Studie mit Lösungsansätzen für die Sanierung aus der Sicht der Energieberater

Wo sind die Lösungen für die zu geringe Sanierungsrate bei Gebäuden? Mit Sicherheit gibt es einige Untersuchungen über die Hindernisse, die energetischen Gebäudesanierungen im Weg stehen. Aber hat man daraus die notwendigen Schlussfolgerungen gezogen? Und geeignete Lösungen entwickelt? Mir sind zumindest nur wenige gute Lösungsansätze bekannt. Auf die steuerliche Förderung zu setzen scheint ein Irrweg zu sein, wenn es politisch nicht durchsetzbar ist. Und welchen Beitrag der individuelle Sanierungsfahrplan leistet, ist noch nicht bekannt. Im Blog des Verbandes unabhängigen Energieberaterinnen und Energieberater in Deutschland, GIH, war im Juni von einer Masterarbeit zu lesen, die wesentliche Hemnisse bei der energetischen Wohngebäudesanierung ermittelt und passende Lösungen gesucht hat.

Stand der energetischen Gebäudesanierung in Deutschland

Die Sanierung von Wohngebäuden hat sich in den letzten Jahren in Deutschland nicht wesentlich verändert. Wir haben, laut dena Gebäudereport kompakt 2018, immer noch eine Sanierungsrate von rund 1%. Um die Klimaschutzziele zu erreichen wären mindestens 1,4% notwendig, die Bundesregierung strebt sogar 2% an. Diese Zahlen beziehen sich umfassende Sanierungen von kompletten Gebäuden.

Was hingegen passiert sind Einzelmaßnahmen, wie der Tausch der Heizungsanlage oder der Einbau neuer Fenster. Bei den Fenstern liegt die Motivation vermutlich vor allem an einem höheren Schutz vor Einbruch. Dennoch wächst vor allem der Verkauf von hoch energieeffizienten dreifach-Verglasungen. Und bei den Heizungen gibt es immerhin einen Rückgang bei ölbefeuerten Heizungen mit einem Trend zu Gas-Brennwertheizungen und Wärmepumpen.

Als Beitrag des Gebäudesektors zum Klimaschutz reicht dieser Stand nicht aus, es muss sich mehr bewegen.

Was funktioniert um mehr Wohngebäude zu sanieren?

Nur was tun, um Sanierungen attraktiver zu gestalten? Einen leichten Weg scheint es nicht zu geben nachdem sich die Politik wieder nicht auf die steuerliche Förderung einigen konnte. Im Bereich der Mehrfamilienhäuser bin ich sehr gespannt auf das Projekt Serielles Sanieren mit Energiesprong.

Bei Ein- und Zweifamilienhäusern fällt mir als positives Beispiel nur die Modellstadt Bottrop ein. So wie ich es verstanden habe, wartet man dort nicht bis sich die Eigenheimbesitzer für eine Sanierung interessieren. Auf die langweiligen Informationsveranstaltungen locken die Energieberater mit kostenloser Currywurst und die Beratung oder Informationen laufen dann nebenher. Hinzu kommt die gezielte Ansprache von Gebäudeeigentümer und Unternehmer, so dass bereits ein relativ hoher Anteil davon eine individuelle Energieberatung erhalten hat. Daraus resultiert eine hohe Sanierungsrate von 3%, denn mehr als die Hälfte der Gebäudeeigentümer hat auch bereits Maßnahmen umgesetzt.

Dieser Erfolg zeigt, es braucht eine individuelle und attraktive Ansprache der Gebäudebesitzer in Verbindung mit individuellen Energieberatungen. Dieser Ansatz muss von den Städten und Kommunen ausgehen, er kann nicht von oben verordnet werden.

Masterarbeit „Hemmnisse bei der energetischen Sanierung von Wohngebäuden

Welche konkreten Hemmnisse der energetischen Sanierung von Wohngebäuden im Wege stehen und wie man sie beseitigen kann, hat der Ulmer Student Jonas Rentrop in seiner Master-Arbeit untersucht. Der Bundesverband GIH Gebäudeenergieberater Ingenieure Handwerk e.V. sieht sich durch die Ergebnisse der Arbeit in seinen Forderungen bestätigt und veröffentlicht die Arbeit in seinem Blog. Allerdings, das muss dann dazu sagen, gehört eine Befragung von Energieberatern zu der Masterarbeit.

In dieser Abschlussarbeit an der Universität Ulm hat er die Vielfalt der unterschiedlichen Sanierungsbarrieren untersucht und die bedeutsamsten Gründe für das Nicht-Sanieren ermittelt. Dazu hat er sich ausgewählte Literatur, bestehend aus 13 Quellen, Journal-Artikel, Berichte, Tagungen und Studien, durchgearbeitet. Dies ergab eine Liste von 26 unterschiedlichen Sanierungsbarrieren, je häufiger eine Barriere genannt wird um so relevanter ist sie. Neben der Aufteilung in die Kategorien persönliche, finanzielle und sonstige Hemmnisse hat er Punkte verteilt und eine Reihenfolge der größten Hemmnisse festgelegt.

Im nächsten Schritt hat er für die sieben maßgeblichen Sanierungshemmnisse, die am häufigsten genannt wurden, mit der Hilfe von zwei Experten jeweils fünf geeignete Lösungsansätze gewählt. Die möglichen Lösungen stammen aus einer Reihe von 70 verschiedenen Lösungsvorschlägen, erarbeitet im Forschungsprojekt „Sandy" (Sanierungsoffensive in dynamischen Kommunen).

Wirksame Lösungsansätze zur Steigerung der Sanierungsrate

Die Lösungsmöglichkeiten zu den Sanierungshemmnissen hat er in einer Online-Umfrage unter 3.100 Energie- und Verbraucherberatern, sowie Klima- und Umweltschutzbeauftragten, bewerten lassen. Je besser der Lösungsansätz geeignet ist, umso mehr Punkte erhält dieser. Aus dem Ergebnis aller Bewertungen hat er einen arithmetischen Mittelwert gebildet. So gibt es aus der Sicht der Befragten für alle Hemmnisse mindestens eine geeignete Lösung um diese abzubauen.

Drei Lösungsansätze stellen sich in dieser Bewertung als besonders wichtig dar:

  1. Vereinfachung der Förderung
  2. Gebäudespezifische Energiekonzepte
  3. Besuch einer energetisch sanierten Immobilie

Offene und intensive Zusammenarbeit der beteiligten Akteure

Als Fazit empfiehlt er eine offenere und intensivere Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Institutionen um bessere Rahmenbedingungen für alle Seiten zu erreichen. Dies bedeutet, dass eine engere Zusammenarbeit zwischen den Akteuren, wie Politik, Finanzinstitutionen wie z. B. KfW, Verbraucher- und Energieberaterverbände, notwendig ist.

Informationskampagne um Vorurteile abzubauen

Daneben fordert eine intensivere und ansprechendere Werbung für Sanierungen, sowie Informationen um Vorurteile zu beseitigen und Wissensdefizite zu reduzieren. Ich weiß aber nicht, ob eine bundesweite Öffentlichkeitskampagne für so sinnvoll ist, wie sie sich der GIH wünscht. Ich würde mir eher die Unterstützung lokaler Kampagnen, wie in Bottrop oder im Projekt Sandy wünschen.

Am wirksamsten ist jedoch der Besuch eines sanierten Hauses und das Gespräch mit dem Eigentümer. Das ist ein glaubwürdiger Erfahrungsaustausch auf Augenhöhe. Hinzu kommt dann eine individuelle Energieberatung mit einem Vor-Ort-Termin.

Förderstruktur ist ein großes Ärgernis für die Befragten

Der Aufwand für die Beantragung und den Erhalt der Förderung ist für viele der befragten Experten zu hoch und zu kompliziert. Er sollte deutlich einfacher sein, damit sie sich auf die eigentliche Arbeit konzentrieren können.

Hilfreiche Studie zu Lösungsansätzen für die Sanierung

Die Abschlussarbeit ist definitiv eine Hilfe um Lösungen zu suchen für die Attraktivität der Sanierung von Wohngebäuden. Daher hoffe ich, dass sie noch von vielen anderen Akteuren gelesen wird.

Als nächsten Schritt würde ich mir eine ähnliche Befragung unter Gebäudeeigentümern oder unter Handwerkern wünschen. Beide sind auch in dem Prozess beteiligt und besonders ohne die Eigentümer geht es nicht. Daher müssen sie auch in die Suche nach geeigneten Lösungsansätzen eingebunden sein.

Was haltet Ihr von der Untersuchung und den Ergebnissen?


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