awesomatik auf Buchfühlung
Sulak – Philippe Jaenada
Ich verstehe nicht wieso Philippe Jaenada nicht ins Deutsche übersetzt wird. Er hat ein paar richtig gute Romane geschrieben, die mit Sicherheit hierzulande eine breite Leserschaft finden würden.
Deswegen bleibt das hier vorerst ein Buchtipp für meine französischsprachigen Leser.
Mit “Sulak” wagt sich Jaenada, der bisher hauptsächlich autobiografisch inspirierte Romane schrieb, erstmalig an das Leben einer fremden Person. Und was für einer: Bruno Sulak, der meist gesuchteste Mann der 1980, der Gentleman Gangster, der Zauberer und Deserteur. Ein Meister des Ausbruchs, der Gewalt verachtete und ein Leben auf der Überholspur führte. Genug Stoff also für einen rasanten Roman.
Ich mach’s kurz: das Buch ist unglaublich gut. Es ist weder Roman noch Biographie sondern ein interessanter Mix aus beidem. Ähnlich wie Truman Capote es in seinem hervorragenden Tatsachenbericht kaltblütig tat, versetzt sich auch Jaenada mit Haut und Haar in die Seele seines Protagonisten.
So verknüpft er Interviews mit Angehörigen, Kollegen, Polizisten und Anwälten mit Zeitungsberichten und Gerichtsdokumenten zu einer lebendigen Erzählung.
Dabei schlägt er sich uneingeschränkt auf die Seite von Sulak und eh er sich versieht ist auch der Leser dem Charme des schönen Diebes verfallen. Mit typischem Jaenada Humor zeichnet er den turbulenten Lebensweg des charismatischen Kriminellen nach. Vom Fremdenlegionär und Ausnahme-Fallschirmspringer zum Deserteur, der Waffen und Gewalt verabscheut. Vom Kleingangster, der Supermärkte überfällt zum coolen Ganoven, der die bekanntesten Juweliere Frankreichs ausraubt. Nach und nach ergeben die Mosaiksteine das Bild eines jungen unangepassten Mannes mit unerschütterlichem Ehrenkodex, der das Leben liebt aber keinen Platz für sich in der Gesellschaft findet.
Mit Liebe und Bewunderung schreibt Jaenada von den goldenen Jahren Sulacs, die er in Paris mit seiner großen Liebe Thalie zwischen Casinos und Filmstars verbrachte. Nebenbei macht Sulak sogar noch seinen Hubschrauberschein. Die gelungene Prüfung stößt er auf dem Flughafen mit Polizisten an!
Doch mit jedem Coup steigt auch der Druck von Außen und nach und nach scheint ihn das Glück zu verlassen. Man fiebert mit Sulac mit, bangt um seine Gesundheit und hofft auf ein gutes Ende.
Jaenada verteidigt seinen Protagonisten wie eine Mutter. Klagt seine Feinde an schützt seine Reputation. Der unbändige Freiheitsdrang von Bruno Sulak scheint sich auch auf den Autor auszuwirken. Nachdem er in seinen letzten Romanen der eigenen Biographie leid wurde, schreibt er hier befreit und leichtherzig auf.
Er entwirft “Was wäre gewesen wenn”-Szenarien und lässt chronologisch Details aus seiner eigenen Vita einfließen. So ist “Sulak” am Ende viel mehr als eine Biographie. Es ist das Abbild einer Ära, ein Buch über die zentrale Fragen des Lebens an sich.
Fazit – Non-Fiction vom Feinsten
Wenn jemals jemand eine Biografie über mich schreiben sollte, dann bitte Jaenada. Eine Schreibe zum Niederknien. Mit großer Zärtlichkeit nähert er sich seinem Protagonisten, der ihm reichlich Stoff für einen spannenden Roman liefert.
Ein Leben voller Action: vom Juwelenraub in Cannes bis zum Ausbruch aus einem fahrenden gesicherten Zug. Aufregender geht es nicht. Jaenada und Sulak – Partners in Crime, die sich leider nie haben kennen lernen können. Hier zeigen sich beide in Höchstform. Hände hoch Daumen hoch!
Wertung 5/5
1. Geht gar nicht 2. Is OK 3. Gut 4. Richtig gut 5. awesomatik!
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awesomatik Kuriosum
Die Dokumentation, die Jaenada inspirierte ein Buch über Sulak zu schreiben, kann man sich komplett auf youtube anschauen:
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Schlagworte: Bruno Sulak, Lesen, Literatur, non-fiction, Philippe Jaenada, Rezension, Sulak