In einer regelrechten Nacht und Nebel-Aktion wurden die ersten Bäume in der vergangenen Nacht gefällt. Das war es, was Demonstranten am Vortag verhindern wollten. Doch über das Vorgehen der Polizei, mit Wasserwerfern, Pfefferspray und Schlagstöcken die Demonstranten zu vertreiben, sind nicht nur Gegner des Projektes „Stuttgart 21“ schockiert. Mit brachialer Gewalt gingen Einsatzkräfte auch gegen Kinder und ältere Menschen vor. Der Einsatz wird jetzt von allen Seiten scharf kritisiert und immer mehr Politiker melden sich zu Wort. Aber trotz der bis zu 3000 Demonstranten, die sich auch in der Nacht im Schlosspark verschanzten, wurden die ersten Bäume gefällt.
Laut Polizei sollen am späten Abend noch zwischen 2000 und 3000 Demonstranten im Schlosspark gewesen sein. Einige wurden mit Kränen aus den Baumkronen geholt bevor man mit den Arbeiten beginnen konnte. Gegen 1.00 Uhr war es dann soweit, der erste Baum fiel. Bis zu 25 Bäume wurden in den Morgenstunden gefällt. Der Park war hell erleuchtet und der Lärm der Kettensägen und Schredder noch Straßen weiter zu hören.
In der Nacht blieb es allerdings friedlicher, als am Nachmittag. Zwar flogen immer wieder Flaschen und Kastanien Richtung Polizei, aber die Beamten setzten auch stellenweise wieder Pfefferspray gegen vermummte Demonstranten ein, die versuchten über die Absperrungen zu klettern.
Insgesamt mussten bis in die Morgenstunden 114 Demonstranten ambulant behandelt werden, 16 mussten sogar ins Krankenhaus eingeliefert werden. Auch sechs Polizisten wurden verletzt. Für das Projekt „Stuttgart 21“, bei dem der Kopfbahnhof für mindestens sieben Milliarden Euro in eine unterirdische Durchgangsstation umgebaut werden soll, müssen rund 300 zum Teil 200 Jahre alte Bäume gefällt werden.