Vor Kurzem wurden die Ergebnisse einer Studie der Bundesregierung veröffentlicht, die besagt, dass die jungen Erwachsenen von heute unpolitisch, egoistisch und konsumorientiert wären – und sie hat recht.
Für die Generation der 18- bis 30-Jährigen von heute gibt es viele Namen: “Generation Praktikum”, “Generation Bachelor” und seit der neusten Spiegel-Ausgabe auch “Generation Merkel”. Doch wodurch zeichnet sich diese Generation wirklich aus? Wenn es nach einer neuen Studie der Bundesregierung geht, lassen sich die jungen Erwachsenen mit folgenden Charakteristiken beschreiben: Sie sind unpolitisch, egoistisch und konsumorientiert. Denn als die Studienteilnehmer nach ihren Prioritäten gefragt wurden, stand finanzielle Sicherheit klar vor politischem Engagement. Was ist dran an den Vorwürfen?
Ein Erfahrungsbericht:
Diejenigen Leser, die schon in höheren Semestern studieren, haben vielleicht auch bemerkt, wie sich sie Studentengenerationen über die letzten Jahre verändert haben. Vor einigen Jahren gab es noch mehr Individualisten zu sehen – linke, tolerante und politisch interessierte Jugendliche, mit denen man sich in der Gruppe totdiskutieren konnte. Wenn man sich dagegen jetzt auf den heutigen Campussen umschaut, sieht man keine Punks oder Metaller mehr, sondern nur konforme, desinteressierte Alleinkämpfer, die sich mehr für ihr neuestes Smartphone als für gesellschaftliche Themen interessieren.
Dieser Trend ist mehr als besorgniserregend. Wie es Professor Walter Grünzweig, der an der Technischen Universität Dortmund für das Institut der amerikanischen Literatur und Kultur tätig ist, passend formuliert hat: “Wir erziehen eine unpolitische, antiintellektuelle Generation”. Er fügt hinzu, dass seit der Bologna-Reform nur “Schmalspur-Absolventen” für den Arbeitsmarkt produziert würden.
Man sieht dies sehr schön an dem Umgang der Studenten untereinander. Es wird nicht mehr in der Gruppe zusammen für Klausuren gelernt, sondern manche Studenten versuchen, andere auszustechen, verstecken Bücher und stehen im permanenten Konkurrenzkampf miteinander. Dieses Phänomen setzt sich dann im Beruf fort und wenn diese Entwicklung so weiter geht, sieht die Zukunft schwarz aus. Wollen wir in Deutschland wirklich emotionslose Roboter, die sich mehr für ihre Luxusgüter interessieren als für ihre Mitmenschen?
Meiner Meinung nach liegt die Schuld aber nicht nur an der Bologna-Reform, das wäre zu einfach – es findet generell ein gesellschaftlicher Umschwung statt. Die Studenten von heute sind die erste oder zweite Generation, die nicht während eines Krieges aufgewachsen sind. Noch nie konnten sich die Jugendlichen so viel leisten und trotzdem haben sie Angst davor, arbeitslos zu werden. Deswegen gibt es mittlerweile mehr Lehramts- und BWL-Studenten als beispielsweise Musik- und Kunststudenten, weil viele denken, dass sie so einen sicheren Job bekommen. Weswegen kann sich dann jeder ein Smartphone leisten, wenn es den Jugendlichen von heute so schlecht geht? Hm.
Ein weiteres Problem ist, dass wir in einer digitalen Gesellschaft leben, in der es nur noch Pseudoaktivismus gibt. Denn nach den Ergebnissen der Studie sieht die neue Generation beispielsweise Flüchtlinge in Deutschland als kritisch an. Aber anstatt sich politisch zu engagieren, um die Welt da draußen etwas besser zu machen, unterzeichnet man lieber eine Online-Petition, damit das Gewissen beruhigt ist.
Was mich zur Überschrift des Artikels zurückbringt, denn meiner Meinung nach haben sich die Studenten ihr Image als egoistisch, konsumorientiert und unpolitisch selbst zu verschulden. Denn sie sind langweilig und konform geworden, haben keine Träume mehr und sehen in ihrer verzerrten Realität jeden Mitmensch als Feind an, der ihm den Job wegnehmen könnte. Sie haben sich in eine materielle Welt ziehen lassen, in der Äußerlichkeiten mehr zählen als Inhalte.
Wie lässt sich das Problem also lösen? Vielleicht lieber mal das Smartphone oder Tablet weglegen und den Song “Teenage Riot” von Sonic Youth einlegen.
Lesenswert:
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/sibylle-berg-ueber-gesellschaftliche-konformitaet-a-899818.html