Im September 2009 hatte ich die Gelegenheit mit meiner Hochschule, der Hochschule Neu-Ulm, für einen Monat nach Indien zu reisen. Genauer gesagt nach Bangalore. Für diese Studienreise standen sowohl zwei Wochen an unserer Partner-Hochschule, der Alliance Business School in Bangalore, sowie diverse Firmenbesuche und Ausflüge sowie mehrtägige Unterstützung bei Christel House, das Kindern aus den Slums Schulbildung ermöglicht, auf dem Programm. Während meiner 4 Wochen in Indien hatte ich einen kleinen Blog, in dem ich Freunden und Familie von meiner Reise berichtete. In Kursiv findet ihr aktuelle Kommentare von mir.
Wir starten mit unserer Ankunft und den ersten Eindrücken:
06.09.2009 – Erste Eindrücke
Sooo haben den ersten „Rundgang“ um unser Hotel gemacht und die ersten Besorgungen gemacht. Hier ist jetzt gerade kurz nach 16Uhr und wir machen jetzt wohl erst mal noch ein kleines Nickerchen. Hab die ganze Nacht ca. 2 Stunden geschlafen – YEAH!
Um ca. 12 Uhr waren wir hier im Hotel angekommen und sind dann zuerst mal alle eingecheckt und haben dann unsere 6-Personen-Suite bezogen. Nach einer kurzen Einweisung sind wir dann direkt losgetigert, um die Umgebung zu erkunden und haben einen Bankautomaten gesucht. Waren direkt danach auch noch in einem riesigen Einkaufszentrum mit Spar und großer „Fressabteilung“ und allem möglichen. Eine riesen Shoppingmall eben. Ist aber noch ein total komisches Gefühl hier was zu kaufen. 70 Rupien sind ca. 1 Euro, d.h. wenn du hier nur eine 2l Wasserflasche für 20 Rupien kaufst, legst du eben schon zwei dicke Geldscheine auf den Tisch. Da muss man sich noch dran gewöhnen. Wenn man alles umrechnet ist es total günstig hier, aber durch die vielen Scheine kommt es einem erstmal so vor als ob man total viel Geld ausgibt.
Das Einkaufszentrum steht auch in totalem Gegensatz zu seiner Umgebung. Innen total schick und sauber usw. Man kommt auch nicht ohne Taschenkontrolle etc. rein und sogar wenn man raus kommt mit einer versiegelten, verschlossenen Tüte muss man den Kassenzettel vorzeigen um zu beweisen, dass man das wirklich selbst gekauft hat.
Die Umgebung dagegen ist genau so wie man sich Indien immer vorstellt. Die Straße total kaputt und Verkehrschaos etc. … (geil, wie ich damals fast etwas zu kritisch über die Verhältnisse geschrieben habe. Aber: Es war eben mein erstes Mal außerhalb Europas und da war das echt total verrückt.)
Morgen geht es um 8 Uhr los an die Uni und wir treffen zum ersten Mal unsere Buddys. Bin schon gespannt auf das Frühstück hier. (Wir haben an unserer Partner-Uni jeweils einen „Buddy“ zugewiesen bekommen, der uns an die Hand nehmen und uns alles zeigen sollte. Eigentlich waren wir am Ende sowieso meist in Grüppchen unterwegs, aber dieses System sollte uns helfen Kontakt aufzunehmen und wir waren alle sehr aufgeregt, wen wir zugeteilt bekommen.)
08.09.2009 – Erste Tage in Bangalore
Inzwischen haben wir 2 spannende Tage in Bangalore hinter uns. Hier kann man erstmal sehen wie es direkt vor unserem Hotel aussieht:
Ab Montag waren wir an der Alliance Business School und wurden unseren Buddys vorgestellt. Sie sind alle eigentlich sehr freundlich, aber meist sehr laut und immer nach Aufmerksamkeit heischend. Der Campus der Uni ist modern und sauber und auch erst ein Jahr alt. Allerdings ist natürlich – typisch für hier – noch nicht alles fertig.
Am Anfang fiel es uns noch recht schwer die Inder zu verstehen. Inzwischen ist es ein wenig besser geworden, aber man muss sich immer echt anstrengen um mitzukommen. Wir sind jetzt jeden Tag von halb 10 bis um 16.15 in der Vorlesung. Mit einer Pause und Lunch.
Allein die Fahrt an den Campus ist immer ein echtes Erlebnis und dauert je nach Verkehr 1 bis 1,5 Stunden. Die Straßen sind voll mit Rikschas, Rollern, Motorrädern, Autos, Fahrrädern und Fußgängern. Der pure Wahnsinn und das absolute Verkehrschaos.
Unser zweiter Tag an der Uni war ebenfalls sehr interessant und ich weiß eigentlich gar nicht so genau wo ich mit dem Erzählen anfangen soll. Wir wurden zunächst in Gruppen eingeteilt und haben dann ca. 3 Stunden einen Text mit Fragen des Professors bearbeitet. Dabei waren es wieder unsere indischen „Mitstudenten“, die sich immer sehr hervor tun wollten und zu allem immer etwas zu sagen hatten.
Nachmittags gab es noch eine kleine Vorlesung zum Thema Interkulturelles: Vergleich Deutschland und Indien. Sehr interessant war vor allem auch für uns, was die Inder denken wie Deutschland und wir Deutschen sind. Wobei man sagen muss, dass die indischen Studenten quasi absolut gar nichts über Deutschland wussten. Sie kannten nicht einmal Berlin oder München. Das Einzige, das sie aus Deutschland kannten ist das Bier. Davon war ich tatsächlich überrascht. Ich hätte schon gedacht, dass ein wenig mehr Wissen in Erdkunde im Rest der Welt vermittelt wird. Oder zumindest die ganze Welt (dank Bier usw.) das Oktoberfest in München kennt.
Nach der Vorlesung ging es wieder kurz ab ins Hotel und danach auf Abenteuerreise mit der Rikscha. Es ist wirklich sehr krass hier mit so einer kleinen Rikscha durch die Stadt gefahren zu werden. Eine halbe Stunde Fahrt für umgerechnet nicht mal ganz einen Euro. Aber man hat immer Angst heil anzukommen. Die Inder kennen keine wirklichen Straßenregeln. Jeder drängelt und hupt und fährt so dicht auf und nebeneinander, dass man aus den Rikschas die anderen Autos anfassen könnte.
In der Mahatma Gandi Road angekommen drehten wir eine kleine Runde durch die Shops, haben uns allerdings vorgenommen da nochmal hin zu fahren, wenn wir mehr Zeit haben, um richtig zu shoppen.
Mahatma Ghandi Road Bangalore
Später sind wir irgendwie in immer kleinere Straßen geraten, abseits der Touristengegenden (das war damals tatsächlich ein wenig scary) und mussten dann erst noch eine Rikscha finden die uns zu unseren Konditionen wieder ins Hotel fahren wollte. Da wir nicht wussten ob der Fahrer wirklich weiß wo unser Hotel ist, war die Fahrt noch aufregender. (Man konnte sich da nämlich nie so richtig sicher sein. Auf die Frage: „You know where it is?“, antworteten die Inder grundsätzlich mit „Yes, yes.“ :D) Wir sind aber heil im Hotel angekommen und das sogar schneller als wir dachten. Abenteuerlich war es trotzdem.
Freue mich jetzt schon auf mein Bett. Hier ist es gerade 23 Uhr und um spätestens 6.30 sollten wir wieder aufstehen, damit wir um 7.45 wieder zur Uni aufbrechen können.
09.09.2009 – Bangalore Road by Rikscha
Damit ihr noch mehr Eindrücke von hier gewinnen könnt und von unserer Rikscha Fahrt Dienstag Abend hab ich mal noch ein Video auf YouTube hochgeladen:
Heute ist außer Uni nicht viel passiert. Wir hatten heute ein paar lustige Vorlesungen besucht, in der die Professoren eher Hindi mit englischem Akzent gesprochen haben als andersrum und haben danach noch an unserem Business Plan, den wir am Mittwoch vorstellen müssen, gearbeitet.
Spannend: Ich hatte noch eine nette Unterhaltung mit einem unserer Buddys (dessen Name ich leider weder schreiben noch aussprechen kann) über die Rikscha Fahrer und indischen Straßenverkehr. Ich habe dabei erfahren, dass es in Indien zwar Verkehrsregeln gibt, aber man sich nur daran hält, wenn gerade ein Polizist in der Nähe ist. Das ist im Falle von Bangalore so gut wie nie. Dabei hat er mir dann erzählt, dass es hier auch Ampeln gibt und wollte mir erklären, dass man bei grün fahren darf und so weiter, weil er dachte, dass wir in Deutschland keine Ampeln haben
Das Wetter wird jeden Tag besser. Nur leider wird es schon Abends um 19 Uhr dunkel hier, so dass wir, wenn wir um 18 Uhr im Hotel ankommen, nicht wirklich viel Zeit haben, um die Sonne zu genießen.
Wir sind außerdem gerade noch dabei für ein paar, die mit wollen, am Wochenende einen Eintagesausflug zu organisieren. Wird sicher interessant und auch spaßig. Freu mich schon drauf.
Weiter geht es dann in meinem nächsten Beitrag mit dem „Ausflug“
Beiträge aus der Serie Studienaufenthalt in Indien 2009 (sobald sie erschienen sind, werde ich sie auch hier verlinken):
- Einführung
- Erste Tage in Bangalore
- Rückblick auf die erste Woche
- Bustour Belur – Halebeedu – Shravanabelagola
- Letzte Tage an der Partneruni
- Christal House, Kochkurs und Ausflug nach Mysore
- MindTree, Kochkurs, SAP, UB-Group, Bosch und Textilfabrik
- Wochenende in Bandipur National Park und Christel House
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Letzte Tage in Bangalore