Süßigkeiten fürs Kleinkind: wie viel ist ok?

Von Bellaberlin

miniberlin war schon immer eine gute Esserin. Sie probiert alles und hat bisher kaum etwas verschmäht. OK, Lachs war jetzt nicht so ihrs, aber nach einiger Zeit hat sie sich dran gewöhnt und isst ihn mittlerweile auch gern. Grundsätzlich können wir ihr mit allem eine Freude machen. Im Supermarkt greift sie mit einem lauten “Mhmmmm” nach den Tomaten und isst die am liebsten noch vor der Kasse. Schon seit Weihnachten fragen vor allem die Großeltern, was denn mit Süßigkeiten sei. Ja, was soll mit denen sein? Es gibt sie zu Hauf im Supermarkt und bisher können wir durch die Regale gehen ohne einen Wutausbruch der Kleinsten. Wir können unserem Kind eine riesige Freude mit Weintrauben, Bananen und Tomaten machen. Schokolade vermisst sie (noch) nicht. Also, warum mache ich mir darüber überhaupt Gedanken?

Um Süßigkeiten kommt kein Kind über kurz oder lang rum und damit auch keine Eltern. Sollen sie auch nicht. Ich bin bisher der Meinung, dass wenn ich meinem Kind in normalem Maß Schokolade gebe und sie nicht das Gefühl hat, dass sie damit etwas verbotenes oder extrem seltenes genießen darf, sie auch nicht übermäßig nascht. Soweit die Theorie. Aber wie sieht es in der Praxis aus? Wie viel Süßigkeiten sind denn überhaupt “ok” und was sollten wir meiden? Da ich hier nur mit Halbwissen glänzen kann, habe ich zwei Frauen gefragt, die sich damit auskennen. Sandra und Katharina leiten zusammen Die Essberater, eine ganzheitliche Ernährungsberatung in Berlin Kreuzberg. Ihre Philosophie: sie wollen genussvolle Ernährung und über Jahre geprägte Verhaltensweisen in Einklang mit gesunder Ernährungsmedizin bringen. Es geht also weniger um die Theorie, sondern eher um “lebbare” Ernährung im Alltag.

Vorsicht bei versteckten Süßigkeiten 

“Eine kleine Handvoll Süßigkeiten am Tag sind OK”, meinen Sandra und Katharina. Aber aufgepasst, viele Lebensmittel, die wir Eltern für gesund hielten, seien versteckte Süßigkeiten. Also nicht nur Gummitiere, Schokolade, Chips und Co sind Süßigkeiten. Auch gesüßte Joghurts, Süßspeisen, süße “Frühstückscerealien” und Fruchtriegel gehören dazu. Demnach tun wir unseren Kleinen mit Fruchtzwergen und Leckermäulchen keinen Gefallen? “Definitiv nicht”, sagen die beiden. Kinder würden sich schnell an die Süße darin gewöhnen. Besser sei Naturjoghurt mit frischem Obst oder auch Obstmus. miniberlin mag ja diese Fruchtquetschen. Ich finde sie auch nicht schlecht, denn sie sind schnell gegessen, es ist meist eine saubere Sache und miniberlin ist wieder bei Laune. Und irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich ihr damit etwas Gutes tue. Doch was meinen Sandra und Katharina dazu? “Für Obstmuffel sind sie denkbar und schnell verfügbar.” Aber sie sehen einen Nachteil im beliebten Obst aus der Tube. Dadurch, dass die Kleinen nicht kauen, machen sie nicht satt. Außerdem sei Kauen gerad bei den Kleinsten wichtig für die Kiefer- und Zahnentwicklung. Nachvollziehbar.

Kleinkinder haben einen Tagesbedarf

Aber wie sieht es überhaupt mit der Ernährung von Kleinkindern aus? Bei Einführung von Beikost findet man die konkretesten Pläne, wie viel Gramm und Milliliter pro Tag richtig seien.  Und dann? Gerad miniberlin ist ein kleiner Staubsauger, sie könnte immer essen. Ist ihr langweilig, krabbelt sie unter den Esstisch und sucht nach Krümeln und versteckten Schätzen vom Frühstück. “Ein Kind von einem Jahr hat ungefähr einen Kalorienbedarf von 1000 kcal pro Tag”, sagen Katharina und Sandra. Wie, achte ich nun minutiös auf die Kalorien? Nein, finden sie. Es sei alles eine Sache der Ernährungserziehung und wenn man sich an drei gesunde Hauptmahlzeiten und zwei Zwischenmahlzeiten orientiert, wäre man auf einem guten Weg. Gegebenenfalls kann es auch noch eine kleine späte Mahlzeit geben.

Was mich zum Beispiel etwas verunsicherte, war, dass miniberlin abends zwei belegte Brote isst, meist noch ein Würstchen, Käse und/oder Gemüse dazu. Sie ist weit entfernt vom dick sein. Aber ich arbeite in der Wissenschaft und weiß, dass schon in diesem Alter die Grundsteine für Übergewicht, Diabetes und Herz-Kreislauferkrankungen gelegt werden. Katharina und Sandra haben mich aber etwas beruhigt. “Grundsätzlich musst du schauen, ob dein Kind insgesamt ein guter oder schlechter Esser ist.” Dazu kommt noch, ob sich das Kind viel bewege oder weniger und auch, wie das Brot belegt ist. Puh, Schwein gehabt. miniberlin legt gefühlt 300 Kilometer am Tag zurück und sitzt selten still. Und so lang sie weiterhin nach Tomaten und Paprika verlang, mache ich mir keine Gedanken.

“Verbote machen hungrig”

Aber was sagen denn die Expertinnen zu meiner Theorie, dass Kinder besser mit Süßigkeiten umgehen, wenn sie diese in Maßen essen dürfen und nicht streng zugeteilt bekommen oder das Gefühl haben, es sei etwas verbotenes? “Verbote machen Hunger auf mehr”, stimmen mir die beiden zu. Wichtig sei vor allem die Vorbildfunktion im eigenen Zuhause. Wenn Kinder also ihre Eltern viel und oft essen sehen, denken sie, es sei normal. Auch bei Süßigkeiten. Ausnahmen bestätigen aber auch hier die Regel. Bei den Großeltern kann man zum Beispiel kein Auge auf die Ernährung der Kleinen haben. Das müsse man auch nicht, meinen Katharina und Sandra. Sie dürften die Kleinen auch mal verwöhnen, das gehöre dazu. Trotzdem solle es in der Zeit bei Oma und Opa auch erkennbare Strukturen in den Mahlzeiten geben. Und wer erinnert sich nicht an die Zeit bei Oma und Opa, wenn wir Vanillepudding oder Milchsuppe als Mahlzeit hatten oder uns beim Einkaufen etwas Süßes aussuchen durften. Großeltern dürfen sowas wohl, das scheint ein Gesetz zu sein. Aber was, wenn sich die Kleinen bei unserem Einkauf im Supermarkt auf den Boden werfen und Süßigkeiten fordern? “Dann heißt es, hart bleiben.” Oder aber man gehe ohne die Kinder einkaufen oder vereinbart vorher, ob sich das Kind was Süßes aussuchen darf. Mhm, ob das in der Umsetzung so einfach sein wird, ich weiß es noch nicht. Aber ich habe ja auch keine Erziehungsberaterinnen gefragt, sondern Die Essberater.

Und hier noch ein kleines Rezept für eine süße Alternative zu industriellen Süßigkeiten:

100g Naturjoghurt, 3,5 % Fett

30 g Banane

1-2 TL Haferflocken, blütenzart

1 TL Konfitüre

FERTIG. Diesen Snack mache ich miniberlin gerne zum Frühstück mit etwas Birne oder Apfel oder zwischendurch am Nachmittag. Alles ist schnell zusammengerührt und lässt sich in einem Glas mit Schraubdeckel super mitnehmen. Alternativ könnt ihr auch Milchreis oder Vollkorngries mit Obst bzw. Obstmus mischen. Sehr lecker.

Doch ganz ohne Süßigkeiten geht es bei mir nicht. Ich liebe es, mit miniberlin nach dem Kindergarten etwas Schokolade zu genießen. Und mal ehrlich, wir naschen doch alle gern.  Ob viel oder wenig, das ist jedem selbst überlassen. Die Kleinen können nur noch keine Entscheidung und das richtige Maß treffen, also sollten wir ihnen etwas dabei helfen.

Liebe Grüße
eure Bella


Einsortiert unter:babyberlin, Rezepte