Süßen in der Rohkost-Küche

Von Silke @rohmachtfroh

Unser Geschmackssinn ist von Geburt an auf „süß“ geeicht: Muttermilch schmeckt süß, und auch beim Übergang zu fester Nahrung bevorzugen junge Menschen überwiegend den süßen Geschmack. Wenn wir davon ausgehen, dass Kohlehydrate, also (komplexe) Zucker, unser wichtigster „Treibstoff“ sind, macht das ja auch Sinn. Die Rede ist hierbei von natürlicher Süße, wie sie in Früchten, aber auch in Wurzelgemüsen enthalten ist. Selbstverständlich brauchen wir auch die anderen Geschmacksrichtungen – sauer, salzig, bitter. Mal mehr, mal weniger. Bei einer achtsamen, natürlichen Lebens- und Ernährungsweise verrät dir dein Geschmackssinn, was dein Körper gerade braucht.

Süß, im richtigen Maße, wirkt nährend, energetisierend, beruhigend, harmonisierend. Glücklicherweise sorgt die Natur gut für uns: die meisten Früchte, die einen großen Teil unserer Nahrung ausmachen, sind von Natur aus süß. Doch was tun, wenn du für eine rohe Zubereitung zusätzliche Süße brauchst?

Dass Industriezucker und andere isolierte Zucker keine Option sind, dürfte klar sein – ich gehe davon aus, dass du dir seiner schädlichen Auswirkungen auf deine Gesundheit bewusst bist. Doch es gibt mittlerweile eine ganze Reihe von Süßungsmittel-Alternativen, die du in deiner Rohkost-Küche verwenden kannst. Heute möchte ich dir einige davon vorstellen … und dir auch erzählen, welche davon ich verwende und welche nicht:

Datteln

Deglet Datteln

Mein bevorzugtes Süßungsmittel. Naja, kein Wunder – ich liebe Datteln und esse sie auch sehr gerne einfach so. Am liebsten mag ich Deglet, die es auch im normalen Handel gibt, oder frische Mozafati Datteln. Letztere werden in Deutschland häufig in türkischen Supermärkten angeboten. Hier in Teneriffa bekomme ich sie leider nicht. (Wenn du mir also bei einem Besuch welche mitbringen möchtest, freue ich mich! ) Medjool, die ebenfalls vielerorts zu kaufen sind, sind mir meistens zu süß. Natürlich gibt es noch zahlreiche andere Dattelsorten in dieser Welt, die jedoch, wenn du nicht gerade dort lebst, wo sie wachsen, fast nur über spezielle Versender bezogen werden können. Für die Verarbeitung in Zubereitungen verwende ich für gewöhnlich Deglet, die ich entweder mit Nüssen oder Samen zu Teig verarbeite oder in Form von Dattelmus, also in Wasser eingeweicht und dann püriert, zu Smoothies, Cremes etc. hinzufüge.

Bananen

Eine von vielen Sorten Bananen

Bananen und andere sehr süße frische Früchte, wie z. B. Feigen, eignen sich zum Süßen von Smoothies, Desserts, Tortenfüllungen und ähnlichem.

Maulbeeren

Getrocknete helle Maulbeeren

Getrocknete Maulbeeren, insbesondere die nicht so richtig trockenen, eignen sich hervorragend als Süßigkeit für Kinder – nicht umsonst gelten sie als die „Gummibärchen“ für Rohkost-Kinder. Nicht sooo lecker zum Knabbern finde ich die sehr harten und trockenen. Dafür lassen diese sich wunderbar zum Süßen verwenden: Zermahle sie einfach im Blender zu einem Pulver und verwende dieses als Zuckerersatz in Puddings und Desserts. Mahle immer nur die Menge, die du gerade brauchst und verarbeite sie gleich, denn der Maulbeer-Zucker bleibt nicht lange so körnig und locker, er verklebt sehr schnell wieder. Diesen Effekt kannst du auch nutzen: gemischt mit Äpfeln bekommst du so nämlich einen herrlich süß-fruchtigen Wackelpudding!

Rosinen, Feigen, Aprikosen (Trockenfrüchte)

Rosinen, helle und dunkle


Diese Trockenfrüchte sind sehr süß und sie lassen sich zum Süßen genauso wie Datteln verwenden: weiche die Früchte ein und stelle Muse daraus her. Die halten sich ein paar Tage und können zum Süße aller Arten von Cremes und Smoothies verwendet werden. Wie Datteln kannst du die Trockenfrüchte auch ohne vorheriges Einweichen mit Kernen und Nüssen zu allerlei Süßigkeiten verarbeiten.

Xylitol

Xylit, auch Birken- oder Buchenzucker genannt

Xylitol in guter Qualität wird aus Birken- oder Buchenrinde gewonnen. Aussehen, Geschmack und Konsistenz entsprechen dem bekannten weissen Industriezucker. Xylitol ist zwar nicht roh, bietet aber gegenüber dem normalen Zucker entscheidende gesundheitliche Vorteile: den Zähnen schadet es weniger, da es von den Karies-Bakterien nicht verstoffwechselt werden kann. Angeblich soll es sogar gegen Karies helfen, da es antibakteriell wirkt – falls jemand derartige Erfahrungen damit gemacht hat, freue ich mich, davon zu hören! Außerdem wird Xylitol insulinunabhängig verstoffwechselt und belastet somit die Bauchspeicheldrüse nicht. Die Tochter liebt dieses weisse Zeugs und sie verwendet es gelegentlich zum Süßen von Erdbeeren, die hierzulande meistens sehr sauer sind.

Lucuma

Lucuma Pulver

Lucumas sind köstliche, süße und sehr nahrhafte Früchte, die vor allem in hochgelegenen Gebieten in Südamerika wachsen. In Deutschland bekommst du sie in Pulverform. Lucuma Pulver eignet sich zum Süßen und Andicken von Desserts. Es schmeckt süß und leicht vanillig und verleiht den Speisen einen Hauch von Cremigkeit. In meiner Küche befindet sich ein Glas davon, weil ich als Auftragsarbeit für einen meiner Lieblings-Rohkostversender Rezepte dafür entwickelt habe. Weil es sich gut für die Herstellung von roher Schokolade eignet und bei meinen Lieben recht beliebt, verwende ich es gelegentlich dafür. Ansonsten ist es für meinen Geschmack ein viel zu weit verarbeitetes Produkt und weit von natürlicher Ernährung entfernt.

Weitere mögliche Süßungsmittel

Honig

Honig haben wir nur sehr selten im Haus. Auf Wunsch der Tochter kaufe ich vielleicht einmal im Jahr ein kleines Glas davon, aus regionaler Produktion eines Bio-Imkers. Im Winter haben wir manchmal warmes Wasser mit Zitronensaft oder Ingwer und etwas Honig darin getrunken. Das wärmt, und tut übrigens auch gut bei Schnupfen, Halsschmerzen oder Husten.
Warum ich Honig nur so selten verwende? Zum Einen ist er nicht vegan und ich fürchte, dass bei dem Großteil des angebotenen Honigs dieser auf Kosten der Bienen produziert wird: sie sammeln den Honig für ihre eigene Versorgung, nicht für uns Menschen, und bekommen dann stattdessen Zuckerwasser. Sicher gibt es auch Imker, die verantwortungsvoller mit „ihren“ Bienen umgehen, dennoch handelt es sich in meinen Augen um Ausbeutung. Allerdings habe ich auf einer Reise vor zwei Jahren eine imkernde Familie kennengelernt und von ihnen gelernt, dass in unserer heutigen, von uns Menschen schon so weitgehend zerstörten, Welt, die Bienen freilebend kaum noch Lebensraum finden würden und die Imker ihnen dabei helfen. Ausführlicher habe ich darüber hier schon einmal geschrieben. Wie immer man das betrachten mag: unter natürlichen Bedingungen hätten wir sicher eher selten die Gelegenheit, einmal etwas Honig zu ergattern, daher scheint es mir angemessen, wenn überhaupt, dann nur entsprechend kleine Mengen davon zu verzehren.

Agavendicksaft
Agavendicksaft erschien mir vor einigen Jahren, als er in Deutschland in Rohkostqualität auf den Markt kam, wie ein kleines Wunder zur Herstellung roher Süßigkeiten. Leider deuten unsere eigenen Erfahrungen darauf hin, dass er gar nicht gut tut … es scheint, als seien die Zähne der Tochter davon angegriffen worden. Deshalb verwenden wir ihn jetzt schon seit Jahren nicht mehr. Mittlerweile habe ich auch diverse kritische Berichte über „rohen“ Agavendicksaft gelesen … angefangen von Zweifeln über dessen Rohkostqualität (hochgradig verarbeitet und alles andere als „natürlich“ finde ich ihn sowieso) bis hin zu Befunden (*1), nach denen er direkt gesundheitsschädlich ist. Ob roh oder nicht: Agavendicksaft ist ein isolierter Zucker, der ohne die dazugehörigen Enzyme, Mineralien und Vitamine daherkommt. Da er direkt über die Leber verstoffwechselt wird, kann er bei übermäßigem Gebrauch genau wie weißer Zucker zu Insulinintoleranz, Fettleber und Übergewicht führen.

Apfeldicksaft
Urs Hochstrasser hat ein weiteres Süßungsmittel, Dicksaft aus Schweizer Äpfeln, angeblich in Rohkostqualität, entwickelt. Das Zeugs ist super süß, dickflüssig und klebrig, und schmeckt wie seeeehr süßer Apfel. Ohne mich näher mit dem Herstellungsverfahren und der Qualität beschäftigt zu haben: ich finde es ziemlich gruselig und verwende diesen Dicksaft daher nicht.

Stevia
Stevia ist eine grünblättrige Pflanze, deren Blätter intensiv süß schmecken und die, getrocknet und pulverisisert, ebenfalls zum Süßen von allem Möglichen verwendet werden können. Ab und zu mal mag ich gern ein frisches Blättchen Stevia naschen; die getrocknete pulverisierte Version allerdings hat einen sehr intensiven Eigengeschmack, den keine von uns hier mag. Deshalb verwende ich Stevia überhaupt nicht.

Kokoszucker
Seit einiger Zeit taucht in vielen Rohkost-Rezepten im Netz Kokoszucker als Zutat auf. Wieso das ist, ist mir nicht ganz klar. Denn Kokoszucker wird durch Erhitzen aus dem süßen Nektar der Kokosblüte gewonnen und ist somit nicht roh. Sicher ist er eine gesündere Alternative zum Industriezucker, denn er hat einen niedrigeren glykämischen Index und enthält angelich trotz des Erhitzens noch einige Mineralstoffe. Kokoszucker ist häufig in Rohkost-Schokoriegeln enthalten. Ich verwende ihn nicht – es gibt schließlich ausreichend bessere Alternativen … siehe oben.

Yakondicksaft oder -pulver
Auch relativ häufig in Rezepten, insbesondere solchen aus den USA, ist Yakon als Süßungsmittel. Yakon ist eine aus Peru stammende Wurzel, die in Form von Dicksaft oder als Pulver angeboten wird. Ausprobiert habe ich sie noch nicht und kann daher nichts dazu sagen. Da es sich auch hierbei wiederum um ein relativ weit verarbeitetes Produkt handelt, interessiert es mich auch nicht wirklich als Bestandteil meiner Ernährung.

(*1) Mehr zu Agavendicksaft kannst du hier nachlesen:

  • http://myveganworld.de/08/08/2010/agavennektar-lasst-bauchspeicheldruesenkrebs-wuchern/
  • http://www.sacredchocolate.com/agave-blues-david-wolfe