Worauf hab ich Bock? Ich möchte gerne mal wieder einen vollkommen überflüssigen und gleichermaßen spaßigen Film sehen. Ein Film, der die Grundidee des Kinos schamlos und konsequent umsetzt, nämlich mich als Zuschauer zu unterhalten. Ich habe keine Lust, mir knüppelharte Folterszenen anzusehen, ebenso wenig wie aufgesetzte und überkitschte Teeny-Komödien über das Saufen und Fressen am Campus. Mir steht nicht der Sinn nach Historienschinken oder Polit-Thriller. Dass die Welt ein schlechter Ort ist und es nicht mehr lange gut gehen kann mit uns, weiß ich doch auch so und ich möchte mich gerne mal für eine kleine Weile davon ablenken lassen. Wie gerufen kommt Zack Snyder mit „Sucker Punch“ im Gepäck.
Die kleine großbeaugte und blondbehaarte Baby Doll hat ein Problem. Die Mutter stirbt und hinterlässt in ihrem Testament alles ihren beiden Töchtern. Das findet der Stiefvater gar nicht dufte und bringt kurzerhand zunächst die jüngere Schwester um und will sich anschließend Baby Doll selbst vorknöpfen. Die wehrt sich erfolgreich und überlebt, bis die Polizei eintrifft. Alles ist gut. Pustekuchen! Der böse Stiefvater erzählt den Polizisten, Baby Doll sei verrückt geworden, hätte ihre kleine Schwester getötet und wäre dann auf ihn losgegangen. Baby Doll wird nun in die nächstbeste Irrenanstalt verfrachtet und soll dort mittels Logotomie in hirnloses Gemüse verwandelt werden. Ein Wimpernschlag und plötzlich sind wir an einem völlig anderen Ort. Baby Doll ist in einem Edelpuff und wurde von einem bösen Priester hier her geschafft. Der Puffbesitzer will sie aufmotzen für einen ganz besonderen Kunden. Doch Baby Doll verbündet sich mit den anderen Mädels, um einen Fluchtplan auszutüfteln. In einer Vision erklärt ihr ein alter und weiser Krieger, wie sie die Dinge beschaffen kann, die ihr zur Flucht verhelfen sollen. Während sie tanzt, sollen alle abgelenkt sein und die anderen sollen die begehrten Teile klauen. Immer wenn Baby Doll tanzt, geht’s in eine pompöse Fantasy-Welt, in der gegen allerlei Monster gekämpft werden muss, um an das jeweilige Artefakt heran zu kommen. Schritt für Schritt kommen die Mädchen ihrem Ziel immer näher.
Zack Snyder ist ein Perfektionist, was die visuelle Präsentation seiner Filme angeht. Während „Dawn Of The Dead“ durchaus noch als vorsichtiger Gehversuch des Regie-Frischlungs zu betrachten ist, tobt er sich seit „300“ in einem wahren Orgasmus perfekter Bilderfluten ungehemmt aus. Bisher hat er sich stets mehr oder weniger populäre Vorlagen geschnappt und sie auf die Leinwand gebannt. „Sucker Punch“ ist nun der erste Snyder-Film, bei dem er sich auch für die Story und das Drehbuch verantwortlich zeigt. Der Grundtenor des Films ist klar. Heiße Mädels in knappen Outfits kämpfen gegen überdimensionierte CGI-Monster. Dass es da nur so kracht und splattatert, ist auch absehbar. Und das ist auch die große Stärke des Films. Wir haben klassische Charaktere, die einer klassisch gradlinigen Story folgen und in unglaublich bombastischen Actionszenen ganz klassische Prügelportionen verteilen. Es gibt in einer utopischen Version des ersten Weltkriegs Zombiesoldaten, die mit Dampf und Zahnrädern angetrieben werden. Wir haben eine mittelalterliche Burg, die von tausenden griesgrämigen Ork-Viechern bewohnt ist. Es gibt einen rasenden Güterzug, der eine tickende Bombe an Bord hat, die es zu entschärfen gilt. Und, um das Menü noch abzurunden: Es gibt einen Drachen! Action! Man kommt kaum zum atmen, während der Kampfszenen. Alles ist überdimensioniert und einfach nur bombastisch. Die Mädels sehen heiß aus, haben immer einen coolen Spruch parat und Riesenwummen. „Sucker Punch“ ist der fleischgewordene Traum aller kleinen und großen Jungs. Es ist die Offenbarung einer ganzen Generation Action liebender Schlachtplattenfans. Es ist der Beweis, dass gradlinige und fulminante Action manchmal wichtiger ist, als eine anspruchsvolle Story. Es ist die Katharsis für das hochtrabende Kunstfilmchen. Es nimmt mich mit in eine unglaubliche Welt, in der alles in Zeitlupe abläuft. Ich schwebe durch ein Universum aus Licht, Feuer und Lärm. Ich schwebe mit den holden Kriegsmaiden und sie vergöttern MICH! Denn ICH bin SUCKER PUNCH!
Trotz seiner bildgewaltigen Präsentation lässt der Film offensichtlich noch genug Raum für die eigene beflügelte Fantasie. „Sucker Punch“ ist großartige Unterhaltung für den kleinen Geist. Ein Rezept, dass wunderbar funktioniert und sofort Lust auf mehr Snyder macht. Bald dürfen wir uns ja auch auf seinen „Superman“ freuen. Das dürfte dann das nächste Fest für die verkümmerten Sinne werden.
Sucker Punch (USA, 2011): R.: Zack Snyder; D.: Emily Browning, Abbie Comish, Carla Cugino, u.a.; M.: Tyler Bates; Offizielle Homepage
In Weimar: CineStar
Rezensionen On Air: Jeden Donnerstag, 12:25 auf Radio Lotte Weimar.
Die kleine großbeaugte und blondbehaarte Baby Doll hat ein Problem. Die Mutter stirbt und hinterlässt in ihrem Testament alles ihren beiden Töchtern. Das findet der Stiefvater gar nicht dufte und bringt kurzerhand zunächst die jüngere Schwester um und will sich anschließend Baby Doll selbst vorknöpfen. Die wehrt sich erfolgreich und überlebt, bis die Polizei eintrifft. Alles ist gut. Pustekuchen! Der böse Stiefvater erzählt den Polizisten, Baby Doll sei verrückt geworden, hätte ihre kleine Schwester getötet und wäre dann auf ihn losgegangen. Baby Doll wird nun in die nächstbeste Irrenanstalt verfrachtet und soll dort mittels Logotomie in hirnloses Gemüse verwandelt werden. Ein Wimpernschlag und plötzlich sind wir an einem völlig anderen Ort. Baby Doll ist in einem Edelpuff und wurde von einem bösen Priester hier her geschafft. Der Puffbesitzer will sie aufmotzen für einen ganz besonderen Kunden. Doch Baby Doll verbündet sich mit den anderen Mädels, um einen Fluchtplan auszutüfteln. In einer Vision erklärt ihr ein alter und weiser Krieger, wie sie die Dinge beschaffen kann, die ihr zur Flucht verhelfen sollen. Während sie tanzt, sollen alle abgelenkt sein und die anderen sollen die begehrten Teile klauen. Immer wenn Baby Doll tanzt, geht’s in eine pompöse Fantasy-Welt, in der gegen allerlei Monster gekämpft werden muss, um an das jeweilige Artefakt heran zu kommen. Schritt für Schritt kommen die Mädchen ihrem Ziel immer näher.
Zack Snyder ist ein Perfektionist, was die visuelle Präsentation seiner Filme angeht. Während „Dawn Of The Dead“ durchaus noch als vorsichtiger Gehversuch des Regie-Frischlungs zu betrachten ist, tobt er sich seit „300“ in einem wahren Orgasmus perfekter Bilderfluten ungehemmt aus. Bisher hat er sich stets mehr oder weniger populäre Vorlagen geschnappt und sie auf die Leinwand gebannt. „Sucker Punch“ ist nun der erste Snyder-Film, bei dem er sich auch für die Story und das Drehbuch verantwortlich zeigt. Der Grundtenor des Films ist klar. Heiße Mädels in knappen Outfits kämpfen gegen überdimensionierte CGI-Monster. Dass es da nur so kracht und splattatert, ist auch absehbar. Und das ist auch die große Stärke des Films. Wir haben klassische Charaktere, die einer klassisch gradlinigen Story folgen und in unglaublich bombastischen Actionszenen ganz klassische Prügelportionen verteilen. Es gibt in einer utopischen Version des ersten Weltkriegs Zombiesoldaten, die mit Dampf und Zahnrädern angetrieben werden. Wir haben eine mittelalterliche Burg, die von tausenden griesgrämigen Ork-Viechern bewohnt ist. Es gibt einen rasenden Güterzug, der eine tickende Bombe an Bord hat, die es zu entschärfen gilt. Und, um das Menü noch abzurunden: Es gibt einen Drachen! Action! Man kommt kaum zum atmen, während der Kampfszenen. Alles ist überdimensioniert und einfach nur bombastisch. Die Mädels sehen heiß aus, haben immer einen coolen Spruch parat und Riesenwummen. „Sucker Punch“ ist der fleischgewordene Traum aller kleinen und großen Jungs. Es ist die Offenbarung einer ganzen Generation Action liebender Schlachtplattenfans. Es ist der Beweis, dass gradlinige und fulminante Action manchmal wichtiger ist, als eine anspruchsvolle Story. Es ist die Katharsis für das hochtrabende Kunstfilmchen. Es nimmt mich mit in eine unglaubliche Welt, in der alles in Zeitlupe abläuft. Ich schwebe durch ein Universum aus Licht, Feuer und Lärm. Ich schwebe mit den holden Kriegsmaiden und sie vergöttern MICH! Denn ICH bin SUCKER PUNCH!
Trotz seiner bildgewaltigen Präsentation lässt der Film offensichtlich noch genug Raum für die eigene beflügelte Fantasie. „Sucker Punch“ ist großartige Unterhaltung für den kleinen Geist. Ein Rezept, dass wunderbar funktioniert und sofort Lust auf mehr Snyder macht. Bald dürfen wir uns ja auch auf seinen „Superman“ freuen. Das dürfte dann das nächste Fest für die verkümmerten Sinne werden.
Sucker Punch (USA, 2011): R.: Zack Snyder; D.: Emily Browning, Abbie Comish, Carla Cugino, u.a.; M.: Tyler Bates; Offizielle Homepage
In Weimar: CineStar
Rezensionen On Air: Jeden Donnerstag, 12:25 auf Radio Lotte Weimar.