Studiosus Interruptus, oder wie man ohne Berufsabschluss eine politische Karriere antreten kann

Studiosus Interruptus, oder  wie man ohne Berufsabschluss eine politische Karriere antreten kann

Von Klaus Rißler

Gerade in Zeiten wie den gegenwärtigen, in denen allerorten der Ruf nach kompetenten Fachkräften erschallt, habe ich mich einmal im Internet kundig gemacht, welche „Fachkräfte“ sich unter einer Reihe von sogenannten „Koryphäen“ in der Politik nur so tummeln. Dabei stieß ich liebe Leserinnen und Leser, auf eine ganze Reihe von hochkarätigen Politikern, vorwiegend seitens der Grünen, wozu sich aber auch noch der Generalsekretär der CDU gesellt.

Das markanteste Kennzeichen dieser Personen, insbesondere von „Ikonen“ der Grünen betreffend, die m. E. in ihrem bisherigen Dasein noch nie etwas tatsächlich Greifbares für die Gesellschaft bewirkt haben, ist ihre in keinem Verhältnis zu ihrer bisher erbrachten Lebensleistung stehende große Klappe. Man könnte es aber prägnanter ausdrucken: „Von nichts eine Ahnung, davon allerdings jede Menge“.

Allerdings sollte unbedingt bemerkt werden, dass die nachfolgend aufgeführten sieben Personen trotz ihrer eklatanten Ausbildungsdefizite vom deutschen Wähler ins Parlament gewählt wurden. Die Liste erlaubt allerdings nur eine winzige Momentaufnahme auf eine Reihe sogenannter „verkrachter Existenzen“, von denen es im Deutschen Bundestag geradezu nur so wimmelt und die nun im Folgenden kurz behandelt werden.

Volker Beck (Bündnis 90 – Die Grünen):

Volker Beck, auch als auch „Extasy-Beck“ bekannt geworden, studierte nach Abitur 1980 in Sindelfingen und Zivildienst Kunstgeschichte, Geschichte und Germanistik an der Universität Stuttgart, beendete sein Studium jedoch nach vier Jahren ohne Abschluss. Dennoch hat er es karrieremäßig sehr weit gebracht, zumal er immerhin zeitweise innenpolitischer, rechtspolitischer, religionspolitischer, sowie migrationspolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen war. Von 2002 bis 2013 war er auch noch ihr Erster Parlamentarischer Geschäftsführer.

Rainer Bütikofer (Bündnis 90 – Die Grünen):

Rainer Bütikofer (Jahrgang 1953) legte in Speyer sein altsprachliches Abitur ab. Im Jahr 1971 nahm er ein Studium der Philosophie und Geschichte, sowie zeitweise der Sinologie in Heidelberg auf, schloss es aber nicht ab. In der Studentenbewegung war Bütikofer bei der Kommunistischen Hochschulgruppe (KHG) und beim maoistischen Kommunistischen Bund Westdeutschland (KBW) aktiv. Von Dezember 2002 bis zum November 2008 war er Bundesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen und damit bis dahin der am längsten amtierende Vorsitzende seiner Partei.

 Claudia Roth (Bündnis 90 – Die Grünen):

Claudia Roth (Jahrgang 1955) legte im Jahr 1974 am Simpert-Kraemer-Gymnasium in Krumbach/Bayern das Abitur ab und hospitierte im selben Jahr als Dramaturgie– und Regieassistentin am Landestheater Schwaben in Memmingen, wo sie bereits während der Schulzeit ein Praktikum absolviert hatte. Anschließend nahm sie ein Studium in den Fächern Theaterwissenschaft, Geschichte und Germanistik an der Ludwig-Maximilians-Universität München auf, das sie nach zwei Semestern abbrach. Danach wechselte sie in der Spielzeit 1975/76 als Dramaturgie-Assistentin und Dramaturgin zu den Städtischen Bühnen Dortmund. Von Dortmund ging sie als Dramaturgin zu Hoffmanns Comic Theater (HCT) in Unna. Ab 1982 war sie Managerin der PolitrockbandTon Steine Scherben“. Danach beschloss sie, ihre rudimentären schauspielerischen Erfahrungen ins Staatschauspiel zu übertagen und wurde folgerichtig Politikerin. Über einschlägige für die Politik wohl unerlässliche „Comic“-Erfahrungen, dürfte sie wohl zweifelsohne verfügen.

Trotz ihrer alles andere als berauschenden Vita als Studienabbrecherin wurde sie 2013 zur Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages gewählt. Außerdem ist sie im Parlament Mitglied des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und Obfrau des Unterausschusses „Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik“. Von letzterer konnte sie ja über Gebühr viel erwerben.

Aktuell amtiert sie für die Grüne Fraktion im Bundestag des deutschen Bundestages als Vizepräsidentin.

Karin Göring-Eckhardt (Bündnis 90 – Die Grünen):

Katrin Eckardt (Jahrgang 1966) legte 1984 an der Erweiterten Oberschule Gotha das Abitur ab und begann anschließend ein Studium der evangelischen Theologie an der Universität Leipzig, das sie 1988 abbrach. Nach den Wahlen 2013 führte sie seit Oktober 2013 die Bundestagsfraktion gemeinsam mit Anton Hofreiter an.

Bei der Neuwahl zum Fraktionsvorstand im Herbst 2019 setzte sie sich zusammen mit ihrem Co-Fraktionschef Hofreiter erneut in einer Kampfabstimmung gegen die beiden Herausforderer Cem Özdemir und Kirsten Kappert-Gonther durch.

Alexander Bonde (Bündnis 90 – Die Grünen):

Alexander Bonde (Jahrgang 1975) leistete nach dem Abitur 1995 am Theodor-Heuss-Gymnasium in Freiburg Zivildienst als Betreuer von Schwerstbehinderten, begann anschließend 1996 ein Studium der Rechtswissenschaft an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, schloss es jedoch nicht ab und wechselte 1999 für ein Studium zum Diplom-Verwaltungswirt (FH) an die Fachhochschule für öffentliche Verwaltung des Landes Baden-Württemberg in Kehl, das er 2001 aufgab, um als persönlicher Referent der baden-württembergischen Landtagsabgeordneten Heike Dederer (damals Grüne, jetzt CDU) sowie als Kampagnenleiter für verschiedene Bürgermeisterwahlkämpfe tätig werden zu können.

Von 2011 bis 2016 war er in Baden-Württemberg Mitglied des ersten Kabinetts Kretschmann als Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz

Joschka Fischer (Bündnis 90 – Die Grünen):

Joschka Fischer (Jahrgang 1948) verließ noch vor Beendigung der Untersekunda (10. Klasse) 1965 das Gottlieb-Daimler-Gymnasium in Stuttgart-Bad Cannstatt ohne Abschluss und begann in Fellbach eine Lehre als Fotograf, die er 1966 abbrach. Ab 1967 engagierte er sich sowohl in der Studentenbewegung als auch der außerparlamentarischen Opposition (APO). Er lebte ab 1968 in Frankfurt am Main und besuchte er nach eigenem Bekunden als Gasthörer die zeitweise völlig überfüllten Vorlesungen von Theodor W. Adorno, Jürgen Habermas und Oskar Negt. Im Jahr 1969 nahm er in Algier an einer Konferenz der PLO teil und gründete ein Jahr später die Karl-Marx-Buchhandlung in Frankfurt am Main.

Von 1985 – 1987 amtierte er als Umweltminister in Hessen und von 1998 – 2005 als Bundesaußenminister im Kabinett von Gerhard Schröder.

Trotz seiner reziproken wissenschaftlichen Karriere übernahm er im Jahr 2006 eine einjährige Gastprofessur für internationale Wirtschaftspolitik an der Woodrow Wilson School der amerikanischen Princeton University, was eigentlich getrost aber auch als Verhöhnung des größten Sohnes der Princeton University, nämlich Albert Einstein, betrachten werden könnte.

Seine vor Beginn seines Ausfluges in die hohe Politik ausgeübten Tätigkeiten als Steinewerfer und Sponti haben seiner Karriere offenbar keinerlei Abbruch getan, denn ihm wurde vor Jahr und Tag die Ehre des beliebtesten deutschen Politikers zuteil.

Nach dem Ende seiner politischen Tätigkeit war er beratend oder als Lobbyist für Siemens, BMW, die REWE Group, für die Energiekonzerne RWE und OMV (Nabucco-Pipeline) und den Hanf-Produzenten Tilray tätig.

Paul Ziemiak (CDU):

Paul Ziemiak (Jahrgang 1985) wuchs die ersten Jahre seines Lebens in der Volksrepublik Polen auf, von wo er im Jahr 1988 mit seiner Familie als Aussiedler nach Deutschland kam.

Nach dem Abitur in einem Internat studierte Ziemiak zunächst Rechtswissenschaft an den Universitäten Osnabrück und Münster. Er bestand die Erste Juristische Staatsprüfung selbst in zwei Anläufen nicht und blieb daher ohne Abschluss. Danach begann er ein Studium der Unternehmenskommunikation an der „Business and Information Technology School” in Iserlohn, das er ebenfalls nicht abgeschlossen hat. Trotz dieser „Empfehlungen“ gelang es ihm, ein Bundestagmandat für die CDU zu erlangen.

Nach der Wahl von Annegret Kramp-Karrenbauer zur CDU-Vorsitzenden im Dezember 2018 wurde er auf ihren Vorschlag hin zum Generalsekretär der CDU gewählt.


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