Was das bedeutet, kann man sehr gut beim Thema “Gewalt gegen Frauen” beobachten. Es wird als Gewalt definiert, was Frauen als Gewalt empfinden und das kann z.B. auch Nichtbeachtung sein, zu “wenig” Haushaltsgeld und dgl. mehr. Im Familienrecht hat dieses Prinzip die gravierendsten Ausmaße angenommen. Sobald eine Frau behauptet, dass der Vater der gemeinsamen Kinder sich diesen unsittlich genähert hat – gemeinsames baden kann da schon mal anders ausgelegt werden – ist es erst einmal aus mit Kontakten zu den eigenen Kindern. Warum sollten Frauen bei einer Befragung zum Thema Zwangsheirat anders reagieren? Was das für die Studie über Zwangsheirat bedeutet, kann man sich leicht vorstellen.
Mit Todesdrohungen zur Trauung
Die meisten Betroffenen sind sehr jung: Vier von zehn waren bei der Beratung zwischen 18 und 21 Jahren alt. Knapp ein Drittel der Betroffenen war sogar noch minderjährig. Viele Opfer haben zudem extreme Brutalität erlebt: Mehr als die Hälfte war bei der Zwangsverheiratung körperlicher Gewalt ausgesetzt.Jede dritte Betroffene wurde sogar mit dem Tode bedroht. In Deutschland sind meistens Frauen von Zwangsverheiratung betroffen. Der Anteil der männlichen Opfer machte in der Studie 6 Prozent aus. Auch unter Männern vermuten Experten jedoch eine hohe Zahl unfreiwilliger Ehegatten. Fast alle Betroffenen hatten einen Migrationshintergrund, allerdings waren die meisten in Deutschland geboren. 44 Prozent besaßen sogar die deutsche Staatsbürgerschaft. Bundesregierung
Das der Anteil männlicher Opfer nur 6% ausmachen soll, bezweifele ich. Leider finde ich derzeit keine anderen Zahlen.
Kristina Schröder: “Wer seine Kinder gegen ihren Willen verheiratet, tut ihnen Gewalt an”
Zentrale Ergebnisse der Studie:
- In Deutschland sind überwiegend Menschen mit Migrationshintergrund im Alter zwischen 18 und 21 Jahren von Zwangsverheiratung bedroht und betroffen, in vielen Fällen haben sie die deutsche Staatsangehörigkeit. In erster Linie sind Frauen und Mädchen betroffenen, 30 Prozent von ihnen sind jünger als 17 Jahre.
- Häufigstes Herkunftsland der Eltern ist mit 44 Prozent die Türkei, gefolgt von Serbien (mit Kosovo und Montenegro), Irak und Afghanistan (jeweils 6 bis 9 Prozent der Eltern).
- Zwangsverheiratung geht oft einher mit familiärer Gewalt. Zwei Drittel der Betroffenen haben schon als Kinder und Jugendliche Gewalt erlitten. Dabei steht psychische Gewalt an erster Stelle, gefolgt von körperlicher und sexueller Gewalt. Mehr als die Hälfte der Befragten gab an, dass sie körperlichen Angriffen ausgesetzt sind, um in die Ehe gezwungen zu werden, 27 Prozent wurden mit Waffen und sogar Mord bedroht.
- Auch Jungen und Männer sind von Zwangsverheiratung bedroht oder betroffen (rund 6 Prozent der für die Studie erfassten Betroffenen). Für viele von ihnen unterscheiden sich jedoch die Konsequenzen sowie der Umgang mit Zwang von den betroffenen Frauen und Mädchen. Nur wenige Männer sehen sich als Opfer und thematisieren den Zwang. Daher suchen auch nur wenige männliche Betroffene Beratungsstellen auf, zumal spezialisierte Beratungsangebote fehlen. Diejenigen, die Beratung suchten, wurden ebenso wie Mädchen und Frauen massiv mit Gewalt bedroht.
Durchgeführt wurde die Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend von einem Konsortium, geführt von der Lawaetz-Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Büro Torsten Schaak und TERRE DES FEMMES, Berlin. BMFSFJ
Zwangsverheiratung in Deutschland – Anzahl und Analyse von Beratungsfällen (Kurzfassung)
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