Studilog: Jennifer // Eine Studentin mit dem Herzensthema Inklusion

Von Miriam Schaefer @chamailion

Dieses Jahr gibt es noch zwei Neuvorstellungen! Jennifer ist eine davon und ich bin gespannt, was sie uns alles aus ihrem Alltag berichten kann. Sie ist Studentin in Trier, Mutter eines Sohnes und engagiert sich sehr intensiv im Bereich Inklusion.

Vorhang auf für ein neues Studilog!


Hey, mein Name ist Jenny. Ich bin 27 Jahre jung, habe einen 7-jährigen Sohn und studiere im 3. Semester Sozial- und Organisationspädagogik an der Uni Trier. Für mich ist es mein Erststudium und ich habe ein wenig spät damit gestartet, da ich zweimal versucht habe eine Ausbildung zu absolvieren. Beide Male musste ich auf Grund mangelnder oder schlechter Kinderbetreuung abbrechen. Somit kam es, dass ich eine sehr lange Familienphase mit einigen Unterbrechungen hatte. Was auch gut so war.

Quelle: Jennifer B.

Mein Studienfach war quasi meine Zweitwahl und doch irgendwie zur ersten Wahl geworden. Früher wollte ich immer in die Chemie und habe auch ein naturwissenschaftliches Abitur absolviert. Dann wurde ich in der 13. Klasse schwanger und es änderte sich alles. Durch Zufall hatte ich schon an der Schule als Leistungskurs Erziehungswissenschaften und nach und nach habe ich im Laufe der Zeit gemerkt, dass dies mehr meins ist. Bis jetzt war es auch die richtige Wahl.
Was unsere Situation besonders macht ist, dass mein Sohn Atypischer Autist ist und eine Infantile Cerebralparese hat. Er ist Träger eines Schwerbehindertenausweises mit 90 GdB und den Merkzeichen G, B und H und hat eine Pflegestufe 0 mit eingeschränkter Alltagskompetenz. Neben den Unizeiten haben wir so einige Therapien zu managen. Da wären Logopädie und Physiotherapie, sowie die Autismustherapie. Besuchen tut er eine sogenannte Schwerpunktschule in der ihn ein Schulbegleiter (Integrationshelfer) begleitet. Im Anschluss daran geht er in einen integrativen Hort, indem 2 Heilerziehungspfleger arbeiten. Ohne diese 2 besonderen Gegebenheiten würde es wohl ziemliche Probleme mit der Vereinbarkeit geben. Durch den Hort habe ich den Luxus, dass mein Sohn im Bedarfsfall bis 18 Uhr betreut ist, sodass ich jetzt Vorlesungen bis 18 Uhr abdecken kann und nur noch Veranstaltungen von 18 – 20 Uhr nicht besuchen kann. Zum Glück habe ich gerade keine davon. Alles was länger wie 18 Uhr geht muss ich über den Familienentlastenden Dienst abdecken, da ich keine Tagesmutter bekomme.

Quelle: Jennifer B.

Ich habe zwar seit 4 Jahren einen Partner, aber dieser muss bis Punkt 18 Uhr arbeiten und arbeitet nicht Uni nah, sodass ich auf den oben genannten Dienst angewiesen bin. Wir leben auch noch in getrennten Wohnungen, da er gerade das Auto ab finanziert und in einer WG mit seinem Vater wohnt, sodass er nur sehr wenig Mietkosten hat.
Neben dem Studium bin ich aktuell 16 Stunden die Woche im Praktikum, muss nun 1- bis 2-mal im Jahr mit meinem Sohn ins Krankenhaus und Termine für Untersuchungen und Hilfsmittelkontrollen vereinbaren, da er Orthesen Träger ist. Ich mache aber auch etwas, was mir persönlich sehr wichtig ist. Ich beteilige mich in unserem schönen Trier am Aktionsplan Inklusion und habe hier eine Sprecherfunktion für eine der Arbeitsgruppen. Der Aktionsplan ist eine meiner Herzensangelegenheiten, da es hier in Rheinland-Pfalz und gerade auch in Trier Regelungen gibt, die seelisch behinderte Kinder betreffen, welche mich einfach nur aufregen und den Kindern, sowie deren Angehörigen, das Leben schwermachen. Ich versuche also mit zu steuern, dass diese Kinder mehr Beachtung finden. Auf das Ergebnis im Sommer 2016 bin ich gespannt und ich hoffe, dass wir eine Fortschreibung für den Aktionsplan durchbekommen, denn es fehlt noch sehr viel.
Mit diesem ganzen drum herum, komme ich oft nur abends zum Lernen, aber das stört mich ehrlich gesagt nicht. Ich sehe das Studium als eine Chance eine bessere Zukunft für uns zu erlangen und freue mich, dass ich die Möglichkeit habe diesen Weg zu gehen. Was nicht bedeutet, dass ich nicht auch mal motze, wenn mir gerade mal alles über den Kopf wächst, aber mit dem ruhigen und relaxten Pol von Freund an meiner Seite ist alles immer halb so wild und daher würde ich diesen Weg immer wieder einschlagen.


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