Alice ist ein zwölfjähriges Mädchen. Sie lebt mit ihrer Mutter und Schwester zusammen. Doch ihre Schwester Karen bekommt alle Aufmerksamkeit. Alice fühlt sich vernachlässigt. Als Karen ermordet in einer Kirche gefunden wird, fällt der Verdacht naheliegend auf Alice. Doch ist ein zwölfjähriges Mädchen wirklich zu seinem Verbrechen in der Lage?
Alice, Sweet Alice, auch bekannt als Communion, ist vor allem für den ersten Schauspielauftritt von Brooke Shields bekannt. Doch der Film hat ein wenig mehr zu bieten. Liebhaber von Horrorfilmen mit Masken, werden hier voll auf ihre Kosten kommen. Wer sich vor kleinen Mädchen gruselt sowieso. Leider fährt die mittelmäßige Inszenierung dem Film immer wieder in die Parade. Unnötige Close-Ups und schwache Kamerafahrten kommen nicht selten vor und passen sich dem lahmen Tempo an.
Was Alice, Sweet Alice jedoch auszeichnet ist die gute Darstellung der Psyche der einzelnen Figuren nach den Ereignissen in der Küche. Hier ragt besonders die hysterische Mutter heraus, die vielleicht etwas überzeichnet wirkt, aber stellvertretend für die panischen Reaktionen der katholischen Kirche steht. Der Film versucht sich durchaus in der Religionskritik, verfehlt aber den entscheidenen Schritt. Deutlicher kommt da schon die Thematik des Missbrauchs von Kindern zur Geltung. Für einen Horrorfilm ist das schon ziemlich viel Nährboden, weshalb ich mich damit zufrieden gebe.
Es lässt sich darüber streiten ob Alice, Sweet Alice wirklich ein Slasher ist. Ich habe schon viele Einordnungen gesehen, die den Film eher im Bereich Giallo-Drama einstufen und ja in der Tat lässt sich der Sachverhalt nicht abstreiten. Auch das Outfit des Killers orientiert sich stark am italienischen Horrorkrimi. Bevor ein wenig richtige Slasher-Stimmung aufkommt, vergeht eine Menge Zeit. Man darf nicht vergessen, dass Alice vor Klassikern wie Halloween veröffentlicht wurde und man damals noch eine andere Vorstellung von Pacing hatte. Ein weiteres Beispiel ist da Black Christmas. Das ist aber kein Problem, denn das Drama in der Familie hält das Interesse aufrecht.
Der Film offenbart dann relativ früh seinen entscheidenen Twist. Ein Kniff, der in die Hose hätte gehen können, aber grade so als gelungen zu bezeichnen ist. Die Gewaltschraube wird für die letzten 20-30 Minuten noch mal ein wenig nach oben geschraubt. Jedoch wartet man vergebens darauf, dass der Film noch eine besondere Spannung aufbaut. Ein Sonderlob spreche ich für die großartige Leistung von Paula Sheppard aus, die als Alice großartig agiert. Sehr verwunderlich, dass sie nicht mehr aus ihrem Talent gemacht hat.
Alice, Sweet Alice ist kein Klassiker, dafür fehlen dem Film Highlights oder Alleinstellungsmerkmale. Aber er ist durchaus ein Streifen, den man sich mal ansehen kann, wenn man mit dem langsamen 70er-Jahre Tempo klar kommt und auch kein großes Splatterfest erwartet. Die Thematik und Intention ist aller Ehren wert, wird aber letztlich nicht ausgereizt. Schade!
OT: Alice, Sweet Alice AT: Communion DT: Communion - Messe des Grauens VÖ: 1976 Laufzeit: 98 Minuten FSK: - R: Alfred Sole D: Linda Miller, Mildred Clinton, Paula E. Sheppard, Brooke Shields
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Christian
Bildquelle: 88 Films