oder auf der Fensterbank mit heißem Kako, auf Waldspaziergänge, Bastelabende und vor allem auf die Ernte. Es wird natürlich auch dieses Jahr wieder ein Erntedankfest bei uns geben, das hat ja mittlerweile Tradition. Und um es in den Worten meines Vermieters zu sagen: Es ist Erntezeit!!!!

Unser Vermieter ist übrigens definitiv der Glücksfall des Jahrhunderts!

Jetzt bräuchte ich dann nur bitte mal kurz ein Zwetschenrezept. Hat jemand eins parat? Über die Ergebnisse würde ich dann übernächste Woche berichten, denn:
Ich flieg ja  Morgen nach Schottland! 
Herbst in Schottland. Hach.