In den vergangenen Wochen hat sich der Streit um Stuttgart 21 immer weiter aufgebauscht. Jede Woche gehen mehr Menschen auf die Straße. Auf der einen Seite die Gegner und auf der anderen Seite aber auch immer mehr Befürworter des Bahnprojekts.
So bin auch ich am vergangenen Samstag dem Aufruf der JuLis Pforzheim/Enzkreis gefolgt und war Demonstrationsteilnehmer der ersten Pforzheimer PRO-S21-Demo. Die Demo fand unter dem Motto „Argumente statt Emotionen“ statt. Wie ich finde ein Titel, der viel wahres über die derzeitige Lage rund um Stuttgart 21 aussagt.
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Es lohnt manchmal in einer durch Emotionen aufgepeitschten Situation sich zu beruhigen, um sich nochmals auf die wesentlichen Punkte zu besinnen, denn „Nur wer sein Ziel kennt, findet den Weg“ (Laozi).
Was ist also der Grund für Stuttgart 21? Was soll erreicht werden? Das sind wichtige Fragen, die, wie ich aus verschiedenen Gesprächen weiß, nur Wenige sich ins Bewusstsein rufen. Oft wird der zweite Schritt vor dem Ersten gegangen. Die Umsetzung wird kritisiert ohne das Ziel im Blick zu haben.
Insgesamt kann man 4 grundlegende Ziele des Gesamtprojekts ausmachen.
- Die Strecke Stuttgart – Ulm soll die Magistrale Paris – Budapest beschleunigen. Dies hat auf jeden Fall Veränderungen am Stuttgarter Bahnhof zur Folge.
- Der Stuttgarter Flughafen soll an den Bahnhof, Region und süddeutschen Raum angebunden werden.
- Neugewinnung von Flächen zur städtebaulichen Entwicklung
- Der Schienenverkehr im Großraum Stuttgart soll attraktiv werden und dabei wirtschaftlich effizienter.
Die Reihenfolge der Ziele ergibt sich aus der Geschichte rund um das Thema S21 und ist für die Umsetzung von enormer Bedeutung. Eine andere Reihenfolge ergibt auch andere Konsequenzen.
Die Ziele des Bahnprojekts werden auch von den Gegnern offiziell nicht bestritten, vielmehr legen diese mit dem Projekt K21 ein anderes Lösungskonzept für die gleichen Ziele vor. Trotzdem kann ich mich nur schwerlich gegen den Eindruck erwehren, dass viele Demonstranten generell die Ziele ablehnen und eingentlich gar keine Veränderung des Status Quo wollen.
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Jemand, der solch eine grundlegende Abwehrhaltung hat, muss anders angesprochen werden als diejenigen, die im Grunde das Gleiche wollen, aber einen anderen Weg bevorzugen.
Bejaht man die Ziele, so ist klar das es Veränderungen geben muss. Was für K21 und was für S21 spricht, damit setze ich mich in den folgenden Beiträgen auseinander.
Grundsätzlich ist das Projekt, egal ob jetzt als S21 oder K21, von Nöten. Aber warum?
Stuttgart ist der wichtigste Verkehrsknotenpunkt in Baden-Württemberg. Damit Baden-Württemberg auch in Zukunft attraktiv bleibt ist eine moderne Infrastruktur ohne Alternative. Der bisherige Bahnhof wird dem aber nicht mehr gerecht.
Europa wird unweigerlich zusammenwachsen. Wir können uns aussuchen ob Stuttgart davon partizipieren wird. Bleibt alles beim Alten wird die Magistrale Paris-Budapest trotzdem einen Weg finden, einen Anderen, und Stuttgart wird außen vor bleiben. Stuttgart und die ganze Region würden von Europa abgehängt.
Ohne das Bahnprojekt wird auch die Bedeutung des Stuttgarter Flughafens weiter stagnieren. Wer will schon einen Flughafen den man nur schwer erreichen kann. Es gibt die einmalige Gelegenheit diesen in die Schieneninfrastruktur zu integrieren. Die Stuttgarter Messe kann so nur an Bedeutung gewinnen. Stuttgart und Region werden auch hierdurch wesentlich attraktiver als bisher schon.
Eine attraktive Stadt/Region braucht aber auch Wohnraum. Mit dem Projekt gibt es die Chance mitten in der Stadt zu wachsen und verschiedene Stadtteile anders, besser zu verknüpfen. Bisher musste im Innenstadtraum das Bahngelände weiträumig umfahren werden um auf die andere Seite zu gelangen.
Ob K21 oder S21, alles spricht für ein großes Infrastrukturprojekt in Stuttgart! Was dagegen spricht? Ich weiß es nicht.