Studio Ghibli 2001: “Chihiros Reise ins Zauberland”

Erstellt am 25. Juli 2014 von Denis Sasse @filmtogo

Irgendwo zwischen Alice im Wunderland und Der Zauberer von Oz, aber auch mit Anleihen an Pinocchio, findet sich Hayao Miyazakis Chihiros Reise ins Zauberland wieder. Die 2001er Studio Ghibli-Produktion wurde zum erfolgreichsten Film in der japanischen Geschichte, überflügelte gar den damalig umsatzstärksten Film Titanic mit einem Einspielergebnis von etwa 300 Millionen US Dollar weltweit. Chihiros Reise ins Zauberland gilt als einer der besten Animationsfilme, erhielt entsprechend eine Auszeichnung mit dem Oscar bei den 75. Academy Awards und den Goldenen Bären bei der 2002er Berlinale.

Der Film erzählt die Geschichte von Chihiro Ogino, einem zehn Jahre jungen Mädchen, dass aus der normalen Welt in das Reich der Geister eintritt. Hier werden ihre Eltern von der Hexe Yububa in Schweine verwandelt und Chihiro nimmt einen Job im Badehaus der Hexe an um hier einen Weg zu finden, ihre Eltern zurück zu verwandeln und in ihre Welt zurückzukehren.

In Chihiro steckt so viel Liebe und ein Auge fürs Detail lässt eine Welt entstehen, die ihresgleichen sucht. Obgleich auch Äquivalente wie das Wunderland, in das Alice abtaucht oder Oz, in das Dorothy Gale entschwindet, bunte, fantastische Wesen und Orte hervorbringt, scheint es doch so, als habe Hayao Miyazaki in sein eigenes Zauberland all seine phantastischen Gedanken zusammengeführt, ohne sich im geringsten Maße zu beschränken. Hier hüpfen Köpfe umher, schweben Geister durch die Nacht, hier lassen sich verwandelte Riesenbabys in neuer Hamster-Form von kleinen Vögelchen übers Land tragen. Hier sitzen sechsarmige Spinnen-Opas an Schalthebeln und befehligen eine Armada von Rußmännchen, die hier nach Mein Nachbar Totoro ihren zweiten Studio Ghibli-Auftritt erleben.

In dieser fantastischen Welt lässt Miyazaki dennoch seine Kritik aufleben. Allen voran Konsum und Gier. Wenn Chihiros Eltern in Schweine verwandelt werden, so haben sie sich zuvor über nur scheinbar freie Massen von Essen geworfen und in sich hinein gestopft, als gäbe es kein Morgen mehr. Das Ohngesicht, eine finstere, schwarze Gestalt mit einer Maske, die ein Gesicht nur vortäuscht, zieht durchs Land und verteilt Gold, das nur zu gerne überall entgegen genommen wird. Das Ohngesicht selbst frisst ebenso maßlos alles in sich hinein, was sich ihm in den Weg stellt, verwandelt sich hierdurch von einem zarten, scheuen Wesen in ein Ungetüm der Gier, das erst durch Chihiros ablehnende Haltung gegenüber Dingen, die sie nicht wirklich gebrauchen und nutzen kann, wieder zurück verwandelt.

Mit Chihiros Reise ins Zauberland werden wir in eine Welt mitgenommen, die wir nicht so schnell vergessen werden. Der Film lässt uns immerhin kurze zwei Stunden an Chihiros wundersamer Reise teilhaben, dann aber ist schon wieder alles vorbei. Wir werden uns auf ewig verbunden fühlen mit den Menschen und Wesen, die wir hier kennenlernen durften. Von der eindrucksvoll großköpfigen Yububa bis hin zur kleinen Laterne, die auf einem Fuß hüpfend Chihiro durch einen finsteren Wald geleitet. Ein wahres Zauberland.

Chihiros Reise ins Zauberland
Regie & Drehbuch: Hayao Miyazaki
125 Minuten, ohne Altersbeschränkung
im Netz: Chihiros Reise ins Zauberland bei Universum Film
alle Bilder © Universum Film