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Ihr Lieben,heute Abend möchte ich Euch eine Geschichte von Hermann Multhaupt erzählen:
„Das Erbe“
„Es war einmal ein König, der hatte drei Söhne.
Als er alt war, vermachte er dem ersten die eine Hälfte des Königreichs und dem zweiten die andere.
Den dritten Sohn hatte er übersehen und ihm kein Erbteil zugedacht. Darüber war der Sohn verständlicherweise sehr traurig.Der König aber tröstete ihn und sagte:
„Ich schenke Dir einen Ankerplatz für Deine Sehnsucht und Deine Träume.“
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„Wo finde ich diesen Ort?“, fragte der Sohn den Vater.„Morgen“, erwiderte der König, „morgen werde ich ihn Dir zeigen.“
Am anderen Tag aber war der alte König gestorben.
'Der dritte Königssohn machte sich auf, den Ort zu suchen,
den ihm der Vater verheißen hatte.
Er reiste in der ganzen Welt umher, fand ihn aber nicht.
Schließlich, als er schon meinte, die ganze Welt zu kennen, den versprochenen Ankerplatz aber nicht gefunden hatte, gelangte er auf eine Insel.
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Kaum hatte er ihren Boden betreten, wusste er, dass er sich dort befand, wohin er sich in seinem Herzen gesehnt und wovon er in den dunklen Stunden der Nächte geträumt hatte.Er war da, wo die Erde und der Himmel, wo Regen und Wind, wo Sonne und Wolken noch zu den Menschen sprechen – wenn man zuhört und sich müht, sie zu verstehen.
Dazu muss man ganz still sein. Manchmal muss man dem Regen sein Gesicht hinhalten, damit er es wäscht, und dem Wind, damit er es trocknet. Und dem Himmel muss man seine Augen schenken, damit er sich in ihnen spiegeln kann, und den Wolken die Trauer des Herzens, wenn die Stunde des Abschieds naht.
Es kann sein, dass dieses Land auch zu Dir redet mit seinen Farben und seinem Licht, mit seinem Regenbogen und seinen Sonnenuntergängen, die nicht von dieser Welt sind.
Und dieses Land wird vielleicht nicht eher Ruhe geben, bis auch Du es annimmst als den dritten Erbteil des alten Königs, der seinem Sohn einen Ankerplatz für seine Sehnsucht und seine Träume versprochen hatte…
Denn die Insel der Seele ist an himmlischen Sachätzen so reich,
wie sie reicher nicht sein kann.“
Ihr Lieben,
Besitz, Wohlstand und Reichtum waren den Menschen schon immer wichtig, das zeigen uns die alten Geschichten und Märchen.
Das Wichtigste, was die Könige vor ihrem Ableben taten, war, ihr Königreich unter ihren Söhnen aufzuteilen. Töchter spielten damals keine Rolle, was den Besitz betraf. Auch in dieser Hinsicht können wir sehr froh sein, dass sich die Stellung der Frau entscheidend verbesserthat.
Aber wenn wir genau hinschauen, dann entdecken wir, dass der König seinem dritten Sohn eigentlich das beste Erbe hinterlassen hat. Er hat ihm zwar nicht mehr den Ankerplatz für seine Sehnsucht und seine Träume zeigen können, aber tief in ihm war das Verlangen erwacht, diesen Ankerplatz kennenzulernen.
Wir Menschen tauchen jeden Tag in das wilde Meer der Unruhe ein, wir haben täglich mit der Hast und der Eile des Alltags zu tun, der Satz „Wir haben keine Zeit“ prägt unseren Alltag.
Umso wichtiger ist es, dass wir uns einen Ankerplatz für unsere Sehnsucht und unsere Träume suchen. Für den einen mag das seine Wohnung, in der er ganz er selbst sein darf, für den anderen mag das der eigene Kleingarten sein,
Nichts ist für das Wohlergehen unserer Seele wichtiger als solch ein Ankerplatz.
Und wenn Ihr ihn gefunden habt, dann lasst nicht zu, dass Ihr gestört werdet.Auch wenn das manche / mancher von Euch nicht glauben mag:
Man kann stundenweise auch wunderbar ohne Handy und Computer leben.
Jedes Ding hat seine Zeit und Eure Seele braucht Eure Zeit, um sich zu erholen, um zu sich zu finden, um glücklich zu werden, um zufrieden zu werden, um Kraft tanken zu können.
Ich wünsche Euch eine gute Nacht und eine gute Erholung und grüße Euch herzlich aus Bremen
Euer fröhlicher Werner
Quelle: Karin Heringshausen