Stadt der Engel, Stadt meiner Träume. Wie ein riesiger Blau-Wal öffnet der A380 in LAX seine Türen zeitgleich mit hundert anderen Nationalitäten und Tausende Reisende hasten Richtung Immigration. Jedes mal wenn ich hier durchgeschleust werde mit Menschen aus Asien, Südamerika und Europa denke ich daran, was Amerika ausmacht und das wir das hier, am Flughafen nirgendwo deutlicher zu spüren bekommen. Ich fühle mich auch immer wie ein Immigrant – denn irgendwie sind wir das doch alle. Reagan hat mal eine wunderbare Rede gehalten („You can life in France – but you cannot become a frenchman, you can live in Japan but never become a Japanese...but you can live in America and become an American“), dass genau das - diese Diversität Amerika ausmacht: je bunter, desto stärker und demokratischer sei dieses Land. Und das Amerika seine Türen geöffnet halten soll...aber das ist lange her.
Outfit: SoSUE Jeans Vol. lll und Strick V-Pullover Josie
Wenn mein Pass durchleuchtet und alle Formalitäten erledigt sind und ich endlich im Auto auf dem La Cienega Boulevard Richtung Hollywood bin höre ich gern meinen LA-Sound im Radio mit Duncan Sheik oder Fiona Apple. Ich Tagträume dann von allen vergangenen Erlebnissen, die ich in dieser Stadt je hatte und denke an meine Freunde, die hier leben oder gelebt haben. Ich schaue rechts und links auf die vorbeifliegenden Flachbauten, zähle die Starbucks und Motels am Wegesrand und fühle mich sofort zu Hause. Es gibt ja so Plätze, an denen die eigene Energie Hochzeit feiert. LA ist so ein Ort für mich. Ich mag, dass die Stadt früh zu Bett geht und der Tag schon um 5 Uhr anfangen kann. Das die Menschen Sport als Selbstverständlichkeit empfinden und sich ihres Körperkults nicht schämen. Das sie (meistens) mit der Sonne Kaliforniens um die Wette strahlen und den Menschen bewusst ins Gesicht schauen. Irgendwann hat mir Jemand mal gesagt, dass sie das nur machen, weil sie so eventuell einen vermeintlichen Star verpassen. Die sehen hier ja auch nicht alle so aus, wie auf der Leinwand. Apropos Star.
Es ist ein schönes Vorzeichen, dass ich bei meiner Ankunft im Chateau in Ben Stiller reinrenne. Ihm habe ich es zu Verdanken überhaupt in LA gelandet zu sein. Er wurde nämlich vor einer Ewigkeit von meiner Freundin Kelly als Agentin betreut, die mich bei einer Tour über die Reeperbahn (Ben Stiller promotete einen Film in Deutschland) spontan nach Karlifornien einlud. Hätte ich damals keinen Freund und einen tollen Job gehabt; Ich wäre sofort hier geblieben. Zum Glück konnte ich als Filmredakteurin meine neue Liebe LA in den folgenden Jahren noch oft genießen und die ganze Farbpalette des Regenbogens dieser Stadt kennenlernen. Auch die Schattenseiten.
Outfit: Bluse Celia und Jeansrock Vanessa
Erstaunlich eigentlich, dass ich auf dem Blog noch nie über LA geschrieben habe, aber so ist das wohl mit großen Lieben. Das braucht Zeit es in Worte zu fassen, was eigentlich unbeschreiblich ist: Dieser ureigene Geruch auf den Straßen, dieses Licht hier – meist ohne echten Sonnenaufgang. Die Dunkelheit geht ohne große Schattierung in Helligkeit über. Die Sonne scheint meist dann ganz plötzlich gegen Mittag. June Gloom, heißt das und manchmal – so wie jetzt – gibt es den das ganze Frühjahr.
Das letzte Mal LA? Das war mit den Kindern – direkt nach der Trennung. Kelly und ihre Frau haben uns großzügig aufgenommen – die Kinder durften ins Summercamp und ich im Bad ihrer Gastfreundschaft meine Wunden lecken. LA gab mir Kraft und wieder gab es den Gedanken einfach hier zu bleiben. Distanz schafft ja bekanntlich Distanz. Auch die Kinder hatten Lust auf Abenteuer. Leider darf man sich bei Trennung nur 150 km vom Ex ohne dessen Einverständnis entfernen. bei dem Radius wären das entweder Bremen oder Wolfsburg gewesen. Alles auch schöne Orte, nur eben nicht so sonnig.
Kelly und ihre Familie
Es ist mittlerweile 5 Uhr morgens – ich habe den Jetlag produktiv genutzt um zu schreiben – die Bilder der Poolparty im Morgengrauen vor meinem Fenster aus meinem Kopf zu bekommen und eine große Kanne Kaffee aufs Zimmer bestellt. Gleich mache ich mich fertig, um meinem Liebsten meine Laufstrecke am Runyan Canyon zu zeigen bevor wir uns ein „crushed Avocado Sandwich“ bestellen. LA meint es gut mit mir.
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