Studio Ghibli 1989: “Kiki’s kleiner Lieferservice”
Erstellt am 30. Mai 2014 von Denis Sasse
@filmtogo
Mit seinem 1989er Film Kikis kleiner Lieferservice hat Hayao Miyazaki sich einen kleinen Ausflug in den europäischen Norden gegönnt. Vielleicht rührt das europäische Ambiente auch daher, dass es die erste Kooperation mit Walt Disney ist, die bekanntermaßen für ihre Märchenverfilmungen ebenfalls immer auf das Flair des alten Kontinents zurückgreifen. Miyazaki lehnt seine Bilder an die auf der schwedischen Ostseeinsel liegende Stadt Visby an, unterstreicht sie mit der Atmosphäre Stockholms. Die Großstadt trifft auf kleine altertümliche Gassen, Miyazaki versprüht romantisches Flair durch gepflasterte Wege und quirligen Bäckereien. Der Name der Stadt, Koriko, wird im Film selbst nicht genannt, taucht nur als Schriftzug an der Seite eines Busses auf. Hierher verschlägt es die junge Hexe Kiki, deren Abenteuer auf dem gleichnamigen Kinderbuch von Eiko Kadono basieren, dass vier Jahre vor dem Film veröffentlicht wurde. Im zarten Alter von dreizehn Jahren verlässt sie ihr trautes Heim, ihre Eltern und Freunde um – wie jede junge Hexe – ein Jahr lang fern von der vertrauten Welt ihre Hexenkräfte zu praktizieren und hierdurch zu lernen, sich selbst zu versorgen. Zuerst steht ihr nur ihr sprechender Kater Jiji zur Seite, ein schwarzes Wollknäul dass als Variation der Rußmännchen aus Mein Nachbar Totoro und später noch Chihiros Reise ins Zauberland gesehen werden kann. Dann jedoch findet Kiki immer mehr Freunde in der Stadt, zuallererst die schwangere Osono und ihren Ehemann Fukuo, die die Bäckerei Gütiokipänja führen, in der Kiki aushelfen und ihren Lieferservice starten darf. In einem Jungen aus der Stadt finden wir ein altbekanntes Motiv Miyazakis wieder. Tombo ist recht fasziniert von der jungen Hexe, gibt aber auch immer wieder seine Leidenschaft zur Fliegerei bekannt. Gerade deswegen gilt seine Faszination Kiki, die ihren Lebensunterhalt dadurch verdient, auf einem Besen durch die Lüfte zu fliegen. Aber auch Tombo wird am Ende in die Lüfte steigen, mit einer selbst gebauten und durch menschliche Kraft angetriebenen Propeller-Fahrrad-Flugmaschine. Kikis kleiner Lieferservice erzählt eine wunderbare Geschichte von einem kleinen Mädchen, dass auszieht um Selbständigkeit zu erlernen, dies am Ende auch bewältigt, aber zugibt, dass sie es nur geschafft hat, da sich ihr diverse Schwierigkeiten in den Weg gestellt haben, die sie erfolgreich überwinden konnte. Erkenntnis und Erfahrung durch die Konfrontation mit Misserfolgen und Stolpersteinen – eine sicherlich wichtige Message für das Zielpublikum, um nicht in Selbstzweifel zu verfallen, wenn es mal nicht so richtig klappen will mit den eigenen Vorstellungen des Lebens außerhalb der Familie.
Kikis kleiner Lieferservice
Regie & Drehbuch: Hayao Miyazaki
103 Minuten, von 1989
Der Film bei Universum Film
Google+
Denis Sasse