Studieren mit Kind – meine Challenge

Hallo meine Lieben,

wie ihr wisst, bin ich gerade nicht hier und deshalb schreiben tolle GastBlogger(innen) spannende Beiträge für mich. Heute mal wieder , die liebe Jessi von Terrorpüppi. Jessi macht ja gerade Ihren Doktor und das mit Kind und das ist schon ne Hausnummer wie ich finde. Sie beschreibt einfach mal, wie das eigentlich so ist mit Kind zu studieren vs. promoviren.

Habt viel Spass.

Bildrechte Terrorpüppi

Studieren mit Kind – meine Challenge

Den perfekten Zeitpunkt zum Kinderkriegen gibt es vermutlich für die wenigsten. Mit meiner Terrorpüppi wurde ich schwanger, da war ich gerade ein Jahr Doktorandin. Das eigentliche Studium lag also bereits hinter mir, aber ich habe mich in ein Promotionsstudium gestürzt. Irgendwie bin ich immer noch Studentin, aber irgendwie auch nicht. Heute spiele ich deshalb mal ein kleines Gedankenspiel, nämlich: Was wäre, wenn ich die Püppi schon im Erststudium bekommen hätte?

1.   Neugierde

Als junger Hüpfer direkt nach dem Studium musste ich mich erst einmal selbst finden. So suchte ich herauszufinden, wo ich im Leben eigentlich stehe und wo es mal hingehen könnte. Dabei interessierte ich mich für quasi alles. Ich war entsprechend schnell für etwas zu begeistern, aber nur selten war diese Begeisterung dann auch von Dauer. Vieles verging, aber Stück für Stück blieb auch so einiges, sodass ich sukzessive herausfand, wo ich im Leben stehe und wer ich bin.

Einiges von dieser Neugierde habe ich mir bis heute bewahrt, aber ich flitze nicht mehr allem, was ich potentiell noch entdecken könnte, hinterher. Ich habe schon viel von der Buntheit des Lebens gesehen, es diskutiert, davon gelesen, darüber geschrieben, es erfahren und heute weiß ich, dass nicht alles, was glitzert und funkelt, mich auch glücklich macht. Ich lasse mich noch immer gerne überraschen, aber die Wahrheit ist, dass ich vieles eben nicht mehr entdecken will, weil ich mittlerweile schneller weiß, ob es zu mir passt oder nicht.

Der erste Punkt der Challenge geht für mich somit eindeutig an das Promotionsstudium. Im Erststudium musste ich meine Relevanzen überhaupt erst ermitteln und genau diese muss man mit Kind ja dann priorisieren. Als einfache Studentin konnte ich einfach losmarschieren und musste mich zwar an einigen äußeren Zwängen orientieren (z.B. Studienordnung oder Miete zahlen müssen), aber im Großen und Ganzen war ich wirklich frei. Ich konnte quasi tun und lassen, was ich wollte. Jetzt im Promotionsstudium will ich nicht nur nicht mehr alles entdecken, nein ich kann jetzt überhaupt erst Prioritäten so ordnen, dass ich auch glücklich dabei sein kann. Ich fühle mich trotz aller Grenzen nicht eingeengt, weil ich zuvor viele dieser Grenzen selbst mitgestaltet habe.

2.   Party

In meiner Studienzeit habe ich mir nicht nur unglaublich viel Wissen angeeignet, sondern ich habe auch Party gemacht, was das Zeug hält. Während eines Semesters hatte ich allein studientechnisch gute 50 Stundenwochen, dann habe ich noch um die 20h gejobbt und trotzdem, irgendwie, war ich mehrfach die Woche auf der Piste. Cocktails schlürfen, Bierchen an der Spree trinken, tanzen bis zum Morgengrauen, Studentenfeten, Lesebühnen, Videoabende, Karaoke u.v.m.

Meine Studienzeit war wunderbar, aber irgendwann war auch ein Punkt erreicht, da hatte ich genug. So wundertoll sie auch war, sie musste auch enden, denn ich entwuchs meinem eigenen Lebensstil. Ständig unter Strom zu stehen; Lernen, Arbeiten und Party machen. Diese Kombination hört nach und nach auf, mich zu erfüllen. Ich habe meine größte Wildheit im Erststudium ausgelebt und da hätte ein Kind ganz sicher gestört. Jetzt will ich gar nicht mehr ständig feiern gehen, sondern finde meine Couch oder den Sandkastenrand auch ganz nett. Also wieder ein Punkt für das Promotionsstudium.

3.   Schlafbedürfnis

Schlafen ist mit Kind ja so eine Sache. In der Regel hat man plötzlich weniger davon – und man verfügt nicht mehr frei über die eigenen Schlafzeiten. Welche Seite jetzt den Punkt verdient hat, ist gar nicht so einfach, denn offenbar kam ich „damals“ schlicht ohne viel Schlaf aus. Erst um 2.30Uhr ins Bett gehen und um 5Uhr schon wieder aufstehen, um noch arbeiten zu gehen? Das ging gut! Klar war ich zunächst noch was müde, aber abends war ich trotz eines langen Arbeitstag dann wieder mit Freunden unterwegs. Heute würde ich hingegen wie ein Zombie durch die Gegend laufen und gemeinsam mit dem Kind um 19Uhr wegpennen.

Auf der anderen Seite konnte ich „damals“ auch, wenn der Akku leer war, mir einfach den Schlaf nehmen, den ich brauchte. An Sonntagen und in der vorlesungsfreien Zeit konnte ich nach Belieben ausschlafen und das ist es auch, was ich heute am meisten vermisse… Frei über meinen Schlaf verfügen, ja das wär mal wieder was. Für mich ist es in dieser Kategorie unentschieden. In beiden Phasen passt ein Kind nicht zu meinen Schlafbedürfnissen. Aber Schlaf wird ja eh überbewertet…

4.   Brötchen verdienen

Mein Leben ist nicht mit übermäßigem finanziellen Reichtum gesegnet. Ich musste mir mein Studium weitgehend selbst finanzieren, da mich das Bafög nicht im Überfluss erreichte und meine Eltern es sich nicht leisten konnten, mir ein Leben in Muße zu ermöglichen. Also hieß es arbeiten. Samstags arbeitete ich im Supermarkt und unter der Woche als Tutorin an meinem Lehrstuhl in der Uni. Ein Kind hätte da schon irgendwie reingepasst, denn die Arbeit am Lehrstuhl konnte ich zeitlich flexibel erledigen und die Schichten im Supermarkt waren planbar. Aber mein Hauptjob war ja das Studium und das wäre ungleich schwerer gewesen. Die Veranstaltungen waren total verteilt in der Woche, gerne auch mal abends. Und selbst wenn ich ausschließlich die absoluten Pflichtveranstaltungen betrachte, hätte ich einige Probleme gehabt in der Betreuungsfrage.

Jetzt in der Promotion hingegen habe ich eine äußerst komfortable Situation. Meine Promotion ist mein Job, für den ich auch noch bezahlt werde. Das Stipendium, welches mir meine Doktorarbeit finanziert, sollte eigentlich über drei Jahre gehen. Die Geburt meines Kindes jedoch brachte mich in die komfortable Situation, sogar noch ein Jahr Verlängerung obendrauf zu bekommen. Insgesamt also 4 Jahre Vollzeitpromotionsstudium und mittlerweile bin ich in meinem letzten Jahr angekommen. Ich muss (und darf) nicht nebenbei groß arbeiten gehen. Meine Arbeitszeit kann ich voll flexibel meiner Familiensituation (tagesabhängig) gestalten. Ein Kind passt also in mein Promotionsstudium viel besser hinein! Klarer Punkt für das Promotionsstudium.

Bildrechte Terrorpüppi

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5.   Ängstlichkeit

Bisher scheint es für das Promotionsstudium ja ziemlich eindeutig zu sein, doch in puncto Ängstlichkeit geht der Punkt ohne zu zögern ans Erststudium. Ich werde mit dem Alter nämlich immer ängstlicher. Diese Ängste nicht auch noch ständig zu zeigen und auf meine kleine Püppi zu übertragen, fällt mir sehr schwer (aber es gelingt mir, soweit ich das sehe). Während meines Erststudiums wäre ich definitiv entspannter gewesen.

6.   Sportlichkeit

Auch hier geht der Punkt (leider) klar an die Zeit des Erststudiums. Ich war nämlich sehr viel fitter damals, hätte so einen Tag mit der Püppi körperlich besser überstanden und hätte noch wilder mit ihr spielen können – jedenfalls ohne so aus der Puste zu kommen. Wild spiele ich trotzdem mit der Püppi, aber abends fühle ich mich wie eine alte Frau und währenddessen muss ich auch öfter mal ordentlich nach Luft schnappen.

7.   Biologische Uhr

Familienplanung ist letztlich ja doch keine rein rationale Entscheidung. Man muss es auch wollen und während meines Erststudiums war mir zwar klar, dass ich mal Kinder haben will, aber eben irgendwann und nicht gleich. Meine biologische Uhr tickte damals einfach noch nicht. Nach dem Studium aber hörte ich sie plötzlich ticken und das zunehmend lauter. Ein Punkt also für das Promotionsstudium.

 

An dieser Stelle endet mein kleines Gedankenexperiment. Nicht nur gefühlsmäßig, sondern auch nach Punkten gewinnt also das Promotionsstudium. Inzwischen aber freue ich mich schon wahnsinnig darauf, wenn ich dieses Doktorarbeitsding endlich hinter mir habe. Das gilt vermutlich für so ziemlich jeden Doktoranden irgendwann, denn eines Tages hat mein sein Thema oder zumindest seine Fragestellung einfach über. Irgendwann kann man das Doktorarbeitsding einfach nicht mehr sehne. Soweit so normal. Aber mit Baby oder Kleinkind vielleicht ja doch auch noch mal eine andere Hausnummer. Meine Doktorarbeit war mein Baby und irgendwie ist sie es auch immer noch, aber nun habe eben auch ein richtiges Baby, eines das ich knuddeln kann, das spuckt und pupst, lacht und rumtollt – eines, das nichts sehnlicher braucht als Mami und Papi. Und so wie meine Terrorpüppi mich braucht, so brauche auch ich sie. Meine Prioritätenliste hat sich verschoben. Mein einstiges Baby, um das sich all meine Gedanken gedreht haben, spielt einfach nur noch die zweite Geige. Ja meine Doktorarbeit ist mir immer noch wichtig, aber in der Prioritätenliste ist sie eben nicht mehr ganz weit oben. Die Püppi in dieser Phase meines Lebens bekommen zu haben, war für mich vollends richtig, aber ich freue mich auch schon auf meine nächste Lebensphase – die Postdoktorandenzeit. Gemeinsam mit meiner Püppi.

Mein erstes Kind während meiner Zeit als Doktorandin bekommen zu haben, ist halbwegs nah dran am perfekten Zeitpunkt der Familiengründung. Klar, finanziell könnte man es „dicker“ haben und das eigene Leben könnte geordneter und in geregelteren Bahnen verlaufen. Aber das sind ja doch nur vermeintliche Sicherheiten. Das Wichtigste, was man zum Gründen einer Familie braucht, ist letztlich ja doch nur Liebe und davon war und ist reichlich bei uns.

Es gibt ihn nicht, den perfekten Zeitpunkt um eine Familie zu gründen oder??? Bei Jessi klingt es eigentlich ganz annehmbar.
Ich sag immer kommt Zeit kommt Rat.

Was meint ihr? Wann ist es perfekt und wann passt es gar nicht, eine Familie zu gründen?

Danke liebe Jessi für deinen Beitrag.

Eure Glucke


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