Vor mir liegen – wie jedes Jahr um diese Zeit – die Stundenpläne meiner Kinder und wie jedes Jahr dauert es eine Weile, bis ich durchblicke, wer wann Unterricht hat, wer möglicherweise nur alle zwei Wochen an einem bestimmten Nachmittag antraben muss und wann ich meine Arbeitstage einplanen soll. Es ist noch gar nicht so lange her, dass ich inständig hoffte, wenigstens einen Tag pro Woche zu bekommen, an dem nachmittags alle fünf Kinder aus dem Haus sind und ich von Morgen bis Abend durcharbeiten kann. So unwahrscheinlich war das Eintreten dieser glücklichen Fügung, dass ich sie „Stundenplanwunder“ nannte.
Wie sich herausstellt, kann ich in Zukunft auf das Stundenplanwunder pfeifen, denn das kommende Schuljahr sieht folgendermassen aus:
Montagnachmittag: Alle in der Schule, ausser Prinzchen und ich (Der junge Herr zeigt derzeit herzlich wenig Interesse an mir, also wird er vermutlich andauernd zu Grossmama abhauen.)
Dienstagnachmittag: Alle in der Schule, ausser Luise und ich (Aber Luise zählt nicht so richtig, denn die will an ihrem einzigen schulfreien Nachmittag wohl kaum mit mir abhängen, folglich wird Dienstag einer meiner Arbeitstage sein.)
Mittwochnachmittag: Alle schulfrei, ausser Luise
Donnerstagnachmittag: Alle in der Schule, ausser Zoowärter, Prinzchen und ich
Freitagnachmittag: Alle in der Schule, ausser „Meiner“ und ich (Wobei „Meiner“ freitags immer so viel um die Ohren hat, dass dies wohl mein zweiter Arbeitstag wird.)
Höchste Zeit also, sentimental zu werden und bei jeder Gelegenheit zu seufzen: „Ich sehe sie ja kaum noch, meine Kinder. Ach, wie fühlt sich das leer an…“