Fast wären es dreißig Jahre geworden, doch mit dem Eintritt in den Ruhestand im vergangenen Jahr hat der japanische Filmemacher Hayao Miyazaki sich selbst dieses Jubiläums beraubt. Natürlich ist er schon weitaus länger aktiv, aber im Jahre 1986 schrieb und inszenierte er mit Das Schloss im Himmel den ersten Zeichentrickfilm für das von Isao Takahata und ihm gegründete Studio Ghibli. Getrieben von einem mysteriös-leuchtenden Stein an ihrer Halskette, sucht Prinzessin Sheeta – oder Lusheeta Toel Ul Laputa – nach der Stadt im Himmel. Benannt als Laputa nimmt Miyazaki mit der Stadt Bezug auf Jonathan Swifts Klassiker Gullivers Reisen, wo Laputa ebenfalls als fliegende Insel auftaucht. Der Stil der Zeichnungen, die Schilderungen von technischen Gerätschaften ist derweil an die fantastischen Geschichten Jules Vernes angelehnt. Und schon hier stellen sich das Miteinander von Mensch, Natur und Technik als wichtiges Motiv in den Filmen Miyazakis heraus. So ist es am Ende auch die mächtige Wurzel eines Baumes, die die Stadt im Himmel davor bewahrt in die Tiefe zu stürzen, nachdem martialischer Militarismus (ebenfalls ein wiederkehrendes Motiv) zur Zerstörung Laputas führen soll. Pazu, der die Prinzessin auf ihrer Reise zur Stadt im Himmel begleitet, selbst geleitet durch die Erinnerungen an seinen Vater, der die Stadt im Himmel gesehen haben will, stellt der Junge einen Abenteurer dar, der sich am Bau einer Flugmaschine versucht um hoch in den Lüften nach der Stadt suchen zu können – und damit durchaus an den Flugzeugbauer Jiro aus Miyazakis finalen Film The Wind Rises erinnert. Während The Wind Rises mit den Ausnahmen einiger Traumsequenzen jedoch in der Realität verweilt, spinnt Das Schloss im Himmel sich futuristisch-viktorianische Roboter und Luftschiffe zusammen, die für den großen Einfallsreichtum Studio Ghiblis stehen.
Das Schloss im Himmel
Regie & Drehbuch: Hayao Miyazaki
124 Minuten, von 1986
Der Film beim Universum-Verleih