Das hatten wir Kinder- und Jugendärzte schon lange vermutet: Wenn’s um Husten geht, hilft nicht wirklich irgendetwas. Auch wenn kein Elter aus der Apotheke geht, ohne dieses oder jenes Säftchen oder Schmiermittel mitzunehmen.
Eine neue Studie an 120 Kindern, die bereits seit einer Woche nächtens husten, teilte diese in drei Gruppen auf: Die eine bekam Agarven-Dicksaft, also Süßpampe, die andere ein Placebo (farbiges, irgendwie schmeckendes Wasser) und die dritte gar nichts. Ergebnis: In der Saft- und Placebogruppe gaben die Eltern eine signifikante Besserung der Hustensymptomatik an, während die Kontrollgruppe keine Änderung bemerkte. (1) (2)
Die Forscher folgern, dass “etwas zu tun” immer noch besser ist, als gar nichts zu tun – ein weiser Schluß. Geht man diesem Gedankengang weiter nach, kann das Placebo auch das Rosa Rezept mit den beliebten Efeu- oder Primelsäften sein, die viele Kinderärzte mitgeben, “um wenigstens etwas mitzugeben”, immer noch besser als die chemischen Schleimlöser wie Amb.rox.ol u.ä., die Generationen von Kindern verabreicht wurden. Letztere führen oftmals zu einem Aufrechterhalten der Hustensymptomatik durch unnötige Schleimproduktion (Dass am Schleim nicht “lösen” muß, wie es uns die Werbung ständig suggeriert, dürfte inzwischen bekannt sein). Aber mehr Effekt als Placebo haben auch die “pflanzlichen” Säfte nicht!
Noch weiter gedacht, tut es auch der gute warme Tee zum Abend, mit aller Placeboliebe zubereitet, die die Eltern für ihre kranken Knirpse aufbringen können, ohne vom ständigen Gehuste genervt zu sein. Mischt man dann noch Honig hinein (bitte erst ab einem Jahr), dann toppt man sogar den Placeboeffekt (3). Das zu vermitteln, ist eine wichtige Aufgabe des behandelnden Arztes, leider erwarten viele Eltern immer noch den Süßsaft mit Efeu, statt sich auf die Hausmittel einzulassen. “Was, Sie schreiben gar nichts auf?” – “Nein, weil die üblichen Mittel nicht wirklich etwas helfen, Tee mit Honig ist das Beste.” – “Also, wirklich kein Rezept, und wie soll mein Theo-Martin dann gesund werden?”
Übrigens: So genannte Over-the-counter-Hustenpräparate sind in den USA seit 2008 praktisch völlig vom Markt verschwunden, da das Wissen um die fehlende Wirksamkeit und etwaige Nebenwirkungen inzwischen in der Öffentlichkeit angekommen ist.
Wir schaffen das auch noch.
(1) Ian M. Paul et al, Placebo Effect in the Treatment of Acute Cough in Infants and Toddlers, JAMA Pediatr. 2014;168(12):1107-1113.
(2) Placebo Treatment May Quiet Kids’ Cough, Parents report a spoonful of agave nectar or flavored water reduced symptoms, http://www.nlm.nih.gov/medlineplus/news/fullstory_149139.html
(3) Cohen HA et al, Effect of honey on nocturnal cough and sleep quality, Pediatrics. 2012 Sep;130(3):465-71.
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