Suche nicht das Perfekte, Du bist es selber nicht!

Von Wernerbremen


"Du bist nicht perfekt, aber Du bist wenigstens Du selbst. Das macht Dich so liebenswert und wertvoll für mich.“

Unbekannter Autor


Ihr Lieben,

ich möchte Euch heute die Geschichte eines unbekannten Autors erzählen:

„Die perfekte Frau“

„Eines Tages saß ein weiser Mann mit einem jungen Mann unter einem Feigenbaum und der weise Mann fragte ihn: "Was bekümmert Dich?"
"Ach, danke Dir, dass Du danach fragst, weiser Mann! Ich habe das Gefühl, es ist Zeit für mich, weiter zu ziehen und nach meiner geliebten Seelengefährtin zu suchen, nach ihr, die meine vollkommene Partnerin sein wird, der schönsten Frau im ganzen Universum."

"So sei es, mein Sohn, doch vergiss nicht, wenn Deine
Suche beendet ist, komm mit ihr zurück!"
"Oh, ganz gewiss weiser Mann, sei unbesorgt."
Viele Jahre später kehrte der junge Mann allein und deprimiert zu dem weisen Mann zurück. Als er schließlich mit alten Mann zusammentraf, begrüßte dieser ihn herzlichst und erkundigte sich nach dem Verlauf seiner Suche:
"Hast Du jene gefunden, nach der Du Dich sehntest?"
"In der Tat, weiser Mann, das habe ich. Ich fand die Frau meiner Träume und sie war wirklich die Vollkommenheit selbst."
"Nun, mein Sohn, wo ist sie denn?""Ach weiser Mann, stellt Euch meine Trauer vor: Sie war auf der Suche nach dem vollkommenen Mann.“
Ihr Lieben,
diese Geschichte erinnert mich an die Zeit, als ich ganz junger Dozent an der Universität Göttingen war. Ich hatte mich unsterblich verliebt und der ganze Fachbereich sprach darüber.
Immer wenn mich jemand ansprach, weil er etwas von mir wollte, wachte ich wie aus einem Traum auf und musste mich erst einmal in der Wirklichkeit zurechtfinden.
Die von mir Angebetete war der Wunschtraum meiner schlaflosen Nächte und da ich gute Beziehungen im Fachbereich hatte und meine
  Angebetete einen Job suchte, was ich zufällig mitbekam, verschaffte ich ihr einen Job als Aufsicht am Eingang zur Bibliothek des Fachbereichs.
Noch ein wenig geprägt von den Erlebnissen meiner Kindheit und Jugend, war ich viel zu schüchtern, sie anzusprechen oder ihr gar meine Liebe zu gestehen, aber ich nutzte die Gelegenheit, immer dann, wenn sie Aufsicht führte und ich es mit meinen Aufgaben als Dozent vereinbaren konnte, wie zufällig an der Bibliotheksaufsicht aufzutauchen und mich mit ihr zu unterhalten.

Diese Gespräche waren sehr außerordentlich aufschlussreich:

Ich entdeckte, dass das, was ich über das Leben und die Liebe zu den Menschen dachte, so gar nicht zu dem passte, was sie als Karriere geplant hatte, und ich erfuhr meinerseits, dass ich in allen Belangen nicht dem Mann entsprach, den sie sich erträumte.

Da sie nicht wusste, dass ich mich in sie verliebt hatte, war sie sehr offen zu mir. Da sie selbst adliger Abstammung war, träumte sie von einem „Prinzen“ und groß, breitschultrig und stark sollte er sein, alles Eigenschaften, mit denen ich nicht dienen konnte und so erlosch über einige Wochen hin das lodernde Feuer der Verliebtheit in mir.

Ich habe daraus gelernt, dass wir dann, wenn wir den vollkommenen Menschen als Partnerin / als Partner
 suchen, in der Regel scheitern werden. Denn es gibt den vollkommenen Menschen gar nicht. Er würde auch gar nicht zu uns passen, denn  wir sind ja selber nicht vollkommen.
Außerdem – so habe ich mir sagen lassen (Schmunzeln) – das Leben mit einem vollkommenen Menschen soll sehr anstrengend sein.
Außerdem, das ist meine Meinung, wer einen Menschen wirklich liebt, liebt auch seine kleinen Fehler und Macken und er die unsrigen!
Mein Freund Hans-Christoph, über den ich schon allein ein ganzes Buch schreiben könnte, fasste es in Abwandlung eines alten Sprichworts so zusammen:
„Warum auf der Suche nach dem Vollkommenen, das es nicht gibt, in die Ferne schweifen, liegt das Gute, aber eben nicht Vollkommene, doch so nah!“
Ihr Lieben,

ich wünsche Euch viele Begegnungen in Liebe und denkt immer daran, dass die Liebe gerade auch das Unvollkommene liebt, denn im Unvollkommenen erkennen wir uns wieder.
Seid herzlich gegrüßt vom Weserstrand

Euer heiterer Werner

Das Foto wurde von Karin Heringshausen zur Verfügung gestellt