Stumme Signale: Störquellen für dein LVS-Gerät

Von Berghasen

Wie elektronische Geräte das Signal von LVS-Geräten stören können. Ein wissenschaftlicher Überblick und Lösungsansätze.

Das Smartphone, die GPS-Uhr und die Kamera sind mittlerweile neben dem Lawinen-Verschütteten-Suchgerät (LVS) und weiterer Notfallausrüstung unsere fixen Begleiter auf Skitouren. Viele Skitourengeher und Freerider verwenden die Geräte ohne Bedenken miteinander. Seit mehreren Jahren wissen wir jedoch, dass elektronische Geräte das LVS-Gerät stören können. Welche Geräte potenzielle Störquellen sind und was du tun kannst, damit das LVS-Gerät im Notfall einwandfrei funktioniert, zeigen wir in diesem Übersichtsartikel!

Das LVS-Gerät und mögliche Störquellen

Generell erzeugen alle elektronischen Geräte elektromagnetische Felder, die das Empfangen von LVS-Signalen beeinflussen können. Metallische Objekte wie etwa Lawinenschaufeln, Magnetknöpfe oder Folien hingegen schirmen elektromagnetische Felder ab – sie sind also auch potenzielle Störquellen des LVS-Signals.

Wir versuchen in diesem Beitrag, wissenschaftlich fundierte Informationen zu sammeln, die dir für den Umgang mit elektronischen Geräten und metallischen Gegenständen während einer Skitour als Grundlage dienen sollen.

Grundlagen: Funktionsweise des LVS-Geräts

LVS-Geräte senden mit einer einzigen Frequenz. So ist es möglich, dass man mit jedem Gerät jedes andere LVS orten und finden kann.

Alle LVS, die der Norm ETS 300718 entsprechen senden auf der Frequenz von 457 kHz und sind deshalb miteinander kompatibel. Jedes LVS-Gerät dient dabei sowohl als Sender als auch als Empfänger, wenn Verschüttete gesucht werden müssen.

Moderne LVS-Geräte besitzen drei Antennen (X, Y & Z). Bei der Suche kommen alle drei Antennen zum Einsatz. Sie können bei der Suche die Stärke des Signals, die Richtung, aus der das Signal kommt sowie die Verschüttungstiefe erkennen.

Gesendet wird meist mit der X-Antenne, wobei es hier aber Unterschiede bei den Herstellern gibt. Diese Sendeantenne ist die stärkste der drei Antennen und erzeugt das elektromagnetische Signal, das als dreidimensionales, elektromagnetisches Feld abgegeben wird.

Außerdem erkennt das Gerät, wie viele Verschüttete, also wie viele Signale es empfängt. Ein Gerät mit drei Antennen erlaubt dir also eine bessere, räumliche Abbildung des empfangenen Signals und somit eine schnellere Ortung.

Suche mit einem modernen 3-Antennen-Gerät (Mammut Barryvox).

Eine Suche mit einem digitalen LVS-Gerät findet immer entlang der Feldlinien statt, die das Gerät des Verschütteten sendet.

Der Suchende nähert sich dem Verschütteten immer auf den gekrümmten Kurven der magnetischen Feldlinie. Dort, wo das Signal am stärksten bzw. der Abstand zum Gerät des Verschütteten am Minimum ist, nimmt man an, dass der Verschüttete vergraben liegt.

Gut zu wissen: Die modernsten LVS-Geräte am Markt können durch eine automatische Antennenumschaltung auf Störquellen reagieren. Kommt eine Störquelle der Sendeantenne zu nahe, schaltet das Gerät auf die nächstbessere Antenne um. So sind die Reichweitenverluste geringer. Über diese Funktion verfügen aber noch nicht alle neuen Geräte! Störquellen zu reduzieren, ist also immer noch die wichtigste Maßnahme (Fleichmann et al. (2021)!

Die elektromagnetischen Felder des LVS können aber durch andere elektromagnetische Felder, die jedes elektrische Gerät abgibt, überlagert werden. Dies können Handys und sämtliche anderen elektronischen Störgeräte sein. Vor allem Geräte mit Displays sind eine besonders starke Quelle für elektromagnetische Felder.

Störquellen im

Sende-Modus


  • Hauptproblem ist ein Verlust der Reichweite des LVS-Geräts
  • Ist eine Störquelle in der Nähe, kann dieser 30-50 % betragen.
  • Eine Störquelle kann also die Reichweite eines LVS-Geräts mit 50 m auf nur 25 m reduzieren! Im Falle einer Verschüttung könnte dein LVS-Gerät also verspätet geortet werden.
  • Allgemein sind die Auswirkungen von Störquellen im Sende-Modus geringer als im Such-Modus.

Störquellen im Such-Modus


  • Während der Suche können Störquellen die Qualität des empfangenen Signals negativ beeinflussen.
    Die gravierendsten Auswirkungen auf die Suche sind:
  • falsch-positive Signale
  • reduzierte Empfangsreichweite
  • Signalverluste & Signalausetzer
  • irreführende Distanz und/oder Richtungsanzeigen (bergundsteigen 2023)

Erste Studien über das LVS-Gerät und seine Störquellen

Barkhausen (2012) war einer der ersten, der den Einfluss von elektronischen Kleingeräten auf das LVS-Gerät untersuchte. Der Studienaufbau war simpel: Es wurden verschiedene elektronische Utensilien im eingeschalteten Zustand in die Nähe des LVS gehalten.

Die Testobjekte waren ein GPS-Gerät, eine Digitalkamera, ein Handy, ein Funkgerät, ein iPod und ein RFID-Liftticket, das mittels Radiowellen funktioniert. Die Gegenstände wurden in einem Radius von 0, 10, 20, 30 und 40 cm an das LVS gehalten.

LVS-Gerät-Störung-Elektrogeräte

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Die Ergebnisse zeigen, dass fast alle getesteten Geräte die Funktion des LVS im Suchmodus beeinträchtigen. Der iPod, die Digitalkamera, das GPS-Gerät und das Handy verursachten die stärksten Störungen. Je näher die Utensilien an das LVS kamen, umso größer war der Einfluss. Hält man die Geräte mindestens 40 cm entfernt, konnten die Tester keine Störung mehr nachweisen.

Allerdings wurde in der Studie nicht überprüft, ob die Elektrogeräte nicht auch ausgeschaltet Störquellen für das LVS-Gerät sein könnten.

Keine guten Freunde: LVS-Gerät und Smartphone

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LVS-Gerät-Störung

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LVS-Gerät: Smartphone und Kamera als besonders starke Störquellen

Meister und Dammert präsentierten am International Snow Science Workshop in Banff (2014) eine Studie mit ähnlichem Versuchsaufbau wie zuvor beschrieben. Allerdings führten Meister und Dammert ihre Studie in einem Labor durch. Sie untersuchten den Einfluss von Kameras, Smartphones und Uhren auf LVS-Geräte.

Ziel der Studie war es herauszufinden, welche die kritische Distanz ist, ab derer Elektrogeräte die Funktion eines LVS im Such- und Sendemodus stören.

Die Ergebnisse der Studie zeigen deutlich, dass Geräte wie ein Smartphone oder eine Digitalkamera das Signal eines LVS überlagern können. Das LVS im Suchmodus kann durch das Rauschen, das die Elektrogeräte in unmittelbarer Nähe verursachen, das Signal eines anderen LVS im schlimmsten Fall gar nicht mehr ausmachen.

LVS-Gerät-Störquelle

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Klassisches LVS-Signal ohne Störung.

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LVS-Gerät-Störquelle

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Durch Digitalkamera überlagertes LVS-Signal.

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Ist ein Elektrogerät in unmittelbarer Nähe, zeigt das LVS auch häufig falsche Distanzen zum Verschütteten an oder gibt falsche Richtungsanweisungen.

Auf ähnliche Ergebnisse kam eine aktuelle Studie der DAV Sicherheitsforschung (bergundsteigen, 2023). Dabei wurde der Einfluss eines Smartphones in der Jackentasche auf das suchende LVS-Gerät getestet. Wurde das LVS-Gerät bei der Grobsuche sehr nahe am Handy gehalten, war ein Heranführen an das Ziel-LVS teilweise gar nicht möglich. Bei einem Abstand von 25 cm zum Smartphone konnte das LVS-Gerät zwar geortet werden, allerdings mit verspätetem Signalempfang!

Die größten Störeinflüsse haben Smartphones und Digitalkameras (vor allem GoPros) auf ein LVS im Suchmodus, wenn deren Displays eingeschaltet sind. Die Autoren empfehlen deshalb, während einer Suche alle elektronischen Geräte mindestens 50 cm vom LVS entfernt zu halten.

Auch GPS-Uhren können Störquellen für das LVS-Gerät sein

Einen minimalen Einfluss im Suchmodus erkannten Meister und Dammert auch bei GPS-Uhren, wenn sich diese näher als 10 cm am suchenden LVS-Gerät befinden. Auch die DAV Sicherheitsforschung nahm sich diesem Szenario an. Beim Test wurde eine gängige GPS-Uhr mit laufendem Tracking an derselben Hand getragen, in der auch das LVS gehalten wurde. Dabei kam es zu einer merklichen Reichweitenreduktion und während der Grobsuche zeigten einige LVS-Geräte dauerhaft falsch-positive Signale an.

Wurde das LVS-Gerät in der der Uhr gegenüberliegenden Hand getragen (Abstand mehr als 50 cm), waren die Auswirkungen nur mehr gering.

LVS-Gerät: Elektrische Lawinenairbags als Störquellen

Eine der aktuellsten Studien in Hinblick auf Airbags als Störquelle liefert die DAV Sicherheitsforschung im Jahr 2023. Sie untersuchte den Einfluss elektronischer Airbag-Rucksäcke auf die LVS-Suche. Das Gute zuerst: In den Versuchen der DAV Sicherheitsforschung konnte bei keinem LVS-Gerät in der Nähe eines Airbags eine merkliche Reduktion der Sendeleistung festgestellt werden. Elektrische Airbags scheinen LVS-Geräte nur im Such-Modus zu stören, wenn das LVS-Gerät nahe am Körper und somit nahe am Rucksack gehalten wird. Störungen äußerten sich hauptsächlich durch einen verspäteten, stabilen Empfang während der Grobsuche. Die Autoren empfehlen deshalb, die Airbag-Systeme regelmäßig upzudaten und das LVS-Gerät während der Suche im gestreckten Arm vor sich zu halten.

Im Gegensatz dazu haben mechanische Kartuschen-Airbags keinen Einfluss auf die Such- und Sendeleistung von LVS-Geräten.

Beheizbare Handschuhe als Störquellen

Eine Studie der Universitätsklinik für Anästhesie und Intensivmedizin Innsbruck und der Bergrettung Tirol untersuchte den Einfluss von beheizbaren Handschuhen, Socken und Einlegesohlen auf das LVS-Gerät. Dabei wurde im Such-Modus eine maßgebliche Verringerung der Empfangsreichweite sowie Störungen der Richtungsanzeige durch elektromagnetische Interferenz bei Heizhandschuhen festgestellt. Heizsocken und Heizsohlen verursachten keine große Probleme.

Die Studie der DAV Sicherheitsforschung untersuchte den Einfluss von Heizhandschuhen ebenfalls und konnte nur geringfügige Auswirkungen auf die LVS-Suche erkennen. Wer auf Nummer sicher gehen will, verwendet bei der LVS-Suche keine Heizhandschuhe, bzw. hat ein zweites Paar Handschuhe für den Notfall dabei!

Insulinpumpen und LVS-Geräte

Etwas kurios, aber höchst interessant: Miller (2015) untersuchte den Einfluss von Insulinpumpen und subkutanen Glukose-Überwachungssystemen auf die Sucheigenschaften von LVS-Geräten. Die Forscher fanden heraus, dass das Empfangsgerät in der Distanzangabe zum Sendegerät gestört wurde, wenn das Gerät Medtronic Guardian rtCGMS in eine Nähe von 30 cm zum LVS im Suchmodus kam. Die Animas Vibe Insulinpumpe störte das LVS-Gerät im Suchmodus ähnlich wie ein Smartphone.

LVS-Gerät-Störung

" class="wp-image-6183" data-recalc-dims="1" width="852" data-medium-file="https://i0.wp.com/berghasen.com/wp-content/uploads/2019/03/Miller_2015.png?fit=300%2C169&ssl;=1" data-permalink="https://berghasen.com/2024/02/06/lvs-geraet-stoerquellen/miller_2015/" alt="LVS-Gerät-Störung" height="481" srcset="https://i0.wp.com/berghasen.com/wp-content/uploads/2019/03/Miller_2015.png?w=852&ssl;=1 852w, https://i0.wp.com/berghasen.com/wp-content/uploads/2019/03/Miller_2015.png?resize=300%2C169&ssl;=1 300w, https://i0.wp.com/berghasen.com/wp-content/uploads/2019/03/Miller_2015.png?resize=768%2C434&ssl;=1 768w" data-image-meta="{"aperture":"0","credit":"","camera":"","caption":"","created_timestamp":"0","copyright":"","focal_length":"0","iso":"0","shutter_speed":"0","title":"","orientation":"0"}" data-large-file="https://i0.wp.com/berghasen.com/wp-content/uploads/2019/03/Miller_2015.png?fit=852%2C481&ssl;=1" />

Die Forscher schließen: Ein Diabetiker, der mit seinen Insulinsystemen verschüttet wird, muss im Sendemodus keine Störungen befürchten. Anders sieht es mit gewissen Insulinpumpen und Glukose-Überwachungssystemen im Suchmodus des LVS aus.

Darüber hinaus bezogen Miller (2015) ein Funkgerät, ein iPhone4 und ein iPhone5 in ihre Untersuchung mit ein. Am meisten beeinflusst wurde das LVS-Gerät dabei von den iPhones und der Animas Vibe Insulinpumpe. Kamen diese näher als 30 cm wurde der Suchradius des LVS-Geräts auf fünf Meter reduziert!

Im Sendemodus fand diese Forschergruppe keine Störungen durch elektrische Geräte. Auch fand keine Beeinflussung statt, wenn das Elektrogerät mehr als 30 cm vom im Suchmodus befindlichen LVS entfernt war.

Herzschrittmacher und LVS-Gerät

Darwin et al. verfassten 2005 einen Leserbrief an das Journal of Wilderness & Environmental Medicine, in dem sie den Einfluss eines Herzschrittmachers auf die Suchfunktion von LVS-Geräten dokumentierten. Einige Bergsteigerinnen bemerkten, dass das LVS im Suchmodus unrealistische Signale empfing und führten diese bald auf den Herzschrittmacher der Suchenden zurück.

Entfernten die Bergsteigerinnen das LVS um eine Armlänge, kam es zu keiner Beeinträchtigung der Suchfunktion und das verschüttete LVS konnte problemlos geortet werden.

Dorenkamp et al. (2013) führten eine Studie durch, die die Wirkungsmechanismen in umgekehrter Richtung betrachtete. Sie wollten prüfen, ob Herzschrittmacher durch ein LVS-Gerät in ihrer Funktion gestört werden können.

Bei über 100 Probanden kamen sie zu dem Ergebnis, dass die Schrittmacher wie gewohnt funktionieren – egal, ob sich ein LVS im Such- oder Sendemodus in unmittelbarer Nähe befindet.

Auf Basis der angeführten Studien geben die alpinen Vereine, Bergführer und Bergretter folgende Empfehlungen für die Handhabung elektronischer Geräte bei aktivem Sende- und Suchmodus eines LVS.

Empfehlungen für den
Sende-Modus


  • Mindestens 20 cm Abstand im Senden-Modus von der Störquelle (Mobiltelefon, Kamera, GPS-Gerät, Funkgerät und andere elektronischen Geräte).
  • Kein Handy in der Jackentasche oder Action-Kamera auf Brusthöhe, wenn das LVS in der Halterung um den Rumpf getragen wird.
  • Keine magnetischen oder metallischen Gegenstände direkt in der Nähe des LVS-Geräts.
  • Empfehlung: Handy in die am weitesten entfernte Hosentasche oder in den Rucksack. Wird das LVS-Gerät in der Hosentasche getragen, das Handy keinesfalls auch in der Hose verstauen!
  • Schon beim LVS-Check vor der Tour kannst du an die 20cm-Regel denken!

Empfehlungen für den Such-Modus


  • Faustregel: LVS-Gerät mindestens 50 cm Abstand zu möglichen Störquellen
  • Bedenke: Befindet sich eine Störquelle in der Jacken- oder Hosentasche und das LVS-Gerät beim Suchen in der Hand, kann der Mindestabstand von 50 cm oft nicht eingehalten werden!
  • Deshalb: Störquellen beim Suchen ganz entfernen (z.B. Handy bei einer Person abgeben, die nicht sucht, sondern den Notruf absetzt) oder zumindest ausschalten (geringere Störwirkung).
  • Keine GPS-Uhren auf der Hand, in der man das LVS-Gerät hält.
  • Keine Heizhandschuhe an der Hand, in der man das LVS-Gerät hält.
  • Mind. 50 cm Abstand zwischen LVS-Gerät und elektronischen Airbags (Arm strecken).
  • LVS-Gerät und Airbags regelmäßig updaten!

Empfehlungen für LVS-Geräte im Suchmodus

Wenn das Radio plötzlich rauscht, weil das daneben liegende Handy klingelt, liegt das an elektromagnetischen Interferenzen. Das Radio empfängt neben dem gewünschten Signal zusätzlich das Signal des Handys und kann das richtige Signal nicht mehr vom falschen unterscheiden.

Der gleiche Effekt tritt auch zwischen suchenden LVS-Geräten und anderen, elektromagnetische Felder produzierenden Gegenständen auf. Im Suchmodus reagiert ein LVS-Gerät empfindlicher auf Störsignale als im Sendemodus.

LVS-Geräte sind darauf ausgelegt, schwache Signale aus großer Entfernung zu empfangen. Moderne, digitale LVS mit großer Reichweite sind deshalb dementsprechend empfindlich. Das macht sie anfällig für Störsignale.

Elektrogeräte sollen im Suchmodus mindestens 50 cm entfernt vom LVS gehalten werden.

Wenn das Gerät während der Signal- oder Grobsuche das ohnehin weit entfernte, schwache Signal des Senders identifizieren und isolieren soll, tut es sich bei erhöhtem Hintergrundrauschen schwer.

Entscheidend für das Ausmaß der von mitgeführten Elektrogadgets oder Metallteilen ausgehenden Störungen ist der Abstand zum LVS-Gerät. Laut Genswein et al. (2013) ändert sich die Stärke der Störung etwa in dritter Potenz zum Abstand zwischen LVS und Störquelle.

Halbiere ich den Abstand zwischen Handy o.ä. und LVS-Gerät, wird das Störsignal also nicht verdoppelt, sondern verachtfacht. Andersherum kann man die Störung durch das Einhalten größerer Abstände entsprechend gut reduzieren.

Aus den oben beschriebenen Gründen empfehlen Experten, kritische Gegenstände im Suchmodus mindestens 50 cm vom LVS-Gerät entfernt zu halten. Verboten sei laut Genswein (2013) keiner der Gegenstände, die wir auf Skitour mitnehmen. Wichtig sei nur, dass wir im Falle einer Suchaktion einen Mindestabstand von einem halben Meter zu diesen kritischen Utensilien sicherstellen.

Zu den kritischen Gegenständen zählt Genswein (keine Garantie auf Vollständigkeit):

  • Große Metallgegenstände wie Ski, Snowboards, Schneeschuhe, Metallboxen, Flaschen, Karabiner, Eispickel, Steigeisen, Schneesägen
  • RECCO-Detektoren
  • Elektrogeräte wie Handys, Digitalkameras, analoge und digitale Funkgeräte (VHF und UHF), Stirnlampen, Scheinwerfer (die häufig bei einer Nachtsuche eingesetzt werden), Satellitentelefone, GPS-Geräte, elektronische sowie mechanische Höhenmesser
  • Fahrzeuge wie Pistengeräte, Ski-Doos, Autos, Schneefräsen, Helikopters etc.
  • Herzschrittmacher und Insulinpumpen
  • Elektronische oder mechanische Kompasse

Trotz Einhalten dieser Regeln kann es bei der LVS-Suche Störquellen geben, die man nicht ausschalten oder vom LVS-Gerät entfernen kann. Beispiele wären Hochspannungsleitungen, Sendemasten, Gebäude oder Liftanlagen. Beobachtet man Störungen dieser Art, empfiehlt Genswein das digitale LVS in den analogen Suchmodus zu schalten.

Geräte wie das Pulse Barryvox oder das Barryvox S von Mammut erlauben ein Wechseln in den analogen Suchmodus. Diese Empfehlungen richten sich aber vor allem an professionelle RetterInnen.

Empfehlungen für LVS-Geräte im Sendemodus

Der Sendemodus ist im Vergleich zum Suchmodus weniger sensitiv für Störungen. Darum können Störobjekte näher am LVS sein, ohne dass eine Beeinträchtigung der Sendeleistung auftritt.

Metallische Gegenstände und elektronische Geräte, die sich nah am Sender befinden, können das Signal abschirmen und so die Sendeleistung reduzieren. Das LVS eines Verschütteten kann dadurch eine geringere Reichweite aufweisen. Genswein (2013) bekräftigt aber, dass es sehr selten zu mehr als einer 30%igen Reduzierung der Reichweite kommt. Dazu müsste die Antenne komplett verstimmt oder durch ein großes Metallobjekt abgeschirmt sein.

Dies betrifft Lawinenschaufeln, Gürtelschnallen aus Metall, Karabiner und ähnliches, aber auch Dinge wie Kaugummipapier mit Metallanteil und in Alufolie eingewickelte Brote.

Eine Suche kann nur punktgenau erfolgen, wenn das sendende LVS nicht von elektronischen Geräten gestört oder von Metallgegenständen abgeschirmt wird.

In der Regel treten negative Effekte nur auf, wenn die störenden Objekte sehr nahe an der Sendeantenne liegen. Da im Falle einer Lawine (und auch sonst) alles Mögliche verrutschen kann, empfehlen Experten trotzdem einen Mindestabstand von 20 cm vom Sender zu jeglichen elektronischen Geräten und Gegenständen aus Metall.

Gut zu wissen: Die modernsten LVS-Geräte (wie das Barryvox vom Mammut) kontrollieren beim Einschalten mittels Selbsttest, ob alle Antennen korrekt senden und ob es im Umkreis Störungen gibt.

Regelmäßig üben für schnelle LVS-Suchen

Die Elimination von Störquellen ist eine einfache Maßnahme, um eine schnelle und saubere LVS-Suche zu gewährleisten. Mindestens gleich wichtig aber ist es, dass du gut mit deinem LVS-Gerät umgehen kannst. Denn wer sein LVS-Gerät gut kennt, kann schneller auf mögliche Störquellen reagieren.

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Quellen

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Berker, L. & Fritz, L. (2023). Störquellen bei der Lawinenrettung. bergundsteigen, Winter 23-24/#125, S. 52-65.

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Barkhausen, J. (2012). THE EFFECT OF EXTERNAL INTERFERENCE ON AVALANCHE TRANSCEIVER FUNCTIONALITY. International Snow Science Workshop, Anchorage, Alaska. Einsehbar unter: https://knsreps.files.wordpress.com/2012/08/beacon-interference.pdf

Darwin, C. et al. (2005). Pacemakers and Avalanche Transceivers: A Cautionary Tale. Wilderness & Environmental Medicine, 6/4 , 233-234. Einsehbar unter: https://www.wemjournal.org/article/S1080-6032(05)70404-X/fulltext

DAV (2016). LVS-Geräte: Störquellen und LVS-Check. Panorama, 1/2016. Einsehbar unter: https://www.alpenverein.de/bergsport/sicherheit/winter/lvs-geraet-lvs-check-stoerquellen_aid_29799.html

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